Seit über zwei Monaten führt Russland Krieg gegen die Ukraine. Frieden ist nicht in Sicht. Vor allem in der Republik Moldau fürchten die Menschen eine weitere Eskalation.
Seit mehr als zwei Monaten führt Russland Krieg gegen die Ukraine. Ein Ende ist nicht in Sicht. Die Bemühungen, den Konflikt diplomatisch beizulegen, sind in den Hintergrund getreten.
Die Republik Moldau ist das ärmste Land in Europa. Das durchschnittliche Monatsgehalt beträgt umgerechnet gerade einmal 350 Euro. Petru Filip ist in Dorotcaia geboren. Das Dorf liegt direkt an der Grenze zu Transnistrien. In der abtrünnigen Region hat Russland seit drei Jahrzehnten Soldaten stationiert.
Der Automechaniker hat Angst, dass sein Land bald in den Krieg hineingezogen werden könnte: "Diese Tage gerade sind hart für uns. Ich sehe hier keine Zukunft mehr für mich und meine Familie." Einige seiner Nachbarn sind bereits aus der Region geflohen.
Auch in Moldau und Rumänien kommen Spenden aus Deutschland zum Einsatz.
Transnistrien seit 1992 Separatistengebiet
Petru Filip hat schon den Krieg 1992 miterlebt, in dem sich Transnistrien mit Unterstützung russischer Truppen von Moldau gelöst hatte. Die Erfahrungen von damals sind plötzlich wieder sehr präsent.
Denn in den vergangenen Tagen gab es in Transnistrien mehrere Anschläge - unter anderem auf ein Gebäude der prorussischen Separatisten. Wer dahinter steckt, ist bis heute unklar. Doch die Sorge wächst, dass Russland solche Attacken zum Anlass nimmt, den Krieg auszuweiten.
"Insgesamt entsteht das Bild, dass sich nicht sehr groß etwas bewegt", so Claudia Major, Sicherheits- und Verteidigungsexpertin. Ein langfristiges Szenario sei wahrscheinlich.
Putins taktisches Interesse an Transnistrien
Der Historiker und Russland-Experte Christian Osthold sagt im Interview mit dem ZDF-Magazin frontal, Putin habe ein taktisches Interesse, das Gebiet Transnistrien zu nutzen, um auch von dort aus aktiv in den Krieg gegen die Ukraine einzugreifen:
Unterdessen gibt es auch in Russland selbst immer wieder Anschläge. In Brjansk, mehr als 100 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt, gingen Öl-Depots in Flammen auf. Wer die Täter sind, ist auch hier unklar.
In Moskau warnt der russische Außenminister Sergey Lawrow vor einer weiteren Eskalation, vor der Gefahr eines Atomkrieges: "Wenn die Risiken tatsächlich beachtlich sind, sollte man vermeiden, sie künstlich aufzublasen. Es gibt viele die das wollen. Die Gefahr ist ernst, sie ist real, sie darf nicht unterschätzt werden."
Angst vor Nuklearschlag im Westen
Das Ziel einer nuklearen Drohung Russlands sei vor allem, im Westen Angst zu schüren, sagt die Sicherheitsexpertin der Stiftung Wissenschaft und Politik, Claudia Major:
Die Fronten sind verhärtet. Russland setzt seine Angriffe in der Ukraine fort Und der Westen benennt mittlerweile klare Ziele:
Russland müsse sich komplett zurückziehen, aus dem Donbass, von der Krim, aus der gesamten Ukraine. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte im ZDF: "Unser Ziel ist es, dass es sofort zum Ende der Kampfhandlungen kommt, dass Russland den Krieg beendet und seine Soldaten aus der Ukraine wieder zurückzieht."
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Major: Krieg aus russisches Sicht attraktiver
Claudia Major sieht bis derzeit keine Anzeichen, dass Russland ein echtes Interesse hat, den Krieg zu beenden:
Ein schlechter Frieden würde heißen, Russland habe seine Ziele nicht erreicht, so Major. "Aber ein Krieg, der vor sich hin dümpelt, aber nicht verloren ist, und den man immer wieder eskalieren kann, ist aus russischer Sicht attraktiver."
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine könnte noch sehr lange dauern. Im Osten des Landes hat die ukrainische Armee bereits Schützengräben ausgehoben und richtet sich auf einen Stellungskrieg ein.
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Russlands Angriff auf die Ukraine dauert an. Es gibt Sanktionen gegen Moskau, Waffen für Kiew. Aktuelle News und Hintergründe zum Krieg im Blog.