Das UN-Kriegsverbrechertribunal hat die Verurteilung des früheren bosnisch-serbischen Militärchefs Ratko Mladic wegen Völkermords und Kriegsverbrechen bestätigt.
Das UN-Kriegsverbrechertribunal hat in letzter Instanz die Verurteilung des früheren bosnisch-serbischen Militärchefs Ratko Mladic zu lebenslanger Haft wegen Völkermords und Kriegsverbrechen bestätigt. Die Berufung werde vollumfänglich abgewiesen, erklärte die Vorsitzende Richterin Prisca Matimba Nyambe am Dienstag in Den Haag.
Mladic zeigt keine Regung
Ebenfalls abgewiesen wurde eine Berufung der Anklage gegen einen Freispruch Mladics in einem Fall von Völkermord. Der 78 Jahre alte Mladic schien optimistisch, als er den Gerichtssaal betrat. Mit der Verlesung des Urteils verdüsterte sich sein Gesicht, danach zeigte er keinerlei Regung. Sein Anwalt hatte einen Freispruch für ihn gefordert.
Mladic wird mit dem Urteil wie sein früherer politischer Weggefährte, der ehemalige bosnisch-serbische Präsident Radovan Karadzic, den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen. Beide werden für Gräueltaten während des Bosnien-Kriegs von 1992 bis 1995 verantwortlich gemacht, der mehr als 100.000 Menschen das Leben kostete und Millionen weitere vertrieb.
"Schlächter von Bosnien"
Der auch "Schlächter von Bosnien" genannte Mladic ist laut dem Urteil unter anderem verantwortlich für die Ermordung von rund 8.000 Muslimen in Srebrenica. Seine Truppen begingen sogenannte ethnische Säuberungen und waren an der Belagerung von Sarajevo beteiligt. Dennoch verehren ihn manche Serben noch immer als Kriegshelden, der sein Volk verteidigt habe.
Was ist in der bosnischen Stadt damals passiert?
Mladic erst 2011 gefasst
Der Konflikt in Ex-Jugoslawien begann, nachdem der Vielvölkerstaat Anfang der 90er Jahre auseinandergebrochen war. 1995 wurde schließlich ein Friedensabkommen unterzeichnet. Mladic tauchte nach Kriegsende unter und wurde erst im Mai 2011 in Serbien gefasst. Die damalige Regierung überstellte ihn an das Kriegsverbrechertribunal für das frühere Jugoslawien.
US-Präsident Joe Biden sagte, das "historische Urteil zeige, dass diejenigen, die schreckliche Verbrechen begehen, zur Rechenschaft gezogen werden. Es stärkt auch unsere gemeinsame Entschlossenheit, zukünftige Gräueltaten überall auf der Welt zu verhindern."
Menschenrechtler: Signal der Hoffnung
Der Europa-Direktor von Amnesty International, Nils Muiznieks, erklärte, das Urteil sende eine starke Botschaft in die ganze Welt, dass Straflosigkeit nicht toleriert werden könne und werde.
Auch Kathryne Bomberger, Generaldirektorin der Internationalen Kommission für Vermisste Personen, die bei der Suche nach Opfern von Gräueltaten in Bosnien geholfen hat, begrüßte das Urteil. "Ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der internationalen Justiz und der Geschichte des Westbalkan-Konflikts wurde heute geschlossen", sagte Bomberger. Das Urteil habe Signalwirkung und gebe Überlebenden von Gräueltaten und ihren Angehörigen auf der ganzen Welt Hoffnung auf Gerechtigkeit.
Über 8000 Männer und Jungen wurden 1995 während des Bosnien-Kriegs in der Enklave Srebrenica in Ostbosnien von bosnisch-serbischen Truppen ermordet.