Ex-Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) mahnt seine Partei, die anstehenden Personal- und Richtungsfragen mit Sorgfalt zu behandeln. Für Armin Laschet hat er ein Lob übrig.
Ex-Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hält es für nicht sinnvoll, bei den anstehenden Personal- und Richtungsfragen in der Union Tempo über Gründlichkeit zu stellen. "Mich irritiert, dass manche in der Partei offenkundig die Schnelligkeit der Wahl eines neuen Vorsitzenden oder besser gleich des ganzen Vorstandes für noch wichtiger halten als die sorgfältige Aufarbeitung einer grundlegend neuen Lage für die Union", sagte Lammert im ZDF heute journal.
Lammert sieht "historische Dimension"
Das Wahlergebnis habe "ganz sicher eine historische Dimension" für die Union.
Forderungen aus Teilen der Partei, die CDU möglichst radikal neu aufzustellen, erteilte Lammert eine Absage: "Für den vermeintlichen Räumungsverkauf" sei "darüber nachzudenken, ob sich in diesem Zusammenhang das eine oder andere wertvolle Stück nicht doch suchen und finden lässt".
Lammerts Lob für Laschet
Die teilweise stark voneinander abweichenden Beurteilungen des Wahlkampfs und des Wahlergebnis innerhalb der CDU/CSU sieht Lammert als "eindrucksvollen Beleg für die Notwendigkeit eines gründlichen Nachdenkens".
Für Armin Laschet hatte Lammert lobende Worte übrig, ohne ihn beim Namen zu nennen: "Ich fand unter vielerlei Gesichtspunkten die Initiative des amtierenden Parteivorsitzenden nicht nur respektabel, sondern auch klug, die Notwendigkeit eines Neuanfangs selber zu annoncieren, es mit der Ankündigung zu verbinden, dass er selber sicher nicht für diesen Neuanfang die richtige Führungsperson ist und anzubieten, einen solchen Prozess zu moderieren."
Lammert selbst falle es zumindest spontan schwer, "eine bessere Konstruktion, eine geeignetere Person zu finden als einen gewählten, amtierenden Parteivorsitzenden", der seine Bereitschaft für diesen Prozess ausdrücklich erklärt habe.
Aus Situation in Österreich Lehren ziehen
Angesprochen auf die aktuelle Situation in Österreich rund um den Rücktritt von Kanzler Sebastian Kurz meinte Lammert, dass ein wesentlicher Unterschied zwischen ÖVP und CDU/CSU darin bestehe, dass die Union "nie einen Parteivorsitzenden, geschweige denn Kanzlerkandidaten gewählt hat, der im Verdacht steht, ein Rechtspopulist zu sein".
Allerdings, so Lammert, müsse man zur Kenntnis nehmen, "dass die Popularität solcher Kandidaten in der Wählerschaft ausgeprägter ist als in beachtlichen Teilen auch unserer Partei". Wie mit dieser Diskrepanz umzugehen ist, gehöre zu den vielen Fragen, "bei denen ich noch mal nur dringend empfehlen kann, darauf nicht eine möglichst schnelle, sondern eine möglichst durchdachte Antwort zu geben".
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