9-Euro-Ticket: So stellt sich Wissing den Nachfolger vor

    Nachfolge für 9-Euro-Ticket:Wissings Pläne für den günstigen Nahverkehr

    31.08.2022 | 16:06
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    Bundesverkehrsminister Volker Wissing will eine Nachfolgelösung für das 9-Euro-Ticket finden. Bis es Details vor allem zum Preis gibt, könnte es aber noch bis zum Herbst dauern.

    Volker Wissing, aufgenommen am 31.08.2022 in Meseberg
    Verkehrsminister Volker Wissing sieht beim ÖPNV jetzt die Bundesländer in der Pflicht.
    Quelle: dpa

    9-Euro-Ticket und Tankrabatt sind Geschichte - die Diskussion über Nachfolgeregelungen dauern an. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) versprach am Mittwoch ein "modernes ÖPNV-Ticket", die Bundesländer müssten sich aber an der Finanzierung beteiligen.

    Dieses Ticket plant der Verkehrsminister

    Im Deutschlandfunk umriss Wissing seine Pläne für ein neues Ticket. Der Minister sagte:
    • Das Ticket solle in ganz Deutschland gelten
    • Es solle einfacher zu erwerben, "neu" und "modern" sein
    • Die Tarifstrukturen sollen vereinfacht werden
    • Der öffentliche Personennahverkehr digitalisiert werden
    Die Menschen hätten das 9-Euro-Ticket "in ihr Herz geschlossen", so Wissing. Beim Preis sieht er jedoch Probleme für die Ampel-Regierung: Die dafür veranschlagten Vertriebskosten für mehr als zwei Milliarden Euro "können wir nicht so lassen". Der Minister will Ergebnisse einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe zum "Ausbau- und Modernisierungspakt ÖPNV" abwarten. Sie sollen auf einer Verkehrsministerkonferenz im Herbst präsentiert werden.
    Der Landkreis Lüchow-Dannenberg führt im September das 365-Euro-Ticket für den ÖPNV ein. Es ist bundesweit der erste Landkreis, der den Bürgern damit ein Nachfolgemodell für das auslaufende Neun-Euro-Ticket bietet.30.08.2022 | 1:50 min

    ADAC: Infrastruktur wichtiger als Preis

    Der ADAC veröffentlichte eine Umfrage unter 1.661 Autofahrerinnen und -fahrern von Mitte August - ein Drittel von ihnen nutzte den ÖPNV in den drei Monaten mit dem 9-Euro-Ticket häufiger als sonst, die meisten von ihnen für Freizeitfahrten. 50 Prozent machten positive Erfahrungen, 60 Prozent befürworten eine Fortsetzung. Wichtiger sei den Autofahrern demnach eine deutschlandweite Gültigkeit als ein günstiger Tarif.
    ADAC-Präsident Gerd Hillebrand betonte daher, wichtiger als die reine Preisdiskussion sei eine Verbesserung des Angebots, vor allem im ländlichen Raum. Öffentliche Gelder müssten hier vorrangig zum Einsatz kommen.

    Dabei sind ein bundesweit gültiger und einfacher Tarif sowie die Ausweitung der Zugkapazitäten und der Taktung besonders wichtig, um die Attraktivität des ÖPNV für Autofahrer zu erhöhen.

    ADAC-Präsident Gerd Hillebrand

    Der Chef der Deutschen Bahn, Richard Lutz, warnte vor einer Überlastung der Infrastruktur: Sollten sich Bund und Länder auf eine Nachfolgelösung des 9-Euro-Tickets verständigen, so müsste dies angesichts der Lage auf dem Schienennetz verbunden sein mit mehr Investitionen in den Nahverkehr: "Deshalb wäre es eine gute Idee, für jeden Euro, der in ein Nachfolge-Ticket fließt, mindestens einen Euro in die Verbesserung des Angebots und den Ausbau der Infrastruktur zu stecken", sagte Lutz dem "Handelsblatt".

    Fahrgastverband: Tarife möglichst einfach halten

    Der Ehrenvorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn, Karl-Peter Naumann, plädierte in der "Passauer Neuen Presse" für ein viel einfacheres Tarifsystem mit geografisch differenzierten Flatrates. "Als Beispiel denke ich als erste Stufe an eine Flatrate für den öffentlichen Nahverkehr in der eigenen Stadt, dem Kreis. Eine zweite Stufe könnten Pauschalpreise für größere Verkehrsverbünde und einzelne Bundesländer umfassen. Als nächste Stufe wäre dann an noch größere Regionen bis hin zu einem bundesweiten Ticket zu denken."
    Neben dem 9-Euro-Ticket läuft mit dem Tankrabatt nun eine weitere Entlastungsmaßnahme der Bundesregierung aus. Die Energiesteuer inklusive Mehrwertsteuer war für Diesel um 16,7 Cent pro Liter, für Superbenzin um 35,2 Cent pro Liter gesenkt worden. Der ADAC erklärte, vordergründig erscheine eine Fortsetzung zwar wünschenswert - das würde den Energiesparbedarf in der für den Herbst erwarteten Energieknappheit aber nicht hinreichend unterstützen.
    ADAC-Präsident Hillebrand schlug stattdessen direkte Entlastungen im Mobilitätssektor für besonders Betroffene vor - also "Berufspendler". Die Regierung solle die Entfernungspauschale für den Arbeitsweg bereits ab dem ersten Kilometer auf 38 Cent erhöhen. Auto-Experte Stefan Bratzel warnte vor einer Ausweitung der Pendlerpauschale. Sie sei eine "ökologisch nicht mehr zu vertretende Zersiedelungsprämie", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

    Regierungsklausur in Meseberg
    :Ampel kündigt "wuchtiges Entlastungspaket" an

    Energiekrise, Entlastungen, nationale Sicherheit: Die Erwartungen an die Klausurtagung der Ampel-Regierung sind hoch. Zum Abschluss gibt Kanzler Scholz ein Statement - jetzt live.
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    Quelle: AFP

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