Normalerweise stellt Nordkorea bei Paraden sein Arsenal an Panzern und Raketen zur Schau. Diesmal fahren Traktoren und Feuerwehrfahrzeuge auf. Auch Kim Jong Un zeigt sich anders.
Nordkoreas Staatsführung hat bei einer nächtlichen Parade zum Jahrestag der Nation in Pjöngjang statt der üblichen Panzer und Raketen Traktoren und Feuerwehrfahrzeuge gezeigt. An der Veranstaltung waren unter anderem Vertreter des Eisenbahnministeriums, einer Fluggesellschaft sowie einer Düngemittelfabrik beteiligt, wie die staatliche Nachrichtenagentur KCNA meldete.
Machthaber Kim Jong Un zeigte sich im hellgrauen westlichen Anzug und einer dazu passenden Krawatte vor der jubelnden Menge, als um Mitternacht das Feuerwerk gezündet wurde. Er richtete "herzliche Grüße an das gesamte Volk des Landes" aus, wie KCNA berichtete.
Traktoren zogen kleinere Artilleriegeschütze
Auf der Parade waren zuvor Studenten mit Gewehren, staatliche Mitarbeiter mit Gasmasken und orangefarbenen Schutzanzügen sowie paramilitärische Einheiten zu sehen gewesen. Die größten gezeigten Waffen waren kleine, von Traktoren gezogene Artilleriegeschütze, die von genossenschaftlichen Bauern gefahren wurden. Sie könnten "im Notfall die Aggressoren und ihre Vasallentruppen mit vernichtender Feuerkraft treffen", erklärte KCNA.
"Wir beobachten die Situation genau", sagte ein Vertreter des südkoreanischen Verteidigungsministeriums der Nachrichtenagentur AFP. Weitere Details würden derzeit noch analysiert.
In Nordkorea droht Menschen der Tod, wenn sie zum Beispiel den korpulenten Machthaber Kim Jong Un als "fett" bezeichnen. Über den Alltag in diesem rätselhaften Land ist wenig bekannt.
Beobachter: Parade als Zeichen an die Bevölkerung
Pjöngjang nutzte in der Vergangenheit immer wieder offizielle Paraden, um Signale ans In- und Ausland zu senden. Bei den letzten derartigen Paraden - im Januar 2021 und im Oktober 2020 - hatte Nordkorea unter anderem ballistische Raketen gezeigt, die von den USA und Rivalen in Asien als Bedrohung angesehen werden.
Diesmal richtete sich die Parade nach Einschätzung von Beobachtern aber eher an die heimische Bevölkerung, die unter einer maroden Wirtschaft, den internationalen Sanktionen gegen das Land, Grenzschließungen wegen der Pandemie, den Folgen von Überschwemmungen und Lebensmittelknappheit zu leiden hat.
Atomgespräche mit den USA weiter auf Eis
Im Juli hatten Nord- und Südkorea nach mehr als einjähriger Unterbrechung auch ihre offizielle Kommunikation wieder aufgenommen. Die Atomgespräche mit den USA liegen seit dem Gipfeltreffen von Machthaber Kim und dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump 2019 allerdings auf Eis. Unter dem neuen US-Präsidenten Joe Biden hat es bislang keine Annäherung gegeben.
Das Weiße Haus erklärte, einen "pragmatischen Ansatz" in der Nordkorea-Politik verfolgen zu wollen, um eine atomare Abrüstung des isolierten Landes zu erreichen. Im August erklärte die internationale Atomenergiebehörde (IAEA) allerdings, Pjöngjang habe offenbar seinen Plutonium produzierenden Wiederaufbereitungsreaktor in Yongbyon in Betrieb genommen.
- Nord- und Südkorea reden wieder miteinander
Nord- und Südkorea haben ihre Kommunikationskanäle wieder hergestellt. Die Regierung in Nordkorea hatte vor etwa einem Jahr alle offiziellen Verbindungen mit Südkorea gekappt.