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Obdachlosigkeit in New York : Zwangseinweisungen gegen Kriminalität?

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Obdachlose Menschen mit psychischen Erkrankungen sollen künftig auch gegen ihren Willen zwangseingewiesen werden können. So will Bürgermeister Eric Adams New York sicherer machen.

Ein Mann liegt vor einem Pfeiler in der New Yorker Subway
Obdachlosigkeit ist in New York ein großes Problem. Nun will der Bürgermeister psychisch kranke Obdachlose zwangseinweisen.

Über 3.000 Menschen schlafen in New York auf der Straße oder in den U-Bahn-Stationen, so eine Schätzung der Stadt. Steigende Kriminalität in der Subway und der Tod einer Frau, die im Januar von einem an Schizophrenie leidenden obdachlosen Mann vor einen Zug gestoßen worden war, hatten den Bürgermeister Eric Adams auf den Plan gerufen.  

Er will künftig Menschen mit schweren, unbehandelten psychischen Erkrankungen von New Yorks Straßen und aus der Subway holen. Es sei eine "moralische Pflicht" jenen zu helfen, die aufgrund psychischer Krankheit Schwierigkeiten hätten, selbst für ihre Grundbedürfnisse zu sorgen, so Adams.

Die US-Metropole New York hat wegen Tausender Migranten den Notstand ausgerufen. Die Stadt sei nicht in der Lage, die vielen Menschen zu versorgen, sagte Bürgermeister Eric Adams.

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Doch was nach Hilfsbereitschaft klingt, ist hochumstritten: Denn Polizisten und Sanitäter sollen nach kurzen Schulungen über Zwangseinweisungen entscheiden können, auch gegen den Willen der Betroffenen, selbst wenn keine Fremdgefährdung vorliegt. "Es liegt in der Natur ihrer Krankheit, dass die Betroffenen nicht erkennen können, wie dringend sie Hilfe brauchen", so begründet der Bürgermeister die Maßnahmen. Bei Hilfsorganisationen für Obdachlose stößt das auf harte Kritik.

Harvey Rosenthal: Obdachlosigkeit sollte nicht als Krankheit dargestellt werden

"Zwangsmaßnahmen haben in der Vergangenheit selten Erfolg gezeigt", sagt Harvey Rosenthal, Leiter eines psychiatrischen Rehabilitationszentrums in New York. Er warnt davor, Obdachlosigkeit per se als Krankheit darzustellen. Nur weil jemand nicht in der Lage sei, seinen Grundbedürfnissen nachzukommen, also etwa saubere Kleidung zu tragen oder sich gut zu ernähren, sei er noch nicht psychisch krank oder gar gefährlich.

Und: Wenn Menschen auf der Straße Hilfe nicht annähmen, dann liege das meist nicht daran, dass sie keine Hilfe wollten, sondern an den Hilfsangeboten.

Wenn ich mehrfach die Erfahrung gemacht habe, dass Polizisten mich schlecht behandeln und mir Krankenhausaufenthalte nicht helfen, dann will ich das natürlich nicht noch ein viertes oder sechstes Mal
Harvey Rosenthal, Leiter eines psychiatrischen Rehabilitationszentrums in New York

Psychisch kranke, obdachlose Menschen zwangseinweisen zu lassen, stößt also an ganz grundsätzliche Fragen: Ist es legitim, Menschen aus gesundheitlichen Gründen zu bevormunden und wenn ja, ab wann?  An welchen Kriterien sollen solche Entscheidungen festgemacht werden? Und wer darf sie treffen?

In Los Angeles, der Stadt der Reichen und Schönen, hilft Shirley Raines mit ihrer Organisation den Obdachlosen, die nur wenige Kilometer entfernt von Hollywood leben.

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Menschen in New York zunehmend ängstlicher

Im New Yorker East Village sitzt Chris im Regen unter dem Dachvorsprung eines Supermarktes. Dass Adams die Gesetze verschärfen und psychisch kranke Obdachlose strikter von der Straße holen will, findet er gut.

Er selbst lebt tagsüber auf der Straße, nachts geht er wie mehr als 60.000 New Yorker in eines der städtischen Obdachlosenheime, schläft in einem Schlafsaal mit 15 anderen. Dass psychisch kranke Obdachlose die öffentliche Sicherheit gefährden, lässt sich statistisch nicht bestätigen, macht aber nach Umfragen der New Yorker Verkehrsgesellschaft dennoch zunehmend Menschen Angst.

Langzeitlösungen sind die Zwangseinweisungen nicht

Auch Chris empfindet das als bedrohlich, sieht das Problem aber eher darin, dass die Betroffenen meist nur kurzfristig von öffentlichen Orten weggeholt, nicht aber wirklich behandelt würden. "Die Leute sehen natürlich nur die Situationen in der U-Bahn oder auf der Straße, aber in den Wohnheimen ist das ja nicht anders", sagt er.

Wenn jemand dort psychisch auffalle, werde er ins Krankenhaus gebracht und ein paar Tage später wieder entlassen. Die Leute seien dann aber natürlich noch lange nicht gesund und auf der Straße lebten sie auch noch immer. "Ich fände es wichtig, dass es bessere Langzeitbetreuung gebe für psychisch Kranke. Dann würde auch ich mich sicherer fühlen", sagt Chris.

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Längerfristige Betreuung durch Sozialarbeiter gefordert

Dass die Betroffenen statt kurzer Krankenhausaufenthalte eine längerfristige Betreuung von ausgebildeten Sozialarbeitern, denen sie vertrauen, bräuchten, findet auch Harvey Rosenthal.

Programme, die das leisten könnten, gebe es genug. Wenn man es also ernst meine, psychisch kranken Obdachlosen helfen zu wollen, seien Gelder hier besser investiert als bei Polizei und Sanitätern, meint Rosenthal. Das Wichtigste aber, um psychischen Krisen vorzubeugen oder sie zu bewältigen sei: ein Dach über dem Kopf.

Eine Gruppe Bürgerrechtsanwälte hat jetzt Klage gegen Adams Richtlinie eingereicht. Sie verstoße gegen die Verfassung und das Amerikanische Behindertengesetz, das Diskriminierung von psychisch und physisch Kranken verbietet.

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