Bundeskanzler Scholz wird Zögerlichkeit in seiner Ukraine-Politik vorgeworfen - im ZDF verteidigt er seinen Kurs und betont, dass er schnell, aber besonnen gehandelt habe.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat im ZDF seine Ukraine-Politik verteidigt und den Vorwurf der Zögerlichkeit zurückgewiesen.
Mit jeder Entscheidung sei verbunden, dass man überlege, welche Konsequenzen diese haben könne, betonte er im Interview mit ZDF-Chefredakteur Peter Frey und der stellvertretenden ZDF-Chefredakteurin Bettina Schausten. Deshalb mache es keinen Sinn, dass man etwas tut, nur weil irgendjemand laut ruft. "Man muss etwas tun, wofür ich einen Amtseid geschworen habe: nämlich dafür sorgen, dass wir hier den Frieden sichern und gleichzeitig auch unser Land schützen."
Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hatte dem Kanzler am vergangenen Donnerstag im Bundestag "Zögern", "Zaudern" und "Ängstlichkeit" in der Ukraine-Politik vorgeworfen.
Scholz: Auf Sachentscheidungen konzentrieren
Russlands Präsident Wladimir Putin habe den Krieg in der Ukraine "mit unglaublicher militärischer Brutalität" vom Zaun gebrochen, betonte der Kanzler. Zur Debatte um die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine sagte Scholz, dass sich viele zu sehr auf Begriffe konzentrieren und nicht auf konkrete Sachentscheidungen.
Die Bundesregierung hatte am Dienstag die Lieferung von Gepard-Flugabwehrpanzern der deutschen Rüstungsindustrie genehmigt. Sie sind die ersten schweren Waffen, die direkt aus Deutschland in die Ukraine geliefert werden. Vor dem Ukraine-Krieg galt der Grundsatz, keine Waffen in Krisengebiete abzugeben. Am Donnerstag hatte der Bundestag zudem einen gemeinsamen Antrag von SPD, Grünen, FDP und CDU/CSU mit einem Plädoyer für die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine verabschiedet.
Ziel im Ukraine-Krieg müsse sein, dass es "sofort zum Ende der Kampfhandlungen kommt, dass Russland den Krieg beendet und seine Soldaten aus der Ukraine wieder zurückzieht", betonte der Kanzler im ZDF.
Man müsse verhindern, dass "jemand im schlimmsten Stil des Imperialismus des 18. und 19. Jahrhunderts sagt: mein Territorium ist nicht groß genug, die Grenzen gefallen mir nicht, die waren früher mal anders und mit Waffengewalt versucht, das zu ändern".
Scholz zurückhaltend bei Ölembargo
Zu den Themen Ölembargo und Gas-Lieferstopp äußerte Scholz sich zurückhaltend. Er wolle keine "Live-Ticker-Meldungen aus europäischen Beratungen" durchgeben. "Das ist kein Fußballspiel, da geht es um die Einheit der Europäischen Union". Gleichzeitig werde gerade schnell daran gearbeitet, von russischem Gas unabhängig zu werden.
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Scholz fordert Schröder erneut zum Rücktritt auf
Angesprochen auf den Parteifreund und Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, der massiv in der Kritik steht, weil er sich trotz des russischen Angriffs auf die Ukraine nicht von seinen Posten bei russischen Energieunternehmen trennt, sagte Scholz:
Er forderte Schröder erneut dazu auf, seine Posten bei russischen Staatsunternehmen niederzulegen.
Scholz reist vorerst nicht nach Kiew
Zum Abschluss der "Was nun"-Sendung erteilte Scholz einer möglichen Ukraine-Reise eine Absage. Die Ausladung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier durch die ukrainische Regierung stehe "der Sache im Weg", betonte er. Dies sei "ein bemerkenswerter Vorgang" gewesen.
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Russlands Angriff auf die Ukraine dauert an. Es gibt Sanktionen gegen Moskau, Waffen für Kiew. Aktuelle News und Hintergründe zum Krieg im Blog.