Lambrecht: Nachkauf von Puma-Schützenpanzer ausgesetzt

    Ministerin Lambrecht:Nachkauf von Puma-Schützenpanzer ausgesetzt

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    Die Bundeswehr schafft vorerst keine weiteren Puma-Panzer an. Sie wird sich wegen der Probleme mit dem Puma vorerst mit dem Marder-Panzer an der Nato-Eingreiftruppe beteiligen.

    Nach dramatischen Ausfällen beim Schützenpanzer Puma hat Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) einen Nachkauf weiterer Schützenpanzer Puma für die Bundeswehr vorerst ausgesetzt. Lambrecht teilte nach einem Krisentreffen in Berlin mit:

    Bevor sich das Fahrzeug nicht als stabil erweist, wird es kein 2. Los geben. Die Kritik aus dem Parlament ist vollkommen berechtigt.

    Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD)

    Die Fehlersuche beim Puma läuft laut ihrem Ministerium auf Hochtouren. Fachpolitiker fordern umfassende Aufklärung.

    Lambrecht: Ausfall sei "erheblicher Rückschlag"

    Zuvor war bekannt geworden, dass bei einer Übung der Bundeswehr alle 18 eingesetzten Puma-Schützenpanzer mit technischen Problemen ausgefallen waren. ZDF-Hauptstadtkorrespondentin Christiane Hübscher berichtet aus Berlin: "Wir hören, das Schadensbild sei uneinheitlich: Von defekten Zahnkränzen bis Elektronikproblemen sei da alles dabei".
    Die Fahrzeuge sollen eigentlich ab Januar für die schnelle Eingreiftruppe der Nato eingesetzt werden. Lambrecht räumte ein:

    Die neuerlichen Ausfälle des Schützenpanzers Puma sind ein herber Rückschlag.

    Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD)

    "Ich habe bis Ende nächster Woche eine Analyse durch beteiligte Stellen des BMVg und der Bundeswehr, der Heeresinstandsetzungslogistik GmbH sowie der Industrie beauftragt." Die Truppe müsse sich darauf verlassen können, "dass Waffensysteme auch im Gefecht robust und standfest sind".

    Beteiligung an Nato-Eingreiftruppe sei nicht in Gefahr

    Die Ministerin betonte zugleich, die Nato könne sich "weiter auf unsere Pflichterfüllung bei der VJTF verlassen" - dabei handelt es sich um die Very High Readiness Joint Task Force, die schnellste Eingreiftruppe der Nato. "Wir haben den Schützenpanzer Marder bereits bei den Vorbereitungen eingeplant und das hat sich als klug erwiesen." Deutschland übernimmt zum Jahreswechsel die zwischen den Nato-Mitgliedern rotierende VJTF-Führung.
    Wie ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums (BMVg) in Berlin sagte, wird derzeit "mit Hochdruck an der Schadensaufnahme" in Sachen Puma gearbeitet. Ziel sei es, dass der Puma "schnellstmöglich wieder einsatzklar wird".

    Marder-Schützenpanzer als "Fallback-Lösung"

    Nach Auskunft des Sprechers verfügt die Bundeswehr über insgesamt 350 Puma-Fahrzeuge. Allerdings seien lediglich 42 davon für die Anforderungen der Nato-Eingreiftruppe VJTF konfiguriert. Deswegen werde nunmehr auf die Schützenpanzer vom Typ Marder zurückgegriffen. Dies sei auch von Anfang an als "Fallback-Lösung" eingeplant gewesen.
    Auch wenn die Beteiligung an der schnellen Nato-Eingreiftruppe erstmal nicht gefährdet sei, bliebe der Ausfall der Puma-Panzer trotzdem eine Blamage, so die Einschätzung von ZDF-Hauptstadtkorrespontentin Christiane Hübscher. Über den erneuten Einsatz der Marder-Panzer sagt sie:

    Der Marder ist quasi der Oldie unter den Schützenpanzern und der musste in der Vergangenheit schon selber ganz oft Probleme melden.

    Christiane Hübscher, ZDF-Hauptstadtkorrespondentin

    "Und wir alle hier fragen uns natürlich, wie kann das eigentlich passieren, dass alle Puma auf einmal ausfallen?", so Hübscher.

    Die Opposition will, dass der Kanzler eingreift

    "Die politischen Wellen, die schlagen natürlich hoch in Berlin", berichtet Christiane Hübscher. Vor allem die Opposition sehe das Problem ganz klar bei der Verteidigungsministerin.
    CDU-Generalsekretär Mario Czaja forderte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sogar auf, die Probleme mit dem Schützenpanzer zur Chefsache zu machen. Zwar sei jetzt Verteidigungsministerin Lambrecht gefordert, aber "der Bundeskanzler muss sich der Sache ebenso annehmen, denn wir müssen unserer Bündnisverpflichtung in der Nato auch gerecht werden können", sagte Czaja den Sendern RTL und ntv.

    Kritik auch aus der Koalition

    Auch Fachpolitiker der Koalition zeigten sich alarmiert. Hier zeige sich, "wie dringend das Bundesverteidigungsministerium und die Bundeswehr an der geforderten Einsatzbereitschaft der Großverbände des Heeres arbeiten müssen", erklärten Verteidigungspolitiker Niklas Wagner (Grünen) und sein Haushalts-Kollege Sebastian Schäfer. "Es ist die Aufgabe der Bundeswehr und des Bundesverteidigungsministeriums, die Einsatzbereitschaft jetzt sehr zügig wieder her- und dauerhaft sicherzustellen." Wagner und Schäfer forderten "genaue Berichte über Ursachen und Perspektiven für den Puma".
    Verteidigungsexperte Alexander Müller (FDP) erklärte, wenn der für die Nato-Aufgaben konfigurierte Puma "dermaßen krasse Ausfälle verzeichnet, läuten bei uns die Alarmglocken". Er erwarte "vom Verteidigungsministerium und von der Industrie noch vor Weihnachten eine detaillierte Erklärung, wie genau es zu diesen Pannen kommen konnte". Nötig sei zudem ein "Aktionsplan, wie die Bundeswehr die Probleme in den Griff bekommen will und wie wir schnellstmöglich unsere Nato-Verpflichtungen erfüllen können".

    Totalausfall der Schützenpanzer
    :Grüne stellen Puma-Beschaffung infrage

    Schon wieder ein Ausfall bei der Bundeswehr: 18 Puma-Schützenpanzer von 18 sind bei einer Schießübung ausgefallen. Die Grünen stellen die Puma-Neu-Beschaffung jetzt infrage.
    Schützenpanzer Puma
    Quelle: dpa, AFP