Am Sonntag wollen in ganz Russland wieder Anhänger des Regierungskritikers Alexej Nawalny für dessen Freilassung demonstrieren. Die Moskauer Polizei bereitet sich vor.
In Russland bereiten sich Sicherheitsbehörden auf neue Proteste von Anhängern des Regierungskritikers Alexej Nawalny vor. Die Moskauer Polizei kündigte am Freitagabend die Schließung von sieben Metro-Stationen an. Zudem sollen am Sonntag mehrere Straßen in der Umgebung des Kreml gesperrt werden. Damit werde auf Aufrufe zu nicht genehmigten Versammlungen reagiert, teilte die Polizei mit. Es ist das erste Mal seit Jahren, dass die Sicherheitsbehörden derartige Schritte vor einer Kundgebung ankündigen.
Verbündete Nawalnys nach Protesten unter Hausarrest
Nawalnys Anhänger wollen am Sonntag im ganzen Land demonstrieren. Behörden haben dies als illegal bezeichnet. Am Freitag wurden der Bruder Nawalnys und mehrere seiner Verbündeten unter Hausarrest gestellt.
Bis zum 23. März dürfen sie sich nicht mehr frei bewegen und weder Telefon noch Internet benutzen. Die Strafen wurden im Zusammenhang mit Verstößen gegen Corona-Hygieneauflagen bei den Massenprotesten am vergangenen Wochenende verhängt, zu denen sie mit aufgerufen haben sollen.
- Russische Opposition ruft zu neuen Demos auf
Russlands Opposition ruft zu neuen Demos am Wochenende auf. Sie fordert die Freilassung von Kreml-Kritiker Nawalny. Staatschef Putin weist die Korruptions-Vorwürfe zurück.
Am Vortag hatte ein anderes Gericht die 30-tägige Haftstrafe von Alexej Nawalny bestätigt. Der Oppositionelle war vor knapp zwei Wochen direkt nach seiner Rückkehr nach Russland noch am Flughafen festgenommen worden, weil er gegen Meldeauflagen in einem früheren Strafverfahren verstoßen haben soll, während er sich in Deutschland von einem Giftanschlag erholte. Am kommenden Dienstag will ein Gericht entscheiden, ob eine alte Bewährungsstrafe in richtige Haft umgewandelt wird. Ihm drohen viele Jahre Gefängnis.
Immer wieder kommt die Polizei in Nawalnys Büro vorbei, konfisziert Daten und Computer. An der Wand in seinem Büro: Die YouTube-Play-Buttons. Auszeichnungen für eine Millionen-Reichweite im Internet.
Schwere Vorwürfe gegen Putin
Bereits vergangenes Wochenende hatten Zehntausende Unterstützer Nawalnys seine Freilassung verlangt. Nawalny macht Präsident Wladimir Putin persönlich für den Anschlag verantwortlich, was die russische Regierung zurückweist.
Die Proteste angeheizt hatte auch ein Enthüllungsvideo von Nawalnys Team. Der auf Youtube mehr als 100 Millionen Mal aufgerufene Film "Ein Palast für Putin" schreibt dem russischen Präsidenten Wladimir Putin ein aus Schmiergeldern finanziertes "Zarenreich" am Schwarzen Meer zu. Der Kreml hatte das zurückgewiesen. Am Freitag zeigte das Staatsfernsehen einen Beitrag, dem zufolge in dem riesigen, derzeit noch im Bau befindlichen Anwesen in einigen Jahren ein Hotel untergebracht werden solle.