Der Gesundheitszustand des inhaftierten Kreml-Kritikers Nawalny ist nach Angaben seiner Ärzte kritisch. Die USA drohen Russland im Falle seines Todes mit Konsequenzen.
Die USA haben Russland mit Konsequenzen gedroht, sollte der inhaftierte Oppositionspolitiker Alexej Nawalny im Gefängnis sterben. Nähere Angaben machte der Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, nicht. Nawalnys Unterstützer riefen für Mittwoch zu Demonstrationen zur Rettung "seines Lebens" auf.
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) sagte der "Bild"-Zeitung: "Wir verfolgen mit großer Sorge, dass sich die Gesundheit von Alexej Nawalny immer weiter verschlechtert." Er kündigte an, dass sich der am Montag in Brüssel tagende Rat der EU-Außenminister mit dem Thema befassen werde.
Nach rund zweieinhalb Wochen im Hungerstreik wächst die Sorge um die Gesundheit des Kreml-Gegners. Dessen persönliche Ärztin Anastasia Wasiljewa und drei ihrer Kollegen forderten von den Gefängnisbehörden am Samstag Zugang zu ihm.
Ärzte: Nawalny droht Herzstillstand
Wegen kritischer Kaliumwerte könne es "jede Minute" zu einer eingeschränkten Nierenfunktion und ernsthaften Herzrhythmusproblemen kommen. Nawalny drohe ein Herzstillstand. Ihr Brief an die Gefängnisbehörde wurde am Samstag auf Wasiljewas Twitter-Konto veröffentlicht. Der Kardiologe Jaroslaw Aschichmin warnte bei Facebook:
Er müsse dringend auf eine Intensivstation verlegt werden. Die Nawalny-Vertraute Kira Jarmysch schrieb bei Facebook: "Alexej stirbt." Bei seiner Verfassung sei es "eine Frage von Tagen". Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben nicht.
Prominente fordern Hilfe für Nawalny
Auch mehr als 70 international bekannte Autoren, Künstler und Akademiker forderten den russischen Präsidenten Wladimir Putin in einem offenen Brief auf, eine angemessene medizinische Behandlung für Nawalny zu garantieren. Der Appell wurde am Samstag in mehreren europäischen Tageszeitungen wie "Le Monde" abgedruckt.
Laut seiner Frau Julia Nawalnaja wiegt der 1,89 Meter große Kreml-Kritiker derzeit 76 Kilogramm - neun Kilogramm weniger als zu Beginn seines Hungerstreiks vor zwei Wochen und 17 Kilogramm weniger als vor seiner Verlegung ins Straflager in Pokrow im Februar.
Mit dem Hungerstreik will der Oppositionspolitiker erreichen, dass ihm eine angemessene medizinische Versorgung gewährt wird. Nawalny, der vergangenes Jahr nur knapp einen Anschlag mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok überlebt hatte, klagte zuletzt über Rückenleiden, Lähmungserscheinungen in den Gliedmaßen, Fieber und Husten.