Das Deutsche Reich war von 1884 bis 1915 Kolonialmacht im heutigen Namibia. Das afrikanische Land verlangt auch eine finanzielle Entschädigung. Über die Höhe wird noch verhandelt.
Namibia hat ein Entschädigungsangebot Deutschlands bei den Verhandlungen zur Aufarbeitung der Kolonialzeit abgelehnt. Das Angebot der Bundesregierung, zehn Millionen Euro als Wiedergutmachung zu zahlen, sei für Präsident Hage Geingob weiter "nicht akzeptabel", zitierte "The Namibian" den Berater des Präsidenten, Alfredo Hengari.
Hengari sagte weiter, die deutsche Regierung habe zugestimmt, eine "bedingungslose Entschuldigung" an die namibische Regierung, ihr Volk und die betroffenen Gemeinden zu richten.
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Der Völkermord an den Herero und Nama
Etwa 65.000 der 80.000 Herero und mindestens 10.000 der 20.000 Nama wurden durch die deutsche Streitmacht Anfang des 20. Jahrhunderts getötet. Die Hintergründe:
Aufstände brutal niedergeschlagen
Geingob selbst twitterte, er sei über den Stand der Gespräche informiert worden und habe empfohlen, die Verhandlungen fortzusetzen. "Wir bleiben beim Abschluss dieser Schlüsselmission konsequent", schrieb er.
Das Deutsche Reich war von 1884 bis 1915 Kolonialmacht im heutigen Namibia und schlug damals die Aufstände von zwei Volksgruppen brutal nieder. Historikern zufolge wurden etwa 65.000 der 80.000 Herero und mindestens 10.000 der 20.000 Nama getötet. Seit Jahren verhandeln beide Regierungen darüber, wie eine Wiedergutmachung aussehen soll.
Historiker sprechen von Völkermord
Historiker bezeichnen diese Gräueltaten als "ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts". Auftakt war die Schlacht von Ohamakari am 11. August 1904, auch als "Schlacht am Waterberg" bekannt. Dort ließ der deutsche Befehlshaber Lothar von Trotha einen Großteil der Herero-Bevölkerung einkesseln und töten.
Zudem ließ er die wasserlose Omaheke-Wüste abriegeln, in die Tausende Herero geflohen waren. Die Flüchtlinge verdursteten. Später gab Trotha den Vernichtungsbefehl: "Innerhalb der deutschen Grenzen wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr erschossen."
Namibia pocht auf "Reparationen"-Begriff
Zur Zeit wird die Aufarbeitung der Kolonialzeit in Namibia - der ehemals deutschen Kolonie Südwestafrika - auch durch die Coronakrise beeinträchtigt. Vertreter der Herero und Nama verlangen vom Bundestag eine Entschuldigung für zur Kolonialzeit begangene Verbrechen sowie eine finanzielle Wiedergutmachung.
Hengari sagte der Zeitung zufolge, die deutsche Regierung habe zugestimmt, eine "bedingungslose Entschuldigung" an die namibische Regierung, ihr Volk und die betroffenen Gemeinden zu richten. Allerdings wolle Deutschland nicht den Begriff "Reparationen" benutzen. Stattdessen wolle man von "Heilung der Wunden" sprechen. Das namibische Verhandlungsteam halte diesen Begriff aber für unzureichend.