Netzagentur widerspricht Gazprom: Kein Grund für Lieferstopp
Netzagentur widerspricht Gazprom:Technischer Mangel kein Grund für Lieferstopp
03.09.2022 | 14:20
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Weil an einer Anlage Öl ausgetreten sei, will Gazprom die Pipeline Nord Stream 1 vorerst nicht in Betrieb nehmen. Laut Bundesnetzagentur sei das kein nachvollziehbarer Grund.
Das Gazprom-Hauptquartier in Sankt Petersburg: Wie glaubwürdig sind die Gründe des Konzerns für den Lieferstopp bei Nord Stream 1? (Archivbild)
Quelle: epa
Die Bundesnetzagentur hat Zweifel an der russischen Begründung für die Nicht-Wiederaufnahme der Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 geäußert. In einem am Samstag veröffentlichten Lagebericht zur Gasversorgung schreibt die Behörde:
Die von russischer Seite behaupteten Mängel sind nach Einschätzung der Bundesnetzagentur technisch kein Grund für die Einstellung des Betriebs.
Bundesnetzagentur
Am Freitagabend hatte der Staatskonzern Gazprom überraschend mitgeteilt, dass der Gasdurchfluss durch Nord Stream 1 bis auf weiteres gestoppt bleibe - und nicht, wie geplant, nach Abschluss der dreitägigen Wartungsarbeiten wieder aufgenommen werde.
Gazprom: Ölaustritt in Kompressorstation verhindert Betrieb
Der Grund für den Stopp sei ein Ölaustritt in der Kompressorstation Portowaja, teilte Gazprom mit. Bis dieser gestoppt sei, könne kein Gas mehr fließen.
Zweifel an dieser Darstellung kamen am Freitagabend bereits von Siemens Energy, Hersteller der betroffenen Turbinen. Ein derartiger Befund stelle keinen technischen Grund für eine Einstellung des Betriebs dar, hieß es einer Mitteilung des Unternehmens.
Solche Leckagen beeinträchtigten im Normalfall den Betrieb einer Turbine nicht und könnten vor Ort abgedichtet werden - das sei ein Routinevorgang im Rahmen von Wartungsarbeiten. Auch in der Vergangenheit sei es durch das Auftreten dieser Art von Leckagen nicht zu einem Stillstand des Betriebs gekommen.
Was bedeutet Lieferstopp für Speichervorgaben?
Insgesamt sei die Lage bei der Gasversorgung angespannt, heißt es in dem Bericht der Bundesnetzagentur. Eine weitere Verschlechterung der Situation könne nicht ausgeschlossen werden. "Die Gasversorgung in Deutschland ist im Moment aber stabil. Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist derzeit weiter gewährleistet."
Füllstand der deutschen Gasspeicher
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Laut Einschätzungen der Gasspeicherbetreiber könne trotz der Lieferunterbrechung über Nord Stream 1 weiter Gas in Deutschland eingespeichert werden. "Sollte der komplette Ausfall russischer Gastransporte sich bis in den November fortsetzen, wird ein Erreichen des 95-Prozent-Ziels allerdings große Anstrenungen erfordern", sagte Sebastian Bleschke, Geschäftsführer des Branchenverbands Initiative Energien Speichern, der Nachrichtenagentur dpa.
Laut einer Verordnung des Bundeswirtschaftsministeriums sollen die Gasspeicher am 1. November zu mindestens 95 Prozent gefüllt sein.
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