Der Journalist Thu ist aus Myanmar geflohen und sitzt in Deutschland im Asylverfahren fest. Er glaubt nicht daran, dass die internationalen Staaten seinem Land wirklich helfen.
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Mratt Kyaw Thu hat schon immer kritisch über die Militärjunta in seiner Heimat Myanmar berichtet. Als es nach dem Putsch am 01. Februar für ihn immer gefährlicher wurde, floh er ins Ausland. Jetzt sitzt er seit rund vier Wochen am Frankfurter Flughafen in einer Asylunterkunft fest. Für ihn ist klar: Myanmar kann sich nur selbst helfen. Internationale, politische Unterstützung hält er für sehr unwahrscheinlich.
Viele Gewalttaten blieben unbemerkt
ZDFheute erreicht Thu auf einer Festnetznummer in der Asyl-Aufnahme-Station am Frankfurter Flughafen. Sein Handy musste er abgeben, er hat keinen Zugang zum Internet, kann nur mit wenigen Menschen sprechen: "Es ist ein bisschen wie im Gefängnis", sagt der 31-jährige Journalist. Doch wirklich schlimm sei nicht der Mangel an Frischluft oder Bewegung, sondern der Mangel an Möglichkeiten zur Berichterstattung. Denn ohne Zugang zum Internet kann Thu nicht über das berichten, was in Myanmar passiert.
Und das, obwohl die Informationslage in dem Land ohnehin ein großes Problem sei. Sämtliche Berichterstattung werde unterdrückt, Journalist*innen würden verhaftet. Viele Gewalttaten des Militärs blieben dadurch unbemerkt.
Umso mehr nutze das Militär seine eigenen Informationskanäle und versuche, die öffentliche Meinung zu beeinflussen - auch mit Fake News auf den sozialen Netzwerken.
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Ist das Militär eingeschüchtert?
Das Militär habe besonders auch diejenigen im Visier, die dem zivilen Ungehorsam, dem Civil Disobedience Movement (CDM), angehörten. Seit dem Putsch verweigern etliche Beschäftigte, zur Arbeit zu gehen, vor allem der öffentliche Dienst wie die Bahn sowie der Betrieb in Behörden und Krankenhäusern stünden still, so Thu.
Das Militär versuche daher, Menschen zur Arbeit zu zwingen. Deswegen haben seit circa einem Monat große Shopping Malls wieder geöffnet: "Das Militär hat den Inhabern der Einkaufszentren gedroht: Entweder ihr öffnet wieder oder ihr landet alle im Gefängnis." Ein Grund dafür: Geld. Denn wer arbeitet, zahlt Steuern und wer Steuern zahlt, finanziert das Militär mit.
Laut Thu sei das aber nicht der Hauptgrund: "Das Militär wird schon noch irgendwelche anderen Geldquellen haben."
Doch das Gegenteil sei der Fall. Die Aktionen der Junta würden beweisen, dass sie nervös sei und einen so hartnäckigen Protest in der Bevölkerung nicht erwartet hätte.
Wettlauf gegen die Zeit
Andererseits: Je länger die Menschen nicht arbeiteten und kein Geld verdienten, desto weniger könnten sie sich selbst versorgen. Was sie momentan vor allem über die Runden bringe, seien Spenden. "Natürlich leiden die Menschen in Myanmar. Aber Leute aus der ganzen Welt spenden für den CDM, selbst Freunde aus Japan helfen uns."
Dennoch: Das Weltentwicklungsprogramm der Vereinten Nationen warnte bereits, dass bis Anfang 2022 fast die Hälfte der Bevölkerung Myanmars in Armut leben könnte. Es sei ein Wettlauf gegen die Zeit: "Vier Monate lang geht das nun schon so. Ich weiß nicht, wie lange die Leute es noch aushalten können."
Durch zivilen Ungehorsam soll dem Militär in Myanmar seine wichtigste Einnahmequelle genommen werden: Steuern. Die Antwort der Junta: immer mehr Gewalt. Es droht Bürgerkrieg.
"Die Welt schaut zu"
So sehr Thu die Solidarität der Zivilbevölkerung wertschätzt, so enttäuscht wirkt er über das Verhalten der internationalen Staatengemeinschaft. Als das Militär begann, Protestierende auf offener Straße zu erschießen, seien die Hoffnungen seiner Landsleute in Organisationen wie die UN groß gewesen, aber: "Niemand ist eingeschritten." Auch der ASEAN-Gipfel, auf dem südostasiatische Staaten Ende April zusammenkamen, um über die Lage in Myanmar zu sprechen, brachte keine Besserung.
Dass ausgerechnet Junta-General Min Aung Hlaing eingeladen war, hätte den Frust der Protestierenden verstärkt. Was bleibt, sei das Gefühl, im Stich gelassen zu werden. "Ein paar Solidaritätsbekundungen hier, ein paar Worte dort, aber keine wirkliche Hilfe."
Was Thu fordert ist zumindest, dass diejenigen, die fliehen müssten und könnten, von Grenzstaaten aufgenommen würden und ihnen Zuflucht gewährt würde.
Bewaffnet mit Informationen
Es habe einen Monat gedauert, bis Mratt Kyaw Thu es in ein Nachbarsland geschafft habe. Dort habe er sich ein Schengen-Visum bei der spanischen Botschaft besorgen können. Auf dem Rückflug wollte er nach Deutschland einreisen - hier hat er viele Kontakte, ist gut vernetzt, was aber gegen die Regeln des Dublin-Verfahrens sprechen würde. Das Verfahren sieht eine Weiterreise nach Spanien vor, um dort Asyl beantragen zu können. Auch ein offener Brief an das Innen- und Heimatministerium des Bundes, in dem gefordert wird, dass Deutschland das Asylverfahren übernehmen solle, änderte daran bislang nichts.
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Zum Schluss des Telefonats erzählt Thu, viele seine Freunde hätten sich bewaffneten Bürgerwehren angeschlossen. Eigentlich wollte er mitmachen und mitkämpfen.
Und genau das werde er tun, sagt er, sobald er wieder sein Smartphone und Internetzugang hat.
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