Europa mit gebündelter Kraft in Moldau - Signal an Russland

    Signal an Russland:Europa mit gebündelter Kraft in Moldau

    Theo Koll
    von Theo Koll, Moldau
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    Regierungschefs aus 47 Staaten wollen in Moldau Einigkeit gegen Russland demonstrieren. Es sind unverbindliche Gespräche, aber bewusste politische Symbole schaffen sie trotzdem.

    Die moldauische Präsidentin Maia Sandu empfängt Bundeskanzler Olaf Scholz zum Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft
    "Moldau ist nicht allein" - so lautete das Motto beim Treffen der Europäischen Politischen Gemeinschaft in Moldau. 47 Staatschefs demonstrierten dort Einigkeit gegen Russland.01.06.2023 | 2:40 min
    "You Never Walk Alone" gehört zu den Sprachbildern des Kanzlers - und selten führen das die Nationen Europas so bildstark vor Augen wie heute in Moldau. Für das kleine Land zwischen Rumänien und der Ukraine ist der Krieg nicht nur geografisch nah. Russland übt seit langem Druck auf die kleine Ex-Sowjetrepublik aus, versucht auf vielfältige Art, das Land, das zu Europas ärmsten zählt, zu destabilisieren.
    Moldau, das von Einwohnerzahl und Größe mit dem Land Brandenburg vergleichbar ist, fürchtet, nach der Ukraine das nächste Ziel von Wladimir Putin zu sein. Nicht zuletzt sind im abgespaltenen, russisch-dominierten Landesteil Transnistrien schon seit vielen Jahren russische Soldaten stationiert - obwohl der schmale Landstreifen völkerrechtlich weiterhin zu Moldau gehört.
    Korrespondent Theo Koll in Moldau im Gespräch mit Carsten Rüger
    Was nehmen die Ukraine und Moldau vom zweiten Treffen der noch jungen "Europäischen Politischen Gemeinschaft" (EPG) mit? Theo Koll berichtet zudem von der Symbolik des Gipfels.01.06.2023 | 1:31 min

    Treffen in Moldau schafft politische Symbole

    "Moldau ist nicht allein" lautet denn auch das offizielle Motto des Treffens der EPG, der "Europäischen Politischen Gemeinschaft". Dieses vergleichsweise junge europäische Forum trifft keine Entscheidungen, man trifft sich zu unverbindlichen Gesprächen, aber schafft dabei bewusste politische Symbole. Dass sich 47 Staaten demonstrativ in Moldau versammelt haben, soll Moskau einmal mehr die europäische Unterstützung für den 2,6 Millionen-Einwohner-Staat signalisieren.
    Die 47, das sind neben den 27 Mitgliedern der EU viele der EU-Beitrittskandidaten und auch der möglichen Beitrittskandidaten wie etwa Georgien oder das Kosovo. Die im vergangenen Jahr auf Initiative von Emmanuel Macron gegründete EPG wird deshalb von Spöttern als "Warteraum Europas" kritisiert bzw. misstrauisch beäugt, ob erweiterungsskeptische Länder wie Frankreich damit Beitrittskandidaten nicht in eine Art Ersatzinstitution abschieben.
    ZDF-Korrespondent Ulf Röller im Gespräch mit Moderatorin Jana Pareigis.
    Der Gipfel der "Europäischen Politischen Gemeinschaft" (EPG) im von Russland bedrohten Moldau bietet viel Symbolik und Zeichen europäischer Solidarität. Ulf Röller berichtet. 01.06.2023 | 1:01 min

    Moldau wartet schon lange auf EU-Beitritt

    Moldau - wie auch der Ukraine - war nach dem russischen Angriff sehr schnell der Kandidatenstatus zuerkannt worden. Der Weg zum EU-Beitritt ist dann aber oftmals ein sehr langer. Wichtig ist bei solchen Treffen immer auch das, was am Rande passiert. Und da gibt es nicht nur am späten Nachmittag ein Treffen von Kanzler Olaf Scholz und Macron mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj.
    Ulf Röller im Schaltgespräch mit Moderator Rüger
    Heute beginnt in Moldau der Europa-Gipfel, an dem auch der ukrainische Präsident Selenskyj persönlich teilnimmt. ZDF-Korrespondent Ulf Röller mit einer Einschätzung.01.06.2023 | 1:10 min
    ZDF-Korrespondent Ulf Röller zum Treffen in Moldau:
    Letzterer war als einer der ersten angereist - Kiew ist nur 400 Kilometer Luftlinie entfernt. Solange sein Land dem russischen Angriff widersteht, dürfte der kleine Nachbarstaat Moldau halbwegs sicher sein vor einer russischen Invasion. Selenskyj bekräftigte nach seiner Ankunft sofort den Wunsch seines Landes möglichst schnell in die Nato aufgenommen zu werden.

    Auch Gespräche zu Kosovo-Konflikt geplant

    Nach deutschen Angaben werden Scholz und Macron zusätzlich versuchen, zu einer Deeskalation im Kosovo-Konflikt beizutragen. Dazu wollen die beiden separat mit dem serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic und der kosovarischen Präsidentin Vjosa Osmani sprechen. Und da dürfte sich vor allem Letztere von Scholz und Macron massive Kritik anhören müssen.
    Die Flagge von Serbien und Kosovo
    Zwischen der serbischen Minderheit und der albanischen Mehrheit im Kosovo verschärfen sich die Spannungen immer wieder. Die Gründe dafür reichen weit in die Vergangenheit zurück.31.05.2023 | 1:56 min
    Man habe im Kosovo klar gegen die Vereinbarung verstoßen, dass nach der Wahlenthaltung der serbischen Minderheit im Norden Kosovos die Rathäuser nicht von den dann neu gewählten albanischen Kosovaren betreten werden sollten. Die Missachtung dieser Vereinbarung habe zu der massiven Eskalation beigetragen.
    Auch solche Gespräche gehören zum Vorteil dieses ansonsten informellen Treffens, das ansonsten das kleine Land an den Rand der polit-organisatorischen Belastung führt.

    Schauplatz von EPG-Gipfeltreffen
    :Drei Fakten über die Republik Moldau

    Moldau, ein wenig bekanntes Land, ist im Fokus von Russland und der Ukraine. Was es über die Republik zu wissen gibt.
    Fußgänger in Moldau

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