Die russische Armee konzentriert sich vor allem auf die Ostukraine, so die Einschätzung der britischen Geheimdienste. Was heißt das für Russlands geplante Referenden?
Trotz der ukrainischen Gegenoffensive im Süden des Landes konzentriert sich Russland nach britischen Informationen bei seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine weiter auf den Vormarsch im Osten. Die Hauptachsen des russischen Vormarschs lägen bei Awdijiwka nördlich der Großstadt Donezk sowie rund um die Stadt Bachmut weiter nördlich, teilte das Verteidigungsministerium in London am Montag unter Berufung auf seine Geheimdienste mit.
Zwar hätten die russischen Truppen in dieser Gegend zuletzt den meisten Erfolg gehabt. Sie stießen dennoch nur einen Kilometer pro Woche auf Bachmut vor.
Was das für die geplanten russischen Referenden heißt
Grund für die Konzentration auf die Ostukraine sei das politische Ziel, das gesamte Gebiet Donezk zu erobern. Dann könne der Kreml die "Befreiung" der gesamten Donbass-Region verkünden, so das Ministerium. Allerdings stünden die Aussichten schlecht. "Russische Kräfte haben sehr wahrscheinlich wiederholt Fristen verpasst, um dieses Ziel zu erreichen."
Das Ministerium zitierte ukrainische Behörden, wonach die russischen Einheiten nun die Aufgabe bis zum 15. September bewältigen sollten.
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs Ende Februar jeden Tag Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.
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Selenskyj meldet Rückeroberungen
Derweil haben die ukrainischen Streitkräfte bei der Gegenoffensive nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj Bodengewinne erzielt. Den Truppen sei es gelungen, eine Siedlung im Süden und eine weitere in von prorussischen Separatisten besetztem Gebiet im Osten des Landes zurückzuerobern, sagte Selenskyj am Sonntagabend in seiner üblichen Videobotschaft. Um welche Orte es sich handelte, sagte er nicht. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Ein hochrangiger Mitarbeiter Selenskyjs hat ein Foto auf Facebook veröffentlicht, das die Rückeroberung eines Dorfes zeigen soll. "Vysokopillja. Region Cherson. Ukraine. Heute", heißt es zu der Aufnahme, auf der ein Soldat eine ukrainische Fahne fixiert. Das Bild wurde von Vizepräsidialamtschef Kyrylo Tymoschenko ins Internet gestellt.
- Selenskyj will Krim von Russen "befreien"
Der ukrainische Präsident Selenskyj berichtet von Geländegewinnen im Süden des Landes. Einzelheiten nennt er nicht. Dafür bekräftigte er das Ziel einer Rückeroberung der Krim.
Die Angaben lassen sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen, eine russische Stellungnahme liegt nicht vor. Eine Einnahme des Dorfes wäre ein Erfolg für die Ukraine, die vergangenen Woche eine Gegenoffensive in der Region einleitete. Allerdings gab es schon im Juni Berichte über die Rückeroberung dieser Ortschaft im nördlichen Teil der Region. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selensky sagte bei einer Militärsitzung, die ukrainischen Flaggen kehrten zunehmend an jene Orte zurück, wo sie hingehörten.