Eine Produktionsanlage des Ölpipelinebetreibers Transneft in Konstantinovo: Deutschland ist zweitwichigster Abnehmer für russische fossile Brennstoffe.
Quelle: Reuters
Russland hat einer Analyse zufolge in den ersten hundert Tagen seines Krieges gegen die
Ukraine 93 Milliarden Euro an Einnahmen aus dem Export fossiler Brennstoffe erzielt. Laut des am Montag veröffentlichten Berichts des in Finnland ansässigen Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA) ist die
EU nach wie vor mit Abstand der größte Abnehmer russischen Gases und Erdöls.
Laut CREA entfielen zwischen 24. Februar und 3. Juni
61 Prozent der fossilen Exporte Russlands
auf die EU. Dies entspricht demnach 57 Milliarden Euro. Unter den Einzelstaaten war
China mit 12,6 Milliarden Euro wichtigster Kunde vor
Deutschland mit 12,1 Milliarden und
Italien mit 7,8 Milliarden Euro.
Hohe Energiepreise helfen Russland
Die Einnahmen Russlands stammen mit 46 Milliarden Euro in erster Linie aus dem Verkauf von Rohöl, gefolgt von Gas in Pipelines mit 24 Milliarden Euro. Der Rest der Einnahmen kommt aus dem Verkauf von Erdölprodukten,
verflüssigtem Erdgas (LNG) und schließlich Kohle.
Zwar hat die Europäische Union vor kurzem ein schrittweises Embargo - mit Ausnahmen - für ihre Ölimporte aus Russland beschlossen. Russisches Gas, von dem der Wirtschaftsblock stark abhängig ist, ist bislang jedoch nicht betroffen. Obwohl die Importe im Mai zurückgegangen sind und Russland gezwungen ist, seine Bodenschätze auf den internationalen Märkten zu Schleuderpreisen zu verkaufen, profitiert der Kreml von den weltweit explodierenden Energiepreisen.
Frankreich steht in der Kritik
Während einige Länder wie Polen, Finnland und die baltischen Staaten ihre Importe seit Kriegsbeginn reduziert haben, haben andere wie China, Indien und EU-Mitglied Frankreich ihre Einkäufe erhöht.
Russlands Ölexporte mit Anteilen der drei größten Abnehmer
"Während die EU strengere Sanktionen gegen Russland in Erwägung zieht, hat Frankreich seine Importe erhöht und ist damit zum weltweit größten Käufer von russischem LNG geworden", erklärte CREA-Analyst Lauri Myllyvirta.
Der Experte betonte, dass es sich bei den Importen um Spot-Geschäfte, und nicht um langfristige Lieferverträge handelt. Dies bedeutet, dass sich Frankreich trotz der Invasion in der Ukraine bewusst für die Nutzung russischer Energie entschieden hat.
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"Frankreich muss seine Taten mit seinen Worten in Einklang bringen", forderte Myllyvirta. "Wenn es die Ukraine wirklich unterstützt, muss es sofort ein Embargo für russische fossile Energieträger einführen und schnell saubere Energie und Energieeffizienzlösungen entwickeln."
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Quelle: AFP