Die Verantwortlichen für die Nord-Stream-Lecks zu finden, sei schwer, sagt Fregattenkapitän Swistek. Was sich sagen lasse: Die Sprengstoffe seien wohl militärischer Natur.
Wie können Unterseekabel und Gaspipelines in Nord- und Ostsee gesichert werden? ZDFheute live spricht mit Fregattenkapitän Göran Swistek und ZDF-Korrespondentin Isabelle Schaefers.
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Am Montag wurden die Lecks an den Nord-Stream-Pipelines entdeckt - jetzt sind sich die meisten Experten einig: Es muss Sabotage gewesen sein. Offen bleibt dabei die Frage, wer dafür verantwortlich sein könnte.
Fregattenkapitän Göran Swistek schätzt bei ZDFheute live die Situation ein. Der Experte für maritime Sicherheit in der Ostsee zu...
... den möglichen Akteuren:
Die verwendete Menge an Explosivstoffen sei nicht frei auf dem Markt verfügbar.
Insgesamt liege der Schwerpunkt klar auf Russland. Neben Russland haben nach Angaben von Swistek Deutschland, Schweden und Polen zwar U-Boote in der Ostsee. Wegen der niedrigen Tiefe des Meeres sei es jedoch eher unwahrscheinlich, dass diese zum Anbringen der Explosivstoffe verwendet worden seien.
- Was wir zu den Nord-Stream-Lecks wissen
Mittlerweile sind sich die meisten Experten einig: Bei den Lecks an den Nord-Stream-Pipelines handelt es sich um Sabotage. Trotzdem gibt es viele Fragen - und einige Antworten.
Wahrscheinlicher sei, dass die explosiven Stoffe mithilfe von Drohnen oder unbemannten Unterwassersystemen angebracht wurden. Das ginge von jedem beliebigen Mutterschiff, auch von zivilen Frachtern.
Doch: Russland habe diese Geräte. "Es haben natürlich auch Unternehmen solches Material, aber in Verbindung mit Explosivstoffen würde ich da eher in die Richtung staatlicher Akteure gucken." Russland habe ein staatliches Forschungsprogramm in der Unterwasserwelt.
In dieser Forschung seien unbemannte Drohnen und Unterwasserfahrzeuge eingesetzt worden, die Unterwasserarbeiten durchführen oder Material mitführen könnten. Außerdem seien russische Drohnen schon häufiger recht nah an Unterwasser-Kommunikationskabeln gesichtet worden.
... der Beschaffenheit der Pipeline:
Die Pipelines seien so gebaut, dass sie nicht nur unterschiedlichen Untergründen - Felsen, Steinen, Schlamm - oder Witterungseinflüssen standhalten können.
Die Pipelines sind so gebaut, dass sie vieles aushalten können, sagt Fregattenkapitän Göran Swistek. Ein Sabotageakt sei wahrscheinlich.
Sie bestünden aus mehreren Zentimetern Stahl sowie einem Mantel aus Zement und anderen Schichten, die Schockzustände absorbieren können. Daher könne die Zerstörung nicht natürlichen Ausmaßes sein. Und dennoch:
Angesichts der möglichen Sabotage reagiert man in Deutschland alarmiert. Wie geschützt sind solche Leitungen?
... der Spurensuche:
Unter Wasser sei die Spurensuche ungemein schwierig: Spuren würden sehr schnell verschwinden. Gerade nach einer mutmaßlichen Explosion würde viel weggespült werden. "Man wird kaum etwas finden". Man könne dann nur anhand von Indizien versuchen, Rückschlüsse zu ziehen.
Ohne einen Akteur, der sich für die Sabotage bekenne, oder Leaks, die Informationen nach Außen tragen, sei es nahezu unmöglich, den Vorfall zurückzuverfolgen.
- Lässt sich Infrastruktur im Meer schützen?
Die Lecks in den Nord-Stream-Pipelines zeigen, wie verwundbar kritische Infrastruktur im Meer ist. Lässt sie sich überhaupt schützen? Maritim-Experte Peters mit Einschätzungen.
... dem Schutz der kritischen Infrastruktur in der Ostsee:
Es gebe so viel kritische Infrastruktur in der Ostsee, dass es schwierig sei, das kontinuierlich zu überwachen. Die maritime Domäne sei in den letzten Jahren vernachlässigt worden: Deutschland habe immer weniger Schiffe in den Streitkräften und auch die Seepolizei habe immer weniger Einheiten. Überwachungsanlagen an Land seien abgebaut worden.
Das müsse erst wieder forciert werden.
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