Die Gewalt in Myanmar nimmt weiter zu: In der Stadt Bago im Südosten haben Sicherheitskräfte allein am Freitag mindestens 82 Menschen getötet. Gerichte fällen viele Todesurteile.
Die Zahl der Toten in Myanmar seit dem Putsch vor mehr als zwei Monaten ist nach neuer Gewalt am Wochenende weiter gestiegen. Schätzungen der Gefangenenhilfsorganisation AAPP zufolge sind seit dem Putsch am 1. Februar mindestens 701 Menschen durch die Gewalt der Sicherheitskräfte ums Leben gekommen.
Sicherheitskräfte verlangen Lösegelder für Herausgabe der Leichen
Allein am Freitag hatten Einsatzkräfte in der Stadt Bago im Südosten des Landes mindestens 82 Menschen getötet, wie AAPP mitteilte. Örtlichen Medienberichten zufolge ging das Militär mit Kriegswaffen gegen die demonstrierende Bevölkerung vor.
Das Portal "Myanmar Now" berichtet, dass Verwundeten die medizinische Behandlung verwehr worden sei. "Sie haben mit schweren Waffen geschossen", wird ein Anwohner in Bago zitiert.
Die Polizei in Myanmar fordert von Opferangehörigen eines Massakers nach Aussage von Menschenrechtlern Geld für die Herausgabe der Leichen. Das teilte die "Bewegung für zivilen Ungehorsam" (CDM) am Sonntag über Twitter mit und fügte hinzu: "Wie tief kann man noch sinken?"
Aktivisten kritisieren Zurückhaltung internationaler Organisationen
Die Vereinten Nationen (UN) riefen zu sofortiger Einstellung der Gewalt in dem Krisenland auf.
Bei CDM wächst die Kritik an den ihrer Ansicht nach zu moderaten Reaktionen der Vereinten Nationen und des südostasiatischen Staatenbunds ASEAN auf die Gewalt der Junta. Sie wagten es nicht, "einen Putsch einen Putsch zu nennen", twitterte das Bündnis.
Schnellgerichte fällten bereits 20 Todesurteile
Seit dem Putsch von Anfang Februar gibt es immer wieder Berichte über brutale Militärgewalt. Die Armee schießt mit scharfer Munition auf Demonstranten, zudem ist von schwerer Folter bei Verhören die Rede.
Laut AAPP wurden mehr als 3.000 Menschen festgenommen. In Gefängnissen wurden laut Berichten myanmarischer Medien inzwischen Schnellgerichte zur Aburteilung verhafteter Regimegegner eingerichtet. 20 Angeklagte seien bereits zum Tod verurteilt worden. Dennoch gingen auch am Sonntag landesweit wieder zahlreiche Menschen auf die Straße.
- Myanmar: Siegen oder sterben
Die Proteste in Myanmar dauern an, die Gewalt gegen das Volk nimmt zu. Sogar Kinder werden auf offener Straße erschossen, erzählt ein Menschenrechtsaktivist im ZDFheute-Interview.