Kiew sieht bei den Verhandlungen mit Russland Gegensätze, aber auch Raum für Kompromisse. Russland verhängt ein Einreiseverbot gegen Joe Biden. Die Lage am Dienstag.
Wir fassen für Sie die wichtigsten Entwicklungen zum Krieg in der Ukraine im Folgenden zusammen. Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.
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Die Situation im Krieg in der Ukraine an Tag 20
- Die EU-Regierungschefs von Polen, Tschechien und Slowenien sind in Kiew angekommen und vom ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj begrüßt worden. Selenskyj veröffentlichte am späten Dienstagabend auf Telegram ein Video, das ihn, den polnischen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki, Tschechiens Regierungchef Petr Fiala und seinen slowenischen Kollegen Janez Jansa mit weiteren Gesprächsteilnehmern in einem fensterlosen Raum zeigt. "Ihr Besuch in Kiew in dieser für die Ukraine schwierigen Zeit ist ein starkes Zeichen der Unterstützung. Wir wissen das wirklich zu schätzen", sagte Selenskyj.
- Der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, hat nach den schweren Angriffen eine 35 Stunden lange Ausgangssperre angekündigt. Von Dienstagabend, 19 Uhr (MEZ), bis Donnerstagfrüh, 6 Uhr (MEZ), dürften die Einwohner ihre Häuser nur verlassen, um sich in Schutzräumen und Bunkern in Sicherheit zu bringen, schrieb Klitschko am Dienstag im Nachrichtenkanal Telegram.
- Die Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland über ein Ende des Kriegs sind am Dienstag nach Angaben aus Kiew weitergegangen. Einem ranghohen Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zufolge, habe sich der "Tonfall" der Gespräche verändert. Die Verhandlungen zwischen Vertretern Russlands und der Ukraine seien demnach teils "konstruktiver" geworden, sagte der stellvertretende Stabschef Ihor Schowkwa am Dienstag. Auch der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak erklärte auf Twitter, in den Verhandlungen bestünden zwar weiterhin noch "fundamentale Gegensätze". Ein Kompromiss sei aber möglich: "Wir werden morgen weitermachen."
- Die russischen Bodentruppen machen in der Ukraine nach Einschätzung der US-Regierung weiter kaum Fortschritte. Die Hauptstadt Kiew werde weiter aus großer Entfernung bombardiert, sagte ein hoher US-Verteidigungsbeamter am Dienstag. Immer öfter würden zivile Ziele wie Wohngebiete getroffen. Das russische Militär sei aber nicht nennenswert näher an die Stadt herangerückt. Schätzungen nach seien die russischen Truppen im Nordwesten etwa 15 bis 20 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, im Osten seien es zwischen 20 und 30 Kilometer.
- Selenskyj appellierte auf Twitter an "Ukrainer auf der ganzen Welt", mit Politikern und Journalisten zu sprechen und so den Druck auf Unternehmen zu erhöhen, den russischen Markt zu verlassen. Der gesamte Handel mit Russland müsse gestoppt werden, schrieb Selenskyj, damit er nicht mehr "die Tötung unserer Kinder" finanziere.
- Zudem strebt Selenskyj eine Verlängerung des Kriegsrechts bis zum 24. April an. Männer zwischen 18 und 60 Jahren sollten im Land bleiben, um gegen die russischen Angreifer kämpfen zu können.
So ist die Lage in den ukrainischen Städten
- Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine am 24. Februar sind nach Angaben der Vereinten Nationen drei Millionen Menschen aus dem Land geflüchtet. Es handele sich um die am schnellsten eskalierende Vertriebenenkrise in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg, teilte ein Sprecher der Internationalen Organisation für Migration mit. Laut dem Kinderhilfswerk Unicef befinden sich unter den Flüchtlingen 1,4 Millionen Mädchen und Jungen.
- Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben an mehreren Fronten russische Angriffe abgewehrt. Nördlich von Kiew sei es russischen Kräften nicht gelungen, die Verteidigungsstellungen zu durchbrechen, teilte der ukrainische Generalstab am Dienstag mit. Auch die westlich der Hauptstadt gelegene Stadt Makariw hätten die Angreifer nicht einnehmen können. In der Ostukraine seien ebenfalls Vorstöße zurückgeschlagen worden, etwa bei der Stadt Lyssytschansk.
- Aus der belagerten ukrainischen Hafenstadt Mariupol ist Angaben aus Kiew zufolge 20.000 weiteren Zivilisten die Flucht gelungen. Insgesamt 4.000 Privatautos hätten die Stadt am Dienstag verlassen können, schrieb der Vizechef des Präsidentenbüros, Kyrylo Tymoschenko, am Abend auf Telegram. Davon seien 570 Fahrzeuge bereits in der mehr als 200 Kilometer nordwestlich gelegenen Stadt Saporischschja angekommen, hieß es. Mariupol wird ukrainischen Angaben zufolge beständig aus mehreren Richtungen mit Artillerie und Kampfflugzeugen angegriffen. In Mariupol sind nach Angaben örtlicher Behörden bisher mehr als 2.000 Zivilisten getötet worden.
- Die Ukraine plant nach eigenen Angaben die Öffnung von neun Fluchtkorridoren aus Gebieten, die von russischen Truppen belagert werden. Die Behörden wollten zudem versuchen, Hilfsgüter nach Mariupol zu bringen, teilte Vize-Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk mit. Aus dem rund 70 Kilometer entfernten Berdjansk versuche erneut ein Konvoi mit Dutzenden Tonnen Hilfsgütern, die stark zerstörte Stadt zu erreichen.
- Aus der belagerten ukrainischen Region Sumy an der russischen Grenze sind am Dienstag mit Hilfe des Roten Kreuzes zwei Konvois mit Zivilisten an Bord losgefahren. Das Rote Kreuz begleitete mindestens 80 Busse Richtung Lubny, teilte die Organisation am Dienstag in Genf mit. Die Busse hätten Sumy am Dienstagnachmittag um 15.30 Uhr verlassen, die Aktion laufe noch. Die Busse wurden demnach von klar markierten Rotkreuz-Fahrzeugen begleitet, um Angriffe zu verhindern.
- Die russische Armee hat nach eigenen Angaben das komplette Gebiet Cherson im Süden des Landes unter ihre Kontrolle gebracht. In dem Gebiet in der Schwarzmeer-Region leben rund eine Million Menschen. Bestätigt wurde die Besetzung von ukrainischer Seite zunächst nicht. Allerdings hatte Russland zuvor schon die Kontrolle über die Gebietshauptstadt Cherson übernommen.
- Nach dem Angriff auf einen Fernsehturm nahe der nordwestukrainischen Großstadt Riwne ist die Zahl der Opfer nach ukrainischen Angaben deutlich auf 19 gestiegen. Neun Menschen seien verletzt worden, sagte der Chef der regionalen Militärverwaltung, Witalij Kowal.
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- Die von russischen Truppen eingenommene Atomruine von Tschernobyl hat nach Angaben der internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) wieder Strom. "Die Ukraine hat die IAEA darüber informiert, dass die externe Stromversorgung des Kernkraftwerks (Tschernobyl) heute wiederhergestellt wurde", erklärte die IAEA am Montagabend auf Twitter.
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Russlands Angriffskrieg: Reaktionen und Sanktionen
- Als Reaktion auf US-Sanktionen verhängt Russland nun seinerseits Einreiseverbote gegen US-Präsident Joe Biden und andere US-Regierungsmitglieder. Das Außenministerium in Moskau veröffentlichte am Dienstag eine "schwarze Liste" mit 13 Namen, darunter Außenminister Antony Blinken und Verteidigungsminister Lloyd Austin. Auch der kanadische Premierminister Justin Trudeau und Hunderte Kanadier dürfen nicht mehr nach Russland einreisen.
- Russland hat ein Verfahren zum "Austritt" aus dem Europarat eingeleitet. Wie das Außenministerium in Moskau am Dienstag über den Messengerdienst Telegram mitteilte, wurde die Generalsekretärin des Rates, Marija Pejcinovic Buric, bereits über den Schritt informiert.
- Die Staats- und Regierungschefs der Nato-Staaten werden in der kommenden Woche zu einem Sondergipfel zu Russlands Krieg gegen die Ukraine zusammenkommen. Das Treffen soll am 24. März in der Bündniszentrale in Brüssel organisiert werden, wie Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Dienstagabend mitteilte. Auch US-Präsident Biden reist nach Angaben seiner Sprecherin nach Brüssel, um an dem Treffen teilzunehmen.
- UN-Generalsekretär António Guterres hat wegen des Ukraine-Kriegs vor einem "Wirbelsturm des Hungers" weltweit gewarnt. Der Krieg in der Ukraine sei "auch ein Angriff auf die am meisten gefährdeten Menschen und Länder der Welt", sagte Guterres unter Verweis auf die Bedeutung der Ukraine als Nahrungsexporteur.
- Die russische Redakteurin Marina Owsjannikowa protestierte live in der Hauptnachrichtensendung des russischen Fernsehens gegen den Krieg in der Ukraine: Sie hatte ein Schild mit den Worten: "Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen" hochgehalten. Der Kreml bezeichnete die Aktion der Redakteurin als "Rowdytum". Die Frau wurde verhaftet - und nun offenbar zu einer Geldstrafe von 30.000 Rubel (226 Euro) verurteilt. Frankreichs Präsident Macron kündigte an, "diplomatische Schritte einzuleiten", um der Frau Schutz zu gewähren, "entweder in der Botschaft oder im Asyl", so Macron vor Journalisten.
Am Dienstag war die Redakteurin laut russischen Menschenrechtsorganisationen zunächst über Stunden nicht auffindbar gewesen. Am späten Nachmittag hatte der russische Journalist Alexej Wenediktow dann in seinem Telegram-Kanal ein Foto von Owsjannikowa mit ihrem Anwalt Anton Gaschinski in einem Moskauer Gerichtsgebäude veröffentlicht.
Was im Krieg in der Ukraine am Tag 19 passierte
Scholz und Erdogan appellieren aus der Türkei an Putin: "Halten Sie inne". Russland räumt erstmals ein, dass der Ukraine-Einsatz nicht nach Plan verläuft - lesen Sie hier nach, wie sich die Lage am 19. Tag des Ukraine-Kriegs entwickelt hat:
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