Nord Stream 1 abgeschaltet: Kein Gas mehr für den Markt
Wegen Wartungsarbeiten:Kein Gas mehr: Nord Stream 1 fährt runter
11.07.2022 | 11:01
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Durch Nord Stream 1 kommt kein Gas mehr für den deutschen Markt. Grund sind Wartungsarbeiten. Doch die große Frage ist: Dreht Russland den Gashahn danach wieder auf?
Wegen regulärer Wartungsarbeiten ist am Montagmorgen die Pipeline Nord Stream 1 abgeschaltet worden. Das teilte eine Sprecherin der Nord Stream AG in der Schweiz mit. Laut Unternehmen werden mechanische Teile und automatische Systeme überprüft. Das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin bestätigte, Nord Stream 1 sei abgeschaltet. Das gelte auch für den Ankunftspunkt in Lubmin an der Ostseeküste. "Damit fließt kein Gas mehr."
Für den Markt seien bereits keine Lieferungen mehr veranschlagt, so der Sprecher. Die Betreiber-Webseite zeigt für Buchungen seit sechs Uhr den Wert von null Kilowattstunden an.
Auslastung wichtiger Pipelines pro Stunde
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Grund für die Abschaltung sind die jährlich wiederkehrenden Wartungsarbeiten an der Ostsee-Pipeline, die die wichtigste Verbindung für russisches Erdgas nach Deutschland ist.
Zehn Tage, bis zum 21. Juli, soll die Wartung dauern, den Zeitraum hat der Betreiber vor längerer Zeit bereits angekündigt. Doch die Bedenken sind groß, dass Russland den Gashahn auch nach Abschluss der Wartung nicht mehr aufdrehen könnte - auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) äußerte diese Sorge bereits.
Belgien, Schweden und Frankreich entlasten ihre Bürger*innen angesichts immer weiter steigender Energiekosten mit Preisdeckelung, Energiegeld und Steuersenkungen.11.07.2022 | 3:29 min
Kanada will wichtige Turbine an Deutschland liefern
Das russische Staatsunternehmen Gazprom hatte im Juni bereits die Liefermenge durch die mehr als 1.200 Kilometer lange Pipeline von Russland nach Mecklenburg-Vorpommern deutlich gedrosselt - und das auch mit dem Fehlen einer Turbine von Siemens Energy begründet, die wegen der Sanktionen nach abgeschlossener Wartung nicht mehr aus Montréal nach Russland geliefert werden konnte.
Kanada hat inzwischen aber angekündigt, die Lieferung der gewarteten Turbine aus Montréal trotz der Sanktionen gegen Russland zu ermöglichen. Dazu werde Kanada "eine zeitlich begrenzte und widerrufbare Erlaubnis" an Siemens Canada geben, sagte der für Bodenschätze zuständige Minister Jonathan Wilkinson am Samstag. Die Turbine soll aus Kanada erst nach Deutschland und anschließend nach Russland geliefert werden.
So soll die Wartung von Nord Stream 1 ablaufen
Die Betreibergesellschaft Nord Stream AG teilte mit, was die Wartungsarbeiten genau umfassen sollen: Die Rede ist von einer Überprüfung und gegebenenfalls Instandsetzung oder Kalibrierung etwa der Stromversorgung, des Brand- und Gasschutzes sowie bestimmter Ventile. Auch Software-Updates würden vorgenommen. Die Offshore-Pipelines blieben weiter unter Druck.
Füllstand der deutschen Gasspeicher
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Laut Bundesnetzagentur finden die Arbeiten nicht direkt an der Leitung, sondern an den Verdichterstationen statt, etwa in der Anlandestation im deutschen Lubmin. In Modellrechnungen geht die Behörde von bis zu 14 Tagen aus, hat dabei allerdings schon einen zeitlichen Puffer eingerechnet. Die Arbeiten sollten unter normalen Umständen aber im geplanten Zeitraum fertiggestellt werden können.
"Es geht um zwei Dimensionen: Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit", so Verena Hubertz, stellv. SPD-Fraktionsvorsitzende, zum künftigen Umgang mit Gas-Versorgungsengpässen.11.07.2022 | 7:46 min
Pipeline zuletzt schon nur 40 Prozent ausgelastet
Eine dauerhafte Abschaltung könnte laut Modellen der Behörde unter Umständen zu einem Gasmangel in Deutschland im Winter führen. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine Ende Februar gilt die Versorgung Europas mit Gas aus Russland als gefährdet. Schon zuletzt war Nord Stream 1 laut Bundesnetzagentur nur zu etwa 40 Prozent ausgelastet.
Auch russische Gaslieferungen über andere Leitungen nach Deutschland waren zuletzt zurückgegangen. Gleichzeitig erhalten mehrere europäische Staaten bereits kein Gas mehr aus Russland.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.