Seit einem Jahr ruht der Bau der deutsch-russischen Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 - wegen Sanktionsdrohungen der USA. Jetzt wird trotzdem weitergebaut.
Der bei der deutsch-russischen Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 ist am Freitag fortgesetzt worden. Das bestätigte ein Sprecher des internationalen Konsortiums dem ZDF. Demnach hat das unter russischer Flagge fahrende Verlegeschiff "Fortuna" die Arbeiten etwa 70 Kilometer nordöstlich der deutschen Anlandestation in Lubmin bei Greifswald aufgenommen.
Verlegt werden soll dort ein 2,6 Kilometer langes Teilstück in der Ostsee in Hoheitsgebiet der Bundesrepublik Deutschland. Denn die rechtliche Genehmigung für dieses Stück läuft Ende 2020 aus.
Sanktionsdruck aus den USA ließ Firmen abspringen
Vor knapp einem Jahr waren die Bauarbeiten an Nord Stream 2 vor der dänischen Insel Bornholm gestoppt worden, nachdem die USA ein Sanktionsgesetz gegen die Spezialschiffe in Kraft gesetzt hatten, die die Rohre verlegen.
Die Sanktionen beinhalten, dass gegen Personen dieser Firmen Einreiseverbote in die USA verhängt werden können. Etwaiger Besitz dieser Personen oder der Firmen in den Vereinigten Staaten kann eingefroren werden. Der mögliche Strafrahmen wurde am Freitag im US-Kongress sogar noch einmal verschärft.
Der Druck wirkte schon Ende 2019: Die beiden Schweizer Verlegeschiffe wurden damals abgezogen. Der russische Präsident Wladimir Putin kündigte jedoch an, die Arbeiten an der zu 94 Prozent fertigen Nord Stream 2 eigenständig zu Ende zu bringen - unabhängig von ausländischen Partnern.
Rund 1.200 Kilometer lange Leitung
Durch die zwei jeweils rund 1.200 Kilometer langen Leitungen von Nord Stream 2 sollen künftig pro Jahr 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas von Russland nach Deutschland gepumpt werden. Die etwa 9,5 Milliarden Euro teure Pipeline ist zu 94 Prozent fertig: Nur 75 Kilometer Strecke fehlen noch.
Die USA wollen die Pipeline verhindern, weil sie eine zu große Abhängigkeit ihrer europäischen Partner von russischem Gas sehen.
Nord Stream 2 ist international umstritten
Unterstützt werden die USA von osteuropäischen Staaten wie Polen und den baltischen Ländern. Sie drohen Durchleitungsgebühren zu verlieren für russisches Gas, das derzeit auf dem Landweg Deutschland erreicht.
Kritiker werfen den USA dagegen vor, nur ihr Flüssiggas in Europa besser verkaufen zu wollen. Die Führung in Moskau vermutet hinter der Ablehnung Washingtons für die Pipeline das Kalkül, russisches Gas von den europäischen Märkten zu verdrängen.