Großbritannien, Australien und Kanada werden wie die USA keine Regierungsvertreter zu den Winterspielen in Peking entsenden. China reagierte mit Unverständnis.
Auch Kanada, Großbritannien und Australien werden keine Regierungsvertreter zu den Winterspielen in Peking entsenden. Damit schließen sich die Länder dem diplomatischen Boykott der USA an, wie es zuvor schon Neuseeland getan hatte. Die britischen, australischen und kanadischen Athletinnen und Athleten können jedoch weiter an den Olympischen Winterspielen in Peking (4. bis 20. Februar) teilnehmen.
Erst am Montag hatten die USA angekündigt, dass sie keine politischen Vertreter zu den Spielen im Februar schicken wollen. Sie begründeten den Schritt vor allem mit Menschenrechtsverletzungen gegen die muslimischen Uiguren und andere Minderheiten in der Provinz Xinjiang im Westen Chinas.
Die US-Regierung will keine offiziellen Vertreter zu den Olympischen Winterspielen schicken. China reagierte brüskiert.
sagte der britische Premierminister Boris Johnson im Londoner Unterhaus. Er betonte, ein sportlicher Boykott sei allerdings "nicht die Politik" seiner Regierung.
Kanadas Premier Justin Trudeau, dessen Regierung ihren Boykott fünf Stunden nach Großbritannien und Australien erklärte, sprach von "tiefer Beunruhigung" in Bezug auf die Menschenrechtsverletzungen der chinesischen Regierung.
Peking bestreitet die Vorwürfe, wonach hunderttausende Uiguren in Arbeitslagern interniert werden und die Behörden die Geburtenrate der Minderheit unter anderem mit Zwangssterilisationen reduzieren sollen.
Australien: Kontakte eingefroren
Die Beziehungen zwischen Australien und China sind wegen einer Reihe von Themen belastet. Unter anderem kritisierte Morrison die Menschenrechtslage im Reich der Mitte und die eingefrorenen Kontakte auf Ministerebene.
"Australien wird nicht von seiner starken Position abrücken, mit der wir für die Interessen Australiens eingetreten sind, und natürlich ist es keine Überraschung, dass wir keine australischen Offiziellen zu diesen Spielen entsenden werden", sagte Australiens Ministerpräsident Scott Morrison.
China drohte den USA: "Preis für ihr Fehlverhalten zahlen"
Ein Sprecher der chinesischen Botschaft in Australiens Hauptstadt Canberra sagte, die Entscheidung stehe "im Widerspruch zu der von Canberra öffentlich geäußerten Erwartung, die Beziehungen zwischen China und Australien zu verbessern".
Als die US-Regierung um Präsident Joe Biden am Montag ihren diplomatischen Boykott verkündete, hatte das chinesische Außenministerium gedroht, die USA werden "den Preis für ihr Fehlverhalten zahlen".
Human Rights Watch: "Entscheidender Schritt"
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch begrüßte die Entscheidung Australiens. China-Direktorin Sophie Richardson nannte den Boykott einen "entscheidenden Schritt", um den Menschenrechtsverletzungen Chinas entgegenzutreten.
Auch in Deutschland werden die Rufe nach einem Boykott lauter. Der Schritt der USA komme spät und sei "das Mindeste", was vom Westen zu erwarten sei, sagte die FDP-Europaabgeordnete Nicola Beer den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Die Olympischen Winterspiele im Februar 2022 in China seien "eine falsche Bühne am falschen Ort". Klare Signale des Westens Richtung Peking seien längst überfällig, meinte Beer mit Hinweis auf die "brutale Unterdrückung der Uiguren, der chinesischen Aggressionen gegenüber Hongkong und Taiwan".
Ampel-Koalition lässt Boykott offen
Die Spitze der künftigen Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP hat bisher offen gelassen, ob sie sich dem anschließt. Man werde sich sorgfältig und im internationalen Zusammenhang beraten und Entscheidungen treffen, hatte der am Mittwoch zum neuen Bundeskanzler gewählte Olaf Scholz (SPD) tags zuvor gesagt.