Carlo Masala: "Feuerpause ist Finte, um Zeit zu gewinnen"
Militärexperte Masala:"Feuerpause ist Finte, um Zeit zu gewinnen"
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Nun doch Marder-Panzer für die Ukraine: Berlin habe begriffen, dass Waffenlieferungen "nicht notwendigerweise zu einer Eskalation" führen, sagt Militärexperte Masala im ZDF.
Nach monatelangem Zögern liefert Deutschland der Ukraine nun doch Marder-Schützenpanzer und Patriot-Flugabwehrraketen. Im Interview mit dem ZDF heute journal erklärt Professor Carlo Masala von der Universität der Bundeswehr ...
... wie es zu diesem Umschwung kam:
Der Umschwung der Bundesregierung sei durch zwei Entwicklungen zu erklären, so Masala. Zum einen habe Russland in den vergangenen Wochen "einen unglaublichen Raketenkrieg gegen die zivile Infrastruktur dieses Landes und gegen die Zivilisten geführt", stellt Masala fest.
Man hatte den Eindruck, Russland will die Ukraine in die Steinzeit zurückbomben.
Carlo Masala, Militärexperte
Zum anderensei es "sicherlich auch die endgültige Enttäuschung und die Absage an die Idee, dass sich Putin ohne Vorbedingungen oder mit anderen Vorbedingungen, als Russland sie stellt, an den Verhandlungstisch begibt, um einen Friedensschluss mit der Ukraine zu suchen. Etwas, was er ja heute wiederum abgelehnt hat."
... dass das Argument der "Eskalation" schon lange nicht mehr haltbar war:
Kanzler Olaf Scholz habe "in Interviews immer gesagt, der Marder und der Leo würden eine Eskalation bedeuten", so Masala.
Das Argument war schon nicht mehr haltbar, nachdem man den Geparden und die Panzerhaubitze 2.000 in die Ukraine geliefert hat.
Carlo Masala, Militärexperte
Trotzdem sei es weiterhin ein "Mantra der Bundesregierung oder des Bundeskanzlers" gewesen.
Jetzt scheint man endlich begriffen zu haben, dass die Lieferung bestimmter Waffensysteme nicht notwendigerweise zu einer Eskalation führt, sondern diese Eskalation ganz allein in der Hand von Putin liegt. Egal, was für Waffensysteme man liefert oder nicht.
Carlo Masala, Militärexperte
... dass der Umschwung ein "Tabubruch" bedeutet:
Masala spricht von einem "Tabubruch" - die "selbstgesteckte Linie der westlichen Staaten, keine modernen westlichen, gepanzerten Systeme zu liefern" sei gefallen.
Ich denke, es ist ein Tabu gebrochen worden.
Carlo Masala, Militärexperte
Dieses Tabu beinhalte auch die Frage, ob je nachdem wie der Ukraine-Krieg die nächsten Wochen und Monate verlaufe, richtige Kampfpanzer in die Ukraine geliefert werden sollten.
... dass Zeit der "kritische Faktor" ist:
Die Ausbildung der Ukrainer an den Panzern solle "im ersten Quartal 2023" abgeschlossen sein, so Masala. Dann würden die Ukrainer "mit dem Gerät nach Hause gehen".
Zeit ist hier der kritische Faktor. Das Gerät muss relativ schnell in die Ukraine kommen.
Carlo Masala, Militärexperte
Denn die Russen würden aktuell weitere Offensiven vorbereiten, "die aller Wahrscheinlichkeit nach im Frühjahr stattfinden".
... dass die Feuerpause der Russen eine "zynische Finte von Putin" sei:
Russland habe am 25. Dezember Kinderkliniken bombardiert, an Silvester Raketen auf die Ukraine abgefeuert und kündige nun diese einseitige Feuerpause an.
Zum einen, um den Kritikern der Waffenlieferungen Munition zu liefern. Zum zweiten sei es "sicherlich eine Kommunikation nach Russland hinein, dass man das orthodoxe Weihnachtsfest respektiert".
Und zum dritten helfe es natürlich auch, wenn diese Feuerpause auch von den Ukrainern eingehalten werden sollte, ungestört Material und Mensch an die Front zu bringen.
Diese Feuerpausen sind unglaublich brüchig. Da braucht es nicht viel, damit man die Gefechte wieder aufnimmt.
Carlo Masala, Militärexperte
Es sei einfach "eine zynische Finte von Putin und und seinen Getreuen, um hier ein bisschen Zeit zu gewinnen".
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.