Die Taliban machen das pakistanische Militär für die Luftangriffe verantwortlich und bestellen den Botschafter des Landes ein.
In Afghanistan sind nach Angaben der militant-islamistischen Taliban mindestens 36 Zivilisten bei Angriffen des pakistanischen Militärs getötet worden. In der Provinz Khost im Osten des Landes habe das Nachbarland in der Nacht zum Samstag vier Dörfer aus der Luft bombardiert, berichtete ein Vertreter der Taliban, die seit August in Afghanistan wieder an der Macht sind. Dabei seien mindestens 30 Menschen ums Leben gekommen, auch Kinder. Zudem gebe es mindestens 20 Verletzte. Die Aussagen konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
Auch in der afghanischen Grenzprovinz Kunar berichteten die Taliban von fünf Zivilisten, die in der Nacht bei Angriffen getötet worden seien. Pakistanische Streitkräfte hätten tagelang mehrere Distrikte mit schwerer Artillerie beschossen, sagte der Provinzchef des Informations- und Kulturministeriums, Najibullah Hanif, der Deutschen Presse-Agentur.
Taliban bestellen pakistanischen Botschafter ein
Die Taliban-Regierung bestellte nun den pakistanischen Botschafter ein. Das teilte das Außenministerium in Kabul mit. Pakistan weist jedoch alle Vorwürfe zurück.
Die Regierung in Islamabad wirft dem Nachbarland stattdessen vor, Militante würden über die Grenze nach Pakistan einsickern und Anschläge verüben.
Grenzregion zwischen Pakistan und Afghanistan besonders unsicher
Am Freitag waren sieben pakistanische Soldaten bei einem Hinterhalt in der an Khost grenzenden pakistanischen Region Nordwasiristan getötet worden. Pakistans neuer Premierminister Shehbaz Sharif hatte deshalb Vergeltung angekündigt. Die Region entlang der Grenze ist seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan besonders unsicher.
Offenbar beflügelt von der Übernahme in Kabul haben die Taliban ihre Angriffe im pakistanischen Teil des Stammesgebiets ausgeweitet. Im November hatte sich die Führung in Islamabad mit ihnen auf eine temporäre Waffenruhe geeinigt, die aber im Dezember von den Taliban wieder aufgekündigt wurde.