Russland: Orthodoxe Weihnacht im Schatten des Krieges

    Weihnachten in Russland:Orthodoxes Fest im Schatten des Krieges

    von Thomas Dudek
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    Derzeit wird das orthodoxe Weihnachtsfest gefeiert. Der Kreml versucht auch dieses Fest für seine eigenen Zwecke im Krieg gegen die Ukraine zu nutzen.

    Wladimir Putin besucht einen Weihnachtsgottesdienst in der Verkündigungskathedrale im Kreml
    Russlands Präsident Wladimir Putin feierte den Weihnachtsgottesdienst allein im Kreml.
    Quelle: epa

    Für die ersten russische Kinder begann das Weihnachtsfest bereits vor zwei Monaten, als in Weliki Ustjug der "Eisenbahnzug von Väterchen Frost", der russischen Variante des Weihnachtsmanns, seine Reise durch das ganze Land startete.
    Eine Aktion, bei welcher der Krieg in der Ukraine keine Rolle spielte. Dass der Krieg jedoch auch über die Weihnachtstage das dominierende Thema ist, offenbarte der am Freitag vom Fernsehen übertragene Weihnachtsgottesdienst in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale.

    Leider wird die Freude der Weihnachtsfeier heute von den bekannten militärischen Ereignissen überschattet. Wir können nicht anders, als um die Toten und Verwundeten zu trauern.

    Kyrill I., Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche

    Patriarch Kyrill: Ukraine gehört weiter zu Russland

    "Wir trauern um sie und beten für sie. Wir fühlen vom ganzen Herzen mit all jenen, die ihre Häuser verloren haben und gezwungen waren, die Konfliktzone zu verlassen und an sichere Orte zu gehen", sagte Kyrill I. weiter in seiner Weihnachtspredigt, der Russlands Präsident Wladimir Putin nicht beiwohnte. Dieser feierte den Weihnachtsgottesdienst allein in der Verkündigungskathedrale des Kremls.

    Wir glauben, dass es nach den Gebeten einen Frieden zwischen den Völkern des heiligen Russlands geben wird und überall dort, wo es heute zerstört wird.

    Kyrill I., Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche

    Damit offenbarte der Patriarch zum wiederholten Male, wie sehr die russisch-orthodoxe Kirche an der Seite des Kremls steht. Denn zu dem "heiligen Russland" zählte Kyrill I. auch die Ukraine und bediente so das von Wladimir Putin verbreitete Narrativ, Russen und Ukrainer wären ein Volk.

    Orthodoxe Kirche unterstützt Kreml politisch

    Bereits am Donnerstag offenbarte sich das Zusammenspiel zwischen Kyrill I. und dem russischen Präsidenten. Nachdem zuerst das kirchliche Oberhaupt eine Feuerpause zwischen dem 6. Januar und 7. Januar gefordert hat, ordnete Putin eine 36-stündige Waffenruhe entlang der gesamten Front an.
    Gleichzeitig rief Putin die Ukraine auf, ebenfalls eine Waffenruhe für diese Tage zu erklären, was diese ablehnte. Da sowohl die Ukraine als auch Russland nach dem Inkrafttreten der Waffenruhe Beschuss meldeten, sind die in Kiew aber auch in westlichen Ländern geäußerten Zweifel an Russlands Angebot berechtigt.

    Kreml als Bewahrer traditioneller russischer Werte

    Doch dem Kreml können diese egal sein. Vielmehr nutzte dieser die Gelegenheit, um sich vor allem innenpolitisch erneut als Bewahrer traditioneller Werte darzustellen, der auch vom Westen bedrängt wird.
    So beschimpfte Dmitri Medwedew, ehemaliger russischer Präsident und heutiger Vizechef des Sicherheitsrates, die ukrainischen Politiker als "Schweine ohne Glauben", welche die "Hand christlicher Nächstenliebe" ausgeschlagen haben.

    Unterstützung für Putin durch nationalistische Partei

    Nicht mit scharfen Worten sparte auch Leonid Sluzki, Vorsitzender der von Wladimir Schirinowski gegründeten und vom Kreml abhängigen nationalistischen Partei LDPR. Als "menschenfeindlich" bezeichnete er die Reaktionen Kiews und des Westens auf das russische Angebot für eine Waffenruhe.

    Aber was soll man von Satanisten auch erwarten, die ewige christliche Werte gegen LGBT-Rechte und Neo-Nazismus eingetauscht haben.

    Leonid Sluzki, Vorsitzender der nationalistischen Partei LDPR

    Im Gegensatz dazu veröffentlichte das Verteidigungsministerium Bilder von russischen Frontsoldaten, die den Weihnachtsgottesdienst feiern.
    Nicht verbergen lassen sich jedoch die Rückschläge und hohen Verluste der russischen Armee, die zu Beginn des Januars durch den ukrainischen Raketenangriff auf eine Militärbasis in Makijiwka auch der russischen Öffentlichkeit deutlich wurden.

    Schicksal von Russlands Soldaten im Fokus der Propaganda

    Schon deshalb, weil auch die russische Presse über das Schicksal der verwundeten Soldaten ausführlich berichtete.
    Doch auch dieses versucht der Kreml propagandistisch zu nutzen, wie mit dieser Aussage der Frau eines Offiziers während einer Trauerfeier in Samara, woher die meisten der in Makijiwka getöteten und verletzten Soldaten kamen:

    Weder wir noch unsere Männer wollten den Krieg. Aber der Westen hat sich gegen uns verbündet, um uns zu vernichten.

    Ehefrau eines russischen Offiziers

    Kurz darauf wurde sie von den russischen Medien zitiert.
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