Grünen-Chef bei "Lanz": Waffen schneller liefern

    Grünen-Chef bei "Lanz" :Nouripour will Waffen schneller liefern

    10.06.2022 | 04:35
    |

    Grünen-Chef Nouripour berichtet von sich häufenden Kriegsverbrechen der russischen Streitkräfte: Ganze Familien würden verschleppt. Er will schnellere Waffenlieferungen.

    Über den Krieg in Osteuropa und die Reaktion der Nato darauf, die deutsche Wirtschaftspolitik und die Arbeit der Bundesregierung09.06.2022 | 79:43 min
    Die russische Armee geht an der Front im Osten der Ukraine immer brutaler vor. Unter anderem sollen inzwischen gezielt Wasserleitungen zerstört werden, um den Ukrainern entweder ihren Zugang zu Trinkwasser zu nehmen oder um es zu verseuchen.
    "Da ranzugehen, ist ein ganz übles Kriegsverbrechen", kommentierte Grünen-Chef Omid Nouripour diese Taktik am Donnerstagabend bei Markus Lanz.
    Der Co-Vorsitzende der Grünen Omid Nouripour berichtet von den Kriegsverbrechen in der Ukraine. Es gäbe keine Moral, die das rechtfertigen könnte, so der Politiker.10.06.2022 | 1:41 min

    Viele Familien mutmaßlich nach Ostsibirien verschleppt

    Von diesen Kriegsverbrechen habe man aber auch schon viele weitere seit dem 24. Februar gesehen. Verschleppung sei nur ein Beispiel, so Nouripour. Er habe viele Freunde in der Ukraine. Ein Freund aus Mariupol habe ihm erzählt, dass die Hälfte seiner Verwandtschaft mittlerweile völlig verzweifelt anrufe, weil sie nicht wüssten, wo sie seien - wahrscheinlich irgendwo in Ostsibirien.
    "Man hat ihnen erzählt: Ihr seid ab jetzt Russen", sagte Nouripour. "Es gibt keine Konvention auf der Welt, keine Moral, (…) die das irgendwie rechtfertigen könnte." So etwas passiere - "und nicht zu knapp", so der Grünen-Chef weiter.
    Verschleppt und gefoltert?31.05.2022 | 8:35 min

    Die Front im Donbass ist hart umkämpft

    Diese Beschreibung passt auch in das Bild, das Politologin Jana Puglierin vom derzeitigen Kriegsverlauf skizzierte.

    Die Situation in der Ukraine, gerade im Osten der Ukraine, ist verheerend.

    Jana Puglierin, European Council on Foreign Relations

    Die Russen hätten sich nach anfänglich breiten Angriffen nun auf den Osten und Süden des Landes konzentriert. Die Front im Donbass sei am härtesten umkämpft. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuletzt mitgeteilt, dass täglich 60 bis 100 Ukrainer sterben und 500 Ukrainer verletzt würden.
    Puglierin stellt dazu fest: "Das ist eine Zahl, wenn man das auf die Länge denkt, das kann die Ukraine nicht lange durchhalten."
    Die Kämpfe um die ostukrainische Stadt Sjewjerodonezk gehen weiter. Präsident Selenskyj kündigte die Sammlung von Informationen über mutmaßliche russische Kriegsverbrechen an.08.06.2022 | 0:21 min

    Puglierin: Russland setzt auf Zermürbungskrieg

    Nachdem die russische Armee zunächst eine schlechte Figur gemacht habe, setze sie nun auf einen Zermürbungskrieg. Zwölf bis 18 Stunden am Tag gebe es Beschuss mit Raketenartillerie. "Da wird alles plattgeschossen", sagte die Politologin, "das geht Tag und Nacht, das ist ein Dauerbeschuss."
    Hinzu komme, dass die russischen Streitkräfte bei Artillerie und schweren Waffen überlegen seien. Die Ukraine habe dem nichts ausreichend entgegenzusetzen.
    "Für die Ukrainer geht es gerade im Donbass darum, man muss es leider so zynisch sagen, den Russen möglichst viele Verluste zuzufügen", sagte Puglierin. Denn, wenn der Artilleriebeschuss beendet sei, würden die Russen versuchen vorzurücken und Land zu nehmen. Die Ukraine versuche dann, dieses "Land gegen Leben" einzutauschen.  

    Ukraine benötigt dringend schwere Waffen

    Ein Mittel zur besseren Verteidigung wäre laut Puglierin Aufklärung. Die Ukrainer müssten herausfinden, woher der Beschuss komme und dann auch die Möglichkeit haben, zurückzuschießen.
    Zwar lobte die Politologin vor diesem Hintergrund die Ankündigungen, die Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zuletzt zur Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine gemacht hatte. Sie sagte aber auch:

    Fakt ist heute, dass keine einzige deutsche schwere Waffe vor Ort im Donbass in der Ukraine eingesetzt wird.

    Jana Puglierin, European Council on Foreign Relations

    Panzerhaubitzen, an denen ukrainische Streitkräfte gerade ausgebildet werden, oder das von Scholz angekündigte Flugabwehrsystem Iris-T würden einen Unterschied machen. Bei letzterem werde aber gemunkelt, dass es erst im November geliefert werden könne.

    Nouripour will Lieferungen beschleunigen

    "Das Problem ist der Zeithorizont", so Puglierin. "Im Donbass kommt es jeden Tag darauf an, dass die Ukraine sich behauptet. Und sie haben einfach nicht genug schweres Gerät."



    Nouripour sagte abschließend dazu, dass der Frust der ukrainischen Seite, dass das alles viel zu langsam laufe, nachvollziehbar sei. Zur Lieferung von Iris-T sagte der Grünen-Chef noch: "Wir versuchen, das jetzt früher hinzukriegen als November."
    Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:

    Russland greift die Ukraine an
    :Aktuelles zum Krieg in der Ukraine

    Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
    Zerstörter Spielplatz und Schule in der Ukraine
    Liveblog
    Thema

    Aktuelle Nachrichten zur Ukraine