Erstmals seit dem Putsch traf die Politikerin ihr Anwaltsteam persönlich. Bisherige Gerichtstermine fanden per Videoschalte statt, ohne dass sie mit ihren Anwälten sprechen konnte.
Die unter Hausarrest gestellte Regierungschefin von Myanmar, Aung San Suu Kyi, hat am Montag erstmals seit dem Militärputsch von Anfang Februar Zugang zu ihren Anwälten bekommen.
Vor einem persönlichen Gerichtstermin in der Hauptstadt Naypyidaw habe die 75-Jährige in einem gesonderten Raum eine halbe Stunde Zeit bekommen, um sich mit ihrem Verteidigungsteam zu beraten, sagte der Anwalt Thae Maung Maung der Nachrichtenagentur dpa.
Kein Zugang zu Informationen oder Zeitungen
Suu Kyi wurde seit dem Umsturz nicht mehr öffentlich gesehen und wird an einem unbekannten Ort festgehalten. Das Verteidigungsteam sagte am Telefon:
Aung San Suu Kyi, die Ikone der Demokratiebewegung in Myanmar und Friedensnobelpreisträgerin, schweigt angesichts des Massenmordes an den Rohingya in ihrem Land.
Die Justiz beschuldigt die Friedensnobelpreisträgerin verschiedener Vergehen, darunter Verstöße gegen die Außenhandelsgesetze, ein Staatsgeheimnisgesetz aus der Kolonialzeit und die Corona-Maßnahmen.
Am schwersten wiegt bislang der Vorwurf, "Anstiftung zum Aufruhr" betrieben zu haben.
Gerichtstermine per Videoschalte
Alle bisherigen Gerichtstermine waren per Videoschalte durchgeführt worden, ohne dass Suu Kyi mit ihren Verteidigern reden konnte. Die entmachtete Politikerin habe betont, dass 30 Minuten nicht ausreichten, um mit ihren Rechtsanwälten alle Fälle zu besprechen.
Sie habe diese deshalb gebeten, beim Richter ein weiteres Treffen zu beantragen, hieß es in einer Mitteilung. Auch habe Suu Kyi dem Volk ihre besten Wünsche gesendet. Anschließend bekamen die Anwälte auch Zugang zum ebenfalls festgesetzten Staatspräsidenten Win Myint. Die eigentliche Anhörung wurde vom Richter auf den 7. Juni vertagt.
Durch zivilen Ungehorsam soll dem Militär in Myanmar seine wichtigste Einnahmequelle genommen werden: Steuern. Die Antwort der Junta: immer mehr Gewalt. Es droht Bürgerkrieg.
Chaos und Gewalt im Land
Das südostasiatische Land versinkt seit dem Putsch in Chaos und Gewalt. Das Militär unterdrückt jeden Widerstand mit brutaler Härte.
Nach Schätzungen der Gefangenenhilfsorganisation AAPP sind bereits mindestens 818 Menschen getötet worden. Fast 5.400 wurden festgenommen.
Suu Kyi beim Volk sehr beliebt
Suu Kyi hatte bereits in der Vergangenheit insgesamt 15 Jahre unter Hausarrest gestanden. Nach der Einleitung demokratischer Reformen war sie 2016 faktische Regierungschefin geworden.
Sie ist beim Volk sehr beliebt und hatte sich bei der Parlamentswahl im November eine zweite Amtszeit gesichert.
Junta begründet Putsch mit angeblichem Wahlbetrug
Beobachter glauben, dass sie den Generälen, die das frühere Birma Jahrzehnte lang mit eiserner Faust regiert hatten, zuletzt zu gefährlich geworden sein soll.
Die Junta begründete den Putsch hingegen mit angeblichem Wahlbetrug.