Zehntausende haben sich in Rangun versammelt, um gegen den Militärputsch zu protestieren. Experten schauen mit Sorge auf Soldaten, die in die Hauptstadt gebracht werden.
In Myanmars ehemaliger Hauptstadt Rangun sind am Mittwoch wieder Zehntausende Menschen gegen die neue Junta auf die Straße gegangen. Beobachtern zufolge handelte es sich um die größte Kundgebung seit Tagen in dem südostasiatischen Land.
Die Demonstranten blockierten mit einem Sit-in nahe der Sule-Pagode im Zentrum Ranguns wichtige Straßen und legten den Verkehr teilweise lahm, wie Fotos in sozialen Netzwerken zeigten. Sie forderten ein Ende der Militärdiktatur nach dem Putsch vom 1. Februar und die Freilassung der entmachteten Regierungschefin Aung San Suu Kyi.
Die Demonstranten widersetzten sich einer Anordnung, die Versammlungen von mehr als vier Personen verbietet. "Lasst uns en masse marschieren", schrieb ein Sprecher der Partei Nationale Liga für Demokratie von Suu Kyi, Kyi Toe, auf seiner Facebook-Seite.
Proteste auch andernorts
Auch nahe Shwebo nordwestlich von Mandalay gab es eine Kundgebung mit Tausenden Teilnehmern. In der Großstadt Mandalay selbst fuhren in der Nacht zahlreiche Militärfahrzeuge auf, wie auf Fotos auf Twitter zu sehen war. Dennoch gab es auch dort am Mittwoch Massenproteste. Das Internet war zuvor landesweit die dritte Nacht in Folge gesperrt worden.
Auch in Naypyidaw marschierten Tausende Menschen die Straßen entlang, darunter Bankangestellte und Ingenieure.
Truppen ziehen nach Rangun
Der Menschenrechtsexperte der Vereinten Nationen, Tom Andrews, äußerte sich alarmiert über Berichte, dass Soldaten nach Rangun gebracht würden. "In der Vergangenheit sind solchen Truppenbewegungen Tötungen, Verschwinden und Festnahmen in massivem Umfang vorausgegangen."
"Die Menschen haben ein Recht, sich zu versammeln, ohne die Bedrohung von Festnahmen und Gewalt durch das Militär", twitterte Andrews. "Die Welt marschiert heute mit Euch."
Demonstranten: Keine Unterstützung von 40 Millionen für Militär
Die Demonstranten straften die Behauptung der Militärregierung Lügen, dass es in der Bevölkerung große Unterstützung für die Machtübernahme gebe. "Wir sind hier und zeigen, dass wir nicht zu den 40 Millionen gehören, von denen sie gesprochen haben", rief der gewählte Abgeordnete von der abgesetzten Regierungspartei NLD, Sithu Maung, der Menge in der Metropole Yangon zu.
Der Sprecher der Militärregierung, Brigadegeneral Zaw Min Tun, hatte am Dienstag erklärt, 40 der 53 Millionen Einwohner Myanmars unterstützten das Vorgehen des Militärs. Dieses hatte am 1. Februar die Regierung gestürzt und De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi festgenommen. Deren Partei Nationale Liga für Demokratie (NLD) rief zu Großkundgebungen im ganzen Land auf.