Landwirtschaftsminister Cem Özdemir will angemessene Preise für Lebensmittel und Agrarprodukte erreichen. Ramschpreise verhinderten mehr Tierwohl und belasteten das Klima.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) plant strengere Vorgaben für Fertigprodukte, damit sich die Menschen gesünder ernähren.
"Der Grund dafür sind zu viel Zucker, Fett und Salz, vor allem in Fertigprodukten", sagte der Grünen-Politiker in der "Bild am Sonntag". "Die Politik hat zu lange versucht, die Industrie mit freiwilligen Selbstverpflichtungen zur Reduktion dieser Inhaltsstoffe zu bewegen. Damit ist jetzt Schluss. Mit mir wird es verbindliche Reduktionsziele geben", machte Özdemir deutlich. Über 50 Prozent der Erwachsenen seien übergewichtig.
Minister gegen "Ramschpreise" für Lebensmittel
Aus Sicht von Özdemir müssen zudem die Preise für Lebensmittel und Agrarprodukte steigen.
Er wolle, dass die Menschen in Deutschland ihre Lebensmittel genauso wertschätzten wie ihre Autos. "Manchmal habe ich das Gefühl, ein gutes Motoröl ist uns wichtiger als ein gutes Salatöl", kritisierte der Minister. Lebensmittel dürften zwar kein Luxusgut werden. "Doch der Preis muss die ökologische Wahrheit stärker ausdrücken", sagte Özdemir.
Konflikte in der EU-Agrarpolitik gibt es viele, weshalb der Start für Landwirtschaftsminister Özdemir nicht leicht werden dürfte. Gleichzeitig haben die Bauern große Sorgen, auch wegen der Pandemie.
Özdemir: Staat soll Vorbild bei regionalen und Bio-Produkten sein
Der Agrarminister strebt zudem eine Ausweitung der Fläche ökologisch bestellter Felder bis 2030 von derzeit knapp 10 auf 30 Prozent an und die "Nachfragemacht des Staates nutzen": Die Verpflegung in öffentlichen Einrichtungen sollten auf mehr regionale und Bio-Produkte umgestellt werden. "Der Staat muss da Vorbild sein."
- Weg von billigen Lebensmitteln? Das dauert!
In der Lebensmittelproduktion rühren viele Köche im Brei. Ein schneller Umstieg auf hochwertiges Essen ist kompliziert. Aber es gibt Chancen, meint Agrarhistoriker Uekötter.