Ein von der Militärjunta kontrolliertes Gericht in Myanmar hat die entmachtete Regierungschefin Aung San Suu Kyi zu weiteren fünf Jahren Haft verurteilt. Der Vorwurf: Korruption.
Die entmachtete De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi ist am Mittwoch von einem Gericht in Myanmar wegen Korruptionsvorwürfen zu einer weiteren Haftstrafe von fünf Jahren verurteilt worden. Das berichten mehrere Nachrichtenagenturen mit Verweis auf anonyme Quellen.
Hunderttausende Dollar Bestechungsgelder, kiloweise Gold?
Die Friedensnobelpreisträgerin wurde beschuldigt, eine Bestechung in Höhe von 600.000 Dollar in bar und mehrere Kilogramm Gold angenommen zu haben. Die 76-Jährige hat die Vorwürfe als absurd zurückgewiesen, die internationale Gemeinschaft hat ihre sofortige Freilassung gefordert.
Durch weitere Anklagen wegen Verletzung des Amtsgeheimnisses, Korruption und Wahlbetrug drohen ihr weitere jahrzehntelange Haftstrafen. Insgesamt ist Suu Kyi wegen mindestens 18 Vergehen angeklagt. Sollte sie auch in den folgenden Verfahren für schuldig befunden werden, drohen ihr zusammengenommen fast 190 Jahre Gefängnis.
Am 1. Februar 2021 putschte sich Myanmars Militär an die Macht - eine Bilanz:
Journalisten sind von dem Verfahren ausgeschlossen, die Anwälte dürfen nicht mit der Presse sprechen.
Human Rights Watch: Fingierte Vorwürfe
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisierte den Gerichtsprozess als abstrus und politisch motiviert, um Myanmars Opposition kaltzustellen. Für Suu Kyi häuften sich die Jahre hinter Gittern mit dieser Verurteilung, die auf fingierten Vorwürfen basiere, monierte der Vize-Asienchef der Organisation, Phil Robertson.
Angesichts ihres fortgeschrittenen Alters könnten die Urteile "lebenslang" für sie bedeuten. Mit dieser Verurteilung wegen falscher Korruptionsvorwürfe würden nun weitere Jahre hinter Gittern angehäuft, so Robertson.
Seit Militärputsch in Hausarrest
Suu Kyi ist bereits seit einem Militärputsch am 1. Februar 2021 im Hausarrest und wegen der angeblichen illegalen Einfuhr von Funkgeräten, Verstößen gegen die Corona-Regeln und Aufstachelung gegen das Militär zu insgesamt sechs Jahren Haft verurteilt worden.
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Aung San Suu Kyi, die Ikone der Demokratiebewegung in Myanmar und Friedensnobelpreisträgerin, schweigt angesichts des Massenmordes an den Rohingya in ihrem Land.
Seit dem Staatsstreich wurden auch viele von Suu Kyis politischen Verbündeten festgenommen. Andere sind untergetaucht oder ins Exil geflohen. Nach Angaben von Beobachtern wurden seit dem Putsch in Myanmar mehr als 1700 Menschen getötet und mehr als 13.000 festgenommen.