Russlands Marine hat im Ukraine-Krieg einen schweren Verlust erlitten: Eine Explosion beschädigte den Raketenkreuzer Moskwa nahe Odessa schwer. War es ein ukrainischer Angriff?
Die "Moskwa", das Flagschiff der russischen Schwarzmeerflotte, ist schwer beschädigt worden. "Durch einen Brand", sagen die Russen - "durch unsere Raketen", heißt es aus Kiew.
Russland hat mitten im Ukraine-Krieg eines seiner mächtigsten Kriegsschiffe verloren: An Bord des Raketenkreuzers Moskwa, dem Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte, gab es eine schwere Explosion, berichteten russische Medien in der Nacht auf Donnerstag.
Was ist passiert?
"Infolge eines Feuers detonierte Munition auf dem Raketenkreuzer Moskwa", schreibt die staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti. Das Schiff mit rund 500 Personen Besatzung sei vollständig evakuiert worden. Über mögliche Opfer ist bislang nichts bekannt; auch einen Grund für die Explosion nennt die Meldung nicht. Am Donnerstag vermeldete das russische Verteidigungsministerium, dass das Feuer an Bord inzwischen unter Kontrolle sei und man versuche, das Schiff in einen Hafen zu schleppen. Das Schiff sei nicht gesunken.
"Es muss etwas Signifikantes passiert sein, sonst würde Russland den Verlust nicht auf diese Weise bestätigen", betont Johannes Peters, Marine-Experte am Institut für Sicherheitspolitik der Universität Kiel.
Das sei bemerkenswert, weil Kriegsschiffe eigentlich dafür gebaut seien, ein gewisses Maß an Schäden auszuhalten, sagt Peters ZDFheute. "Die Besatzungen sind für das sogenannte innere Gefecht ausgebildet, um solche Schäden etwa bei einem Feuer an Bord abzuwehren."
Löste ein ukrainischer Angriff die Explosion aus?
Zum Zeitpunkt der Explosion soll die "Moskwa" vor der ukrainischen Hafenstadt Odessa gekreuzt sein. Maksym Marchenko, Gouverneur von Odessa, schrieb am Mittwochabend auf Telegram, "Neptun-Raketen, die das Schwarze Meer bewachen", hätten dem Schiff "sehr schwere Schäden zugefügt". Eine unabhängige Bestätigung für einen ukrainischen Angriff gibt es bislang nicht.
"Neptun" ist die Bezeichnung eines ukrainischen Raketensystems zur Abwehr von Schiffen, ein sogenannter Seezielflugkörper. "Viele Details kennen wir noch nicht, aber ich halte es für möglich, dass das Schiff von zwei ukrainischen Seezielflugkörpern getroffen wurde", sagt Peters.
Neptun sei eine ukrainische Eigenentwicklung und brandneu. "Bis zuletzt war noch unklar, ob die ukrainischen Streitkräfte bereits über Neptun-Seezielflugkörper verfügen. Und wenn, dann besitzt die Ukraine davon auch nur wenige", so Peters. Es wäre das erste Mal, dass dieses System im Gefecht zum Einsatz gekommen wäre.
Wie verwundbar war die "Moskwa" gegen Raketenangriffe?
Die in den 1970ern gebaute und 186 Meter lange "Moskwa" verfügt zwar über verschiedene Abwehrsysteme, gegen neuartige Systeme wie die "Neptun" könnten die aber nur begrenzt effektiv sein. "Die 'Moskwa' ist ein sehr altes Schiff, ein kalter Krieger, der vor einiger Zeit aufwändig modernisiert wurde", berichtet Peters.
Eine Bedrohung durch ukrainische Schiffe habe nicht existiert, vielleicht habe man sich darum sicher gefühlt, mutmaßt Peters. Laut der russischen Nachrichtenagentur Tass sollte die "Moskwa" eigentlich noch bis 2040 in Dienst verbleiben.
Was bedeutet der Verlust für Russlands Krieg?
Marine-Experte Peters glaubt nicht, dass ein Verlust der "Moskwa" den Kriegsverlauf entscheidend beeinflussen wird. "Im Ukraine-Krieg hat die russische Marine bislang keine Rolle gespielt. Das Aufgabengebiet der Moskwa war gerade vermutlich eher der elektronische Kampf, Aufklärung und die Flugabwehr über der Krim."
Solche schweren Kreuzer gehörten zu den größten Kriegsschiffen, die Russland besitzt. Sie könnten laut Peters nicht einfach ersetzt werden. "Für die Schlagkraft der Schwarzmeer-Flotte insgesamt ist das ein Verlust."
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