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Gegenseitige Interessen : Nordkoreas Beitrag zu Russlands Krieg

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Nordkorea scheint ein idealer Partner Russlands: Politische Nähe und der Bedarf Pjöngjangs nach russischen Energielieferungen machen es attraktiv, Russland mit Munition beliefern.

Wladimir Putin und Kim Jong Un kamen in Wladiwostok zusammen.
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un und Kremlchef Wladimir Putin (Archivbild)
Quelle: Sergei Ilnitsky/POOL European Pressphoto Agency/AP/dpa

Anfang September wurde bekannt, dass Russland möglicherweise Waffen aus Nordkorea kauft. US-Geheimdienstinformationen legen nahe, dass Russland bereits in großem Stil Artilleriegeschosse und Raketen aus Nordkorea, das heißt im Umfang von mehreren Millionen Schuss, erworben hat.

Viele sowjetische Systeme in Nordkorea im Einsatz

Nordkorea ist ein bis aufs Äußerste militarisiertes Land. Nach Angaben des International Institute for Strategic Studies unterhält Pjöngjang eine massive Streitmacht, die sich aus mehr als 1,2 Millionen aktiven Soldaten zusammensetzt, welche von etwa 600.000 Reservisten und mehr als 5,5 Millionen paramilitärischen "Arbeiterwachen" unterstützt werden. Der Großteil dieser Kriegsmaschinerie besteht aus Bodentruppen, die mit mehr als 8.600 Artilleriegeschützen und mehr als 3.500 Kampfpanzern ausgerüstet sind.

Aufgrund der kommunistischen Vergangenheit und Gegenwart des Landes stützt sich Nordkorea in hohem Maße sowohl auf Waffen aus sowjetischer Produktion als auch auf die Weiterentwicklung dieser Systeme. Obwohl Nordkorea ein recht modernes Waffenarsenal entwickelt hat, sind immer noch mehrere Hundert, wenn nicht Tausende sowjetischer Systeme im Einsatz.

Breit gefächerter Bedarf in Russland

Die russische Kriegsführung in der Ukraine, welche auf einen artilleriebasierten Abnutzungskrieg abzielt, bestimmt die Arten nordkoreanischer Waffen, die für Moskau interessant sind. Dabei handelt es sich um sowjetische Artilleriesysteme und vor allem um deren Munition.

Nach dem Vorstoß russischer Truppen in der Region Cherson im Süden und im Osten bei Charkiw ist die ukrainische Armee in der Gegenoffensive.

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Die russische Armee verbraucht in der Ukraine extreme Mengen an Munition und verschießt nach ukrainischen Angaben regelmäßig mehr als 40.000 bis 60.000 Granaten pro Tag. Selbst Russlands immense Vorräte an Artilleriemunition sind nicht unbegrenzt, und die Produktionskapazitäten Moskaus reichen nicht aus, um die verbrauchte Munition zu ersetzen. Wenn Russland die derzeitige Einsatzintensität über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten will, muss es daher Munition importieren.

Mehrere Munitionstypen für Moskau interessant

Die attraktivsten Munitionstypen in Nordkoreas Inventar sind die Raketen für die BM-21 “Grad“-Mehrfachraketenwerfer (MLRS), da es sich dabei um die gleichen ehemaligen sowjetischen MLRS handelt, die auch von Russland verwendet werden.

Außerdem setzt Nordkorea die sowjetische 152-mm-Zugartillerie M-1955 (D20) sowie die sowjetische 122-mm-Haubitze D-30 ein. Pjöngjang hat diese ursprünglich gezogenen Systeme zu selbstfahrenden Geschützen umgebaut, indem sie auf leicht gepanzerte Kettenfahrzeuge montiert wurden.

Raketenfahrzeuge bei eine Militärparade in Pjöngjang (Nordkorea), aufgenommen am 26.04.2022

Berichte aus US-Kreisen - Russland kauft Waffen aus Nordkorea 

Russland will Waffen aus Nordkorea kaufen, heißt es aus US-Kreisen. Grund dafür seien auch die westlichen Sanktionen.

Daneben besitzt Nordkorea auch eine große Anzahl des alten sowjetischen 120-mm-Mörsers M-1943, der auch von russischen Streitkräften noch häufig eingesetzt wird. Daher könnte die 120-mm-Mörsermunition auch für Russland interessant sein.

Mehr als Munition aus Nordkorea?

Nordkoreas Beitrag zu Russlands Krieg in der Ukraine beschränkt sich möglicherweise nicht auf den Verkauf von Munition. Es gibt sporadische, noch unbestätigte Informationen über die Entsendung nordkoreanischer Arbeiter in den besetzten Donbass, die im Austausch gegen russische Energie- und Maschinenlieferungen beim Wiederaufbau helfen sollen. Russische Beamte haben bereits das Interesse Pjöngjangs an der Entsendung von Arbeitern bestätigt.

In Nordkorea droht Menschen der Tod, wenn sie zum Beispiel den korpulenten Machthaber Kim Jong Un als "fett" bezeichnen. Über den Alltag in diesem rätselhaften Land ist wenig bekannt.

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Außerdem gibt es Gerüchte, dass Nordkorea möglicherweise bis zu 100.000 Soldaten entsenden will, um für Russland in der Ukraine zu kämpfen. Dies scheint jedoch eher unwahrscheinlich, wenn man die extremen logistischen Hürden und die geringe Interoperabilität mit den russischen Streitkräften berücksichtigt. Außerdem hat die reguläre nordkoreanische Armee trotz der beständig hohen Spannungen in der entmilitarisierten Zone auf der koreanischen Halbinsel keinerlei Erfahrung mit hochintensiven militärischen Operationen.

Mehrwert für Russland fraglich

Daher ist es fraglich, ob der Einsatz nordkoreanischer Soldaten einen großen Mehrwert für Russlands Krieg böte, während er die Bevölkerung der besetzten ukrainischen Gebiete sicherlich noch mehr gegen die Besatzer aufbrächte.

Für Nordkorea könnte der Verkauf von - möglicherweise Millionen von - Artilleriegranaten und Raketen an Russland ein attraktiver Weg sein, um dringend benötigte Energielieferungen und wirtschaftliche Hilfe zu erhalten. Die eigenen militärischen Fähigkeiten Nordkoreas würden dadurch wohl nicht geschwächt, was bei der Entsendung von Truppen durchaus anders sein könnte.

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