Grünen-Chef Nouripour hat im ZDF Irans Drohungen gegen Deutschland als "unerhört" zurückgewiesen. Die Bundesregierung werde alles tun, damit es nicht zu noch mehr Toten komme.
Deutschland erklärt sich solidarisch mit den Protesten, Iran droht mit Konsequenzen. Grünen-Chef Nouripour: "Dieser Ton eines Außenministers eines Folterregimes ist unerhört.“
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte am Mittwoch via Twitter erklärt, die EU stehe "an der Seite der Männer und Frauen im Iran" und neue Sanktionen seien in Arbeit.
Irans Außenminister: Wahl zwischen Engagement oder Konfrontation
Daraufhin twitterte Irans Außenminister Hussein Amirabdollahian: "Provokative, interventionistische und undiplomatische Haltungen zeugen nicht von Raffinesse und Klugheit." Deutschland könne sich "für Engagement entscheiden, um gemeinsame Herausforderungen anzugehen - oder für Konfrontation".
Nouripour sagte im ZDF, die Drohungen zeigten, dass "unser Druck sitzt". Die Bundesregierung werde "alles in die Waagschale" werfen, dass es nicht zu noch mehr Brutalität und Gewalt im Iran komme.
Sehen Sie oben das komplette Interview mit dem Grünen-Vorsitzenden und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagte Omid Nouripour ...
... zur Frage, ob im Iran aktuell eine Revolution stattfindet
"Ich glaube nicht, dass es hier darum geht, welchen Begriff wir wählen. Es ist offensichtlich, dass die Leute sich nicht abschrecken lassen von der Gewalt des Regimes. Es ist offensichtlich, dass wir über das Stadium von Protesten weit hinaus sind."
... zu den Erfolgschancen der Proteste
"Es ist überhaupt nicht absehbar, wie viel Gewalt der Staat noch einsetzt. Aber zwei Dinge sind offensichtlich: Erstens, die Menschen haben jede Angst verloren und deshalb gehen sie jeden Tag, trotz aller Unterdrückung und Gewalt, auf die Straße. Und zweitens, gerade diese Frauen, die wir auf den Straßen sehen, die erstmals überhaupt diese Proteste, diese Revolution, diesen Aufstand, nennen Sie es, wie Sie wollen, anführen, die lassen sich nicht entmutigen. Die lassen sich nicht zurückschlagen, die werden nicht verlieren."
In Deutschland und anderen Staaten gibt es immer mehr Solidaritätsdemos mit den Protesten im Iran - angeführt durch eine Ikone der iranischen Auslandsopposition: Hamed Esmailion.
... zur Frage, ob die Bundesregierung genug gegen drohende Hinrichtungen von Demonstranten tue
"Ich kann total die Gefühle aller verstehen, die da sitzen, diese Bilder sehen, emotionale Verwebungen haben, familiäre Verwebungen haben und verzweifelt sind, geht mir auch so. Das ist zum Weinen zu sehen, wie langsam das teilweise geht. Aber es wird Druck geben müssen. Und wir brauchen weiter Aufmerksamkeit und mehr Aufmerksamkeit für diese mutigen Proteste."
... zu der Drohung des iranischen Außenministers
"Das ist offensichtlich eine verzweifelte Drohung, die komplett indiskutabel ist. Das ist jenseits jeder diplomatischen Regularien, was er da macht, und ist empörend - zeigt aber auch, dass unser Druck sitzt. Zeigt, dass die Bemühungen vor allem Deutschlands in Europa langsam fruchten. Die Sanktionen sind langsam vorangekommen, aber das ist nun mal in der EU so. Aber wir werden sehr schnell da sein, wo auch die Amerikaner und die Kanadier sind."
In Iran gehen die Proteste gegen die autoritäre Regierung weiter. Jetzt hat das Auswärtige Amt alle Deutschen aufgefordert, das Land zu verlassen.