Scholz verteidigt EU-Asylreform: "Solidarmechanismus" nötig

    "Solidarmechanismus" nötig:Kanzler Scholz verteidigt Asylreform der EU

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    Die geplante EU-Asylreform sorgt für Kritik von Ampel-Partnern und Opposition. Kanzler Scholz verteidigt das Vorhaben: Es brauche mehr Solidarität bei der Verteilung Geflüchteter.

    Olaf Scholz, Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, spricht beim 38. Deutschen Evangelischen Kirchentag.
    Auf dem Evangelischen Kirchentag spricht Kanzler Scholz über Waffenlieferungen zur Unterstützung der Ukraine. Innerhalb der Kirche gibt es jedoch viele kritische Stimmen. 10.06.2023 | 1:32 min
    Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die geplante Reform der europäischen Asylregeln gegen Kritik verteidigt. Es müsse aufhören, dass Länder mit dem Finger auf andere zeigten und sich nicht zuständig fühlten. "Deshalb ist die Verabredung, dass wir einen Solidaritätsmechanismus etablieren", sagte Scholz am Samstag beim Evangelischen Kirchentag in Nürnberg.
    Es müsse "endlich, endlich" ein solidarisches System der Verteilung von Flüchtlingen in Europa etabliert werden. Scholz versprach zügigere Asylverfahren und mehr Digitalisierung bei den Abläufen. Man müsse es "fertigbringen", jemanden zurückzuschicken, der nicht in Europa bleiben könne.
    Die Abkürzung und das Wort «EAE Asyl» stehen auf einem Wegweiser zur Erstaufnahme-Einrichtungen (EAE) des Landes Brandenburg in Eisenhüttenstadt.
    Die Einigung im Streit um das EU-Asylrecht beschäftigt die deutsche Politik weiterhin. Bundeskanzler Scholz verteidigt das vereinbarte System gegen Kritik.10.06.2023 | 1:28 min

    Härterer Umgang mit Migranten ohne Bleibeperspektive vorgesehen

    Die EU-Innenminister hatten am Donnerstag in Luxemburg mit einer ausreichend großen Mehrheit für eine umfassende Reform gestimmt. Vorgesehen ist insbesondere ein deutlich härterer Umgang mit Migranten ohne Bleibeperspektive.
    So sollen ankommende Menschen aus als sicher geltenden Ländern künftig nach dem Grenzübertritt unter haftähnlichen Bedingungen in streng kontrollierte Aufnahmeeinrichtungen kommen. Dort würde dann im Normalfall innerhalb von zwölf Wochen geprüft werden, ob der Antragsteller Chancen auf Asyl hat. Wenn nicht, soll er umgehend zurückgeschickt werden.
    Innenministertreffen der EU
    Die Innenminister der EU haben sich nach den Verhandlungen auf eine Reform des europäischen Asylsystems geeinigt. Doch bis zur Umsetzung könnte es noch ein langer Weg sein.09.06.2023 | 2:28 min
    Einigung im Asylstreit - und jetzt?

    Bundesregierung mit ihrem Anliegen wohl gescheitert

    Die Bundesregierung hatte sich in den Verhandlungen dafür eingesetzt, dass Familien mit Kindern von den sogenannten Grenzverfahren ausgenommen werden. Um den Durchbruch zu ermöglichen, musste sie letztlich akzeptieren, dass dies doch möglich sein könnte.
    Denkbar ist aber, dass das EU-Parlament noch Änderungen durchsetzt. Es hat bei der Reform ein Mitspracherecht und wird in den kommenden Monaten mit Vertretern der EU-Staaten über das Projekt verhandeln.
    Auf dem Bild sind viele wartenden Flüchtlinge an einer Grenze zu sehen.
    Die EU-Innenminister haben sich geeinigt. Das Asylverfahren in der EU soll wegen illegaler Migration verschärft werden. Die neuen Beschlüsse spalten die Grünen, auch in der Parteispitze.09.06.2023 | 3:15 min

    EU-Asylreform: Kritik von vielen Seiten

    Vor allem bei Mitgliedern der Grünen ist die Empörung groß, dass die Ampel-Koalition den Reformplänen zustimmte. Der Grünen-Europaabgeordnete Erik Marquardt bezweifelte in den ARD-"Tagesthemen", dass die geplante Reform die irreguläre Migration eindämmt. Wenn es große Lager an den Außengrenzen gebe, würden die Bedingungen für die Migranten dort noch schlechter.
    Unionspolitikern geht es hingegen bei Maßnahmen gegen die illegale Migration nicht schnell genug. Eine Reform der EU-Asylpolitik werde allenfalls in zwei oder drei Jahren ihre Wirkungen zeigen. Viele Kommunen hätten die Belastungsgrenze bei der Aufnahme von Migranten erreicht oder überschritten. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Thorsten Frei (CDU), sagte der "Augsburger Allgemeinen":

    Wir brauchen auch nationale Maßnahmen zur Bekämpfung der illegalen Migration, und zwar umgehend.

    Thorsten Frei (CDU), Geschäftsführer der Unionsfraktion

    Quelle: dpa, Reuters

    Mehr zur Asylreform der EU

    Flüchtlinge an einem EU-Grenzübergang
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    Politik | frontal:Streit ums Asyl

    von Nicola Albrecht und Cornelia Schiemenz