NRW will den Islam-Verband Ditib bei Schulen wieder einbinden. Grünen-Politiker Özdemir ist empört "über so viel Naivität". Scharfe Kritik kommt auch von FDP und CDU.
Der Grünen-Politiker Cem Özdemir hat die Pläne der nordrhein-westfälischen Regierung, wieder mit der Islam-Organisation Ditib beim islamischen Religionsunterricht zu kooperieren, scharf kritisiert. Özdemir sagte der "Welt am Sonntag":
Özdemir: Ditib bekommt Anweisungen aus Ankara
Ditib sei Teil einer hierarchischen Organisation, deren Zentrale in Köln der türkischen Religionsbehörde Diyanet in Ankara unterstellt sei. Diese bekomme ihre Anweisungen vom türkischen Staatspräsidenten.
NRW verrate gerade diejenigen islamischen Gruppen, "die sich zum Grundgesetz und zu unserer offenen Gesellschaft bekennen", kritisierte Özdemir.
CDU-Politiker: Einfluss Erdogans "hochproblematisch"
Kritik kam auch von FDP-Fraktionsvize Stephan Thomae. Islam-Unterricht müsse "frei von jeglichen Einflüssen ausländischer Akteure angeboten werden", mahnte er in der "Welt am Sonntag". Dies sei bei Ditib nicht der Fall.
Etwa drei Millionen sogenannte Deutschtürken leben in Deutschland. Darunter auch Kritiker des türkischen Präsidenten Erdogan. Viele von ihnen fühlen sich bedroht.
Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph de Vries nannte den direkten Einfluss der türkischen Regierung auf die mehr als 800 Ditib-Gemeinden "hochproblematisch".
Ditib entscheidet in NRW künftig bei Islam-Unterricht mit
In der vergangenen Woche hatte FDP-Schulministerin Yvonne Gebauer mitgeteilt, dass die Ditib als größte Islam-Organisation künftig Mitglied einer neuen Kommission sein soll. In dem Gremium sollen insgesamt sechs Islamverbände über den Ausbau und die künftige Gestaltung des islamischen Religionsunterrichts an den Schulen im Land mitentscheiden.
In den Jahren zuvor hatte das Land die Kooperation wegen ihrer Nähe zu Ankara auch im Schulbereich auf Eis gelegt. Gebauer zufolge hatte die Ditib aber zuletzt "intern, aber auch öffentlich" eine "Staatsferne" dargelegt. Konkret geht es um eine Beteiligung bei der Genehmigung von Lehrbüchern.
Grünen-Politiker: "Wollen keine Papageien"
Özdemir betonte, Muslime hätten jedes Recht ihre religiösen Bedürfnisse zu artikulieren. Die islamischen Verbände erfüllten jedoch nicht die "Voraussetzungen für die Anerkennung". Özdemir sagte weiter:
So gebe es inzwischen auch Abspaltungen der Ditib, die einen "vernünftigen Kurs verfolgen".