Nawalny nach Anschlag: "Wie ein zweiter Geburtstag"

    Zwei Jahre nach Giftanschlag:Nawalny: "Wie ein zweiter Geburtstag"

    20.08.2022 | 15:00
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    Vor zwei Jahren überlebte Alexej Nawalny den Anschlag auf ihn. Heute nennt der inhaftierte Oppositionelle dies seinen "zweiten Geburtstag" - und gibt Putin weiterhin die Schuld.

    Alexej Nawalny am 02.02.2021 in Moskau
    Kremlkritiker Alexej Nawalny wurde zur mehrjährigen Haftstrafe verurteilt.(Archivbild)
    Quelle: dpa

    Der im Straflager inhaftierte Kremlgegner Alexej Nawalny hat den zweiten Jahrestag des Giftanschlags auf ihn als einen Geburtstag gefeiert. Der 46-Jährige schrieb in einem am Samstag auf Instagram veröffentlichen Gruß aus dem Straflager:

    Zum zweiten Mal feiere ich meinen zweiten Geburtstag. Den Tag, als sie mich töteten, aber ich warum auch immer nicht gestorben bin.

    Alexej Nawalny

    In dem Post machte er erneut Kremlchef Wladimir Putin für den Giftanschlag am 20. August 2020 mit dem tödlichen Nervengift Nowitschok verantwortlich. Und er kritisierte, dass noch immer nicht offiziell in dem Fall ermittelt werde. Der Kreml bestreitet, dass es ein Verbrechen gegeben hat.

    Nawalny unter besonders harten Bedingungen inhaftiert

    Wegen angeblichen Betrugs sitzt der schärfste Gegner Putins in der Strafkolonie 6 in Melechowo nahe der Stadt Kowrow etwa 260 Kilometer nordöstlich von Moskau - unter besonders harten Haftbedingungen. Im Mai bestätigte ein Gericht die neunjährige Haftstrafe.
    Der prominente Oppositionelle wies erneut darauf hin, dass ein Rechercheteam einer Gruppe des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB das Attentat nachgewiesen habe. "Den Kreml hat dann, weil ich überlebt habe, so eine Verbitterung ergriffen, dass er mich erst zu 3,5 Jahren verurteilen ließ und dann zu neun Jahren."
    Der Fall habe nicht nur das Verbrechertum Putins und seines Regimes offengelegt, sondern sich auf das gesamte politische System in Russland ausgewirkt. "Das System hat jede Maske fallen lassen; Ende Januar 2021 wurde es dann schon ganz ohne Umschweife repressiv und autoritär", meinte Nawalny, der damals nach einer Behandlung in Deutschland trotz drohender Haft in seine Heimat zurückgekehrt war. So etwas komme davon, wenn ihm einer die Unterhosen ohne Erfolg mit Nowitschok vollschmiere, sagte Nawalny zu seiner Rückkehr.

    Auch Kanzler Scholz würdigt Nawalnys Mut

    Den chemischen Kampfstoff sollen FSB-Agenten in einem Hotel auf Nawalnys Unterhosen aufgetragen haben. Kurz danach brach er am 20. August 2020 auf einem Flug nach Moskau zusammen. Er wurde erst in ein russisches Krankenhaus gebracht und dann nach Deutschland ausgeflogen, wo er in der Berliner Charité behandelt wurde.
    Mehrere Labors wiesen den international geächteten Kampfstoff Nowitschok nach. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) würdigte in einer zum Jahrestag des Anschlags veröffentlichten Videobotschaft Nawalnys Mut.
    Quelle: dpa
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