Russland verhindert, dass Nahrungsmittel aus der Ukraine exportiert werden und zerstört Ernten. Diese Taktik könnte große Teile der Welt destabilisieren - und Putin helfen.
Nahrungsmittel - ganz besonders Getreide - werden in den kommenden Monaten eine zentrale Rolle im Ukraine-Krieg spielen. Viele Beobachter des Konflikts sind sich einig, dass Russlands Präsident Wladimir Putin die Abhängigkeit vieler Länder von ukrainischen Nahrungsmittelexporten nutzen wird, um seine politischen und militärischen Ziele zu erreichen. Doch diese Strategie, Hunger als Waffe einzusetzen, könnte weltweit enorme Folge haben. Was steht der Welt bevor?
Was passiert aktuell in der Ukraine?
Zum einen blockiert Russland den Export von ukrainischem Getreide auf dem Seeweg. Etwa 20 Millionen Tonnen Getreide, die größtenteils von Odessa nach Afrika und Asien gebracht werden sollten, liegen weiterhin in Silos, da Russland die Schwarzmeerküste kontrolliert.
Zum anderen scheint Russland zu versuchen, weitere Ernten zu vernichten. Der Chef des ukrainischen Präsidialbüros, Andrij Jermak, warf dem russischen Militär vor, Getreideanbauflächen vor der Ernte zu beschießen und abzubrennen. Er wirft ihnen vor, den Holodomor zu rekonstruieren.
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Zusätzlich haben Vertreter der von Russland eingesetzten prorussischen provisorischen Verwaltung in der Region Saporischschja eine Firma für den Handel mit ukrainischem Getreide im Namen Moskaus gegründet. Mit dem Unternehmen solle lokales Getreide aufgekauft und weiterverkauft werden, sagte der von Russland eingesetzte Verwaltungschef Jewgeni Balizky der Nachrichtenagentur Interfax. Es war unklar, ob die Bauern, deren Getreide von Russland verkauft wird, dafür bezahlt werden.
Warum tut Russland das?
Es ist nach gut dreieinhalb Monaten recht offensichtlich, dass es Putin darum geht, die Ukraine zu zerstören: militärisch wie auch wirtschaftlich. Die Landwirtschaft ist dabei ein großer Faktor: Knapp 10 Prozent des ukrainischen Bruttoinlandsprodukts stammen aus der Landwirtschaft. Zum Vergleich: In Deutschland sind es lediglich 0,9 Prozent und darin sind auch noch die Forstwirtschaft und Fischerei einbezogen.
Außerdem gehört die Ukraine - wie Russland - zu den wichtigsten Getreideexportnationen der Welt. International besteht die Befürchtung, dass die Blockade der ukrainischen Getreideexporte eine globale Hungerkrise auslösen könnte. Wenn Russland das ukrainische Getreide nun selbst exportiert, könnte es damit seinen Einfluss in Afrika und Asien vergrößern.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte in einer Videobotschaft beim sogenannten Shangri-La-Dialog, einem Sicherheitsgipfel in Singapur, dass die Nahrungsmittelknappheit "unweigerlich zu politischem Chaos führen" werde, und den "Zusammenbruch vieler Regierungen und den Sturz vieler Politiker zur Folge haben kann".
Hat Putin einen "Hungerplan"?
Was Selenskyjs Büro als "Lebensmittelterrorismus" bezeichnet, nennt der US-Historiker Timothy Snyder Putins "Hungerplan". Der Yale-Professor hat seine Forschungsschwerpunkte in der osteuropäischen Geschichte und der Holocaustforschung.
Wenn die russische Blockade anhält, würden Millionen Tonnen Lebensmittel in Silos verrotten und Millionen Menschen in Afrika und Asien verhungern, schreibt Snyder in seiner Analyse bei Twitter.
Snyder vermutet, dass Putin mit den Seeblockaden versucht, den ukrainischen Staat zu zerstören. Außerdem solle die dadurch entstehende Nahrungsmittelkrise Flüchtlinge aus Nordafrika und dem Nahen Osten generieren. Das könnte dann zu größerer Instabilität in der EU führen.
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Und perspektivisch könne Putin eine weltweite Hungersnot nutzen, um die Aufhebung der Sanktionen gegen Russland und die Anerkennung der eroberten Gebiete zu fordern.
Der Westen könnte durch diese Taktik in hohem Maße erpressbar gemacht werden.
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