Nach Johnson: Liz Truss neue britische Premierministerin

    Nach Johnson-Rücktritt:Liz Truss neue britische Premierministerin

    05.09.2022 | 14:15
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    Die Tories haben die Nachfolge von Boris Johnson bekanntgegeben. Liz Truss setzte sich dabei gegen Rishi Sunak durch. Sie wird die neue britische Premierministerin.

    Liz Truss vor einer britischen Flagge
    Neue britische Premierministerin: Liz Truss
    Quelle: Reuters

    Die britischen Konservativen haben am Montag das Ergebnis der Wahl zum Parteivorsitz und damit die Nachfolge von Premierminister Boris Johnson bekanntgegeben. Dabei setzte sich Liz Truss gegen Rishi Sunak durch. Truss erhielt 57 Prozent der Stimmen, der ehemalige Finanzminister Rishi Sunak kam auf 43 Prozent. Damit wird Truss die dritte Frau an der britischen Regierungsspitze nach Margaret Thatcher und Theresa May.
    Die bisherige Außenministerin Liz Truss galt bei der Abstimmung der rund 180.000 wahlberechtigten Parteimitgliedern der Konservativen als Favoritin gegen den früheren Schatzkanzler Rishi Sunak, der mit seinem Rücktritt Anfang Juli den Rücktritt Johnsons eingeleitet hatte.
    Truss und Sunak hatten sich in mehreren Wahlgängen der Fraktion für die Stichwahl qualifiziert. Wer die Mitgliederwahl zum Parteivorsitz gewinnt, wird automatisch an die Spitze der Regierung rücken. Truss wird somit Partei- und Regierungschefin. Am Dienstag wird sie mit Johnson nach Schottland zu Königin Elizabeth II. reisen, die dort den Sommer verbringt.
    "Der Streit um das Nordirlandprotokoll könnte sich zuspitzen, auch von einem Handelskrieg ist die Rede", wenn Brexit-Hardlinerin Liz Truss Premierministerin werde, so ZDF-Korrespondent Andreas Stamm.05.09.2022 | 4:03 min

    Liz Truss steht vor Herausforderungen

    Truss wird dem rechten Flügel der Partei zugeordnet. Einst eine entschiedene Brexit-Gegnerin, betont sie nun schon länger die Vorteile des EU-Ausstiegs. Die 47-Jährige konnte im innerparteilichen Wahlkampf vor allem mit dem Vorhaben überzeugen, trotz enorm hoher Inflation sofort die Steuern senken zu wollen. Außerdem sammelte sie bei der Parteibasis - die deutlich älter, männlicher und wohlhabender ist als der Durchschnitt der britischen Bevölkerung - Punkte mit einer konfrontativen Linie gegenüber der EU und populistischen Äußerungen zu Flüchtlingen, Linken, Umweltaktivisten sowie gesellschaftlichen Minderheiten.
    Als größte Herausforderung für die designierte Regierungschefin gelten die hohen Energiepreise. Es wird erwartet, dass Truss innerhalb weniger Tage ihre Pläne im Kampf gegen die steigenden Kosten für Strom und Gas vorstellt. Fraglich ist allerdings, ob sie es schaffen wird, die Konservative Partei nach einem harten Wahlkampf zu einen - in der Fraktion hatte Sunak mehr Unterstützer. In der Außenpolitik wird befürchtet, dass Truss den Streit mit der EU um Brexit-Regeln für Nordirland weiter eskaliert.
    Rishi Sunaks und Liz Truss‘ Kampf um das Premierministeramt Großbritanniens geht in die letzte Runde, laut Umfragen liegt Truss vorn. Wer gewinnt, tritt am 05. September das Amt an01.09.2022 | 2:10 min

    Briten leiden unter hohen Energiekosten

    Die Energiepreise für einen Durchschnittshaushalt haben sich im Vergleich zum Vorjahr auf 3.500 Pfund (rund 4.000 Euro) pro Jahr verdreifacht. Die Regierung steht unter Druck, Millionen Menschen mit Finanzhilfen für Heizung und Strom über den Winter zu helfen.
    Die Bank von England rechnete für Oktober mit einer Inflation von 13,3 Prozent - dem höchsten Stand seit 42 Jahren - und warnte vor der Gefahr einer längeren Rezession. Die Investmentbank Goldman Sachs erklärte, die Preissteigerungsrate könne sogar auf 22 Prozent steigen, falls nichts gegen die hohen Energiepreise unternommen werde. Sozialverbände warnten vor Armut durch hohe Energiekosten in einem Drittel der britischen Haushalte. Millionen Menschen fürchteten, im Winter ihre Heizung nicht mehr bezahlen zu können.

    Arme fürchten harten Winter
    :Großbritannien: Führungslos in Energiekrise

    Die Inflation in Großbritannien ist so hoch wie seit 40 Jahren nicht: 10,1 Prozent. Die Energiekosten explodieren. Einen Premier gibt es nicht. Viele fürchten den sozialen Abstieg.
    Michael Haselrieder, London
    Eine Frau bedient einen Heizungsthermostat
    Quelle: AP, dpa

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