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Nach Untergang der "Moskwa" : Vermisste Soldaten: "Wo ist mein Sohn?"

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Soldaten vermisst: Familien von Besatzungsmitgliedern des gesunkenen russischen Kriegsschiffs "Moskwa" suchen nach Antworten. Erklärungen der Regierung helfen ihnen nicht weiter.

Raketenkreuzer "Moskwa" im Schwarzen Meer (Archiv 2022)
Der russische Raketenkreuzer "Moskwa" im Schwarzen Meer (Archiv 2022)
Quelle: imago/SNA

Als die Nachrichten vom Feuer auf der "Moskwa" und dem Untergang des Kriegsschiffs die Runde machten, war die Mutter noch zuversichtlich. Schließlich versicherte das russische Verteidigungsministerium, dass alle Soldaten gerettet worden seien - also auch ihr Sohn, der auf dem Raketenkreuzer im Schwarzen Meer im Einsatz war.

Dann folgte Schweigen, und die Angst der Mutter wuchs.

Kreml macht widersprüchliche Angaben

Ihren Namen will die Frau nicht nennen, weil sie um die Sicherheit ihres Sohnes fürchtet, sollte er noch am Leben sein. Seit einigen Monaten sei der junge Mann auf der "Moskwa" stationiert gewesen, bevor er ihr Anfang Februar gesagt habe, dass das Kriegsschiff in ein Manöver ziehe, berichtet sie.

Mitte März habe sie das letzte Mal mit ihrem Sohn gesprochen. Er sei auf dem Schiff gewesen, habe ihr aber nicht gesagt, wo die "Moskwa" war.

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von Axel Zimmermann

Nach den Berichten über den Untergang des Kreuzers am 14. April verließ sich die Mutter auf die Ministeriumserklärung, dass alle Besatzungsmitglieder evakuiert worden seien.

Während die Ukraine meldete, die "Moskwa" sei von Raketen getroffen worden und gesunken, sprach Russland von einem Brand an Bord und betonte, das Schiff sei weiter seetüchtig und werde zur Reparatur in einen Hafen gebracht. Erst später räumte Moskau ein, der Kreuzer sei gesunken - und zwar in einem Sturm. Die Angehörigen der Seeleute warteten auf weitere Nachrichten.

Angehörige russischer Soldaten fühlen sich alleine gelassen

Niemand habe angerufen oder sie angeschrieben, sagt die Mutter. Ihre eigenen Anrufe seien unbeantwortet geblieben, aber sie habe nicht aufgegeben. Auf dem Weg zum Einkaufen sei sie schließlich durchgekommen und habe die schreckliche Information erhalten, dass ihr Sohn vermisst werde und es kaum Überlebenschancen in dem kalten Wasser gebe. Sie sei hysterisch geworden, mitten auf der Straße an der Bushaltestelle.

Ich hatte das Gefühl, der Boden unter meinen Füßen gibt nach. Ich schwankte.
Mutter von "Moskwa"-Soldaten

Mehr als eine Woche nach dem Untergang der "Moskwa" teilte das russische Verteidigungsministerium am Freitag schließlich mit, dass ein Besatzungsmitglied ums Leben gekommen sei und 27 vermisst würden. 396 seien evakuiert worden.

Eine Erklärung zu den widersprüchlichen vorherigen Angaben folgte nicht. Die Streitkräfte hätten behauptet, alle seien gerettet worden, empörte sich ein Vater schon drei Tage nach dem Verschwinden der "Moskwa". "Das ist eine Lüge! Eine unverfrorene und zynische Lüge!", schrieb Dmitri Schkrebez auf der russischen Social-Media-Plattform VK.

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Von Kommandeuren des Schiffes habe er erfahren, dass sein Sohn auf die Vermisstenliste gesetzt worden sei. Ähnliche verzweifelte Postings weiterer Angehöriger folgten.

Zweifel an russischer Propaganda über "Moskwa"-Untergang

In den Sozialen Medien fand die AP mindestens 13 Suchen nach jungen Männern, die auf der "Moskwa" im Einsatz gewesen sein sollen und deren Spur sich verlor. Die Erklärungen aus dem Kreml zum Verlust des Schiffes und zum Schicksal der Soldaten folgen einem bekannten Muster, mit dem Moskau schlechten Nachrichten mit Schweigen, Dementis oder niedrigen Opferzahlen begegnet.

Beispiele dafür sind die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986, der Untergang des Atom-U-Boots "Kursk" in der Barentssee im Jahr 2000 oder auch der Tschetschenien-Krieg von 1994 bis 1996.

Die Berichte und Anschuldigungen der Familien im Fall der "Moskwa" haben die russischen Behörden weitgehend unwidersprochen stehenlassen. Von Journalisten angesprochen, verwies Kreml-Sprecher Dmitri Peskow auf das Verteidigungsministerium. Von dort kam dann am Freitag die Erklärung zu einem Toten und rund zwei Dutzend Vermissten. Für viele Angehörige geht die Suche nach den Söhnen und nach der Wahrheit weiter.

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