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Interview

Militärexperte Thomas Wiegold : Experte zu Patriot: Alt, aber nicht veraltet

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Das für die Ukraine bestimmte Patriot-System hat eine Schwäche, die es angreifbar macht: Es ist 40 Jahre alt. Doch es kann mehr als früher, sagt Militärexperte Wiegold im ZDF.

Sehen Sie hier das Interview mit Thomas Wiegold in voller Länge.

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3 min
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ZDF: Wenn ich das richtig verstehe, diese eine Patriot-Batterie, die die Amerikaner jetzt liefern, die würde noch nicht mal genügen, um die Stadt Kiew zu schützen, oder?

Thomas Wiegold: Naja, die Stadt Kiew vielleicht. Eine Batterie - wahrscheinlich vier Startgeräte dabei. Aber richtig ist, das ist sozusagen die Minimalausstattung mit Patriot, die ein Ziel vielleicht halbwegs abdecken kann. Nichts, was die Ukraine in ihrer Fläche schützen würde.

ZDF: Welche Art von Raketen, Marschflugkörpern oder Drohnen kann das System Patriot abwehren?

Wiegold: Naja, eigentlich ziemlich alle, was nicht interkontinentale Raketen sind, also für diese ballistischen Raketen, die in dieser Region eingesetzt werden, dafür ist das System ausgelegt. Dafür ist es auch gut geeignet. Aber da sind wir wieder beim Anfang. Es ist eine Frage auch der Masse.

Die russischen Streitkräfte haben die ukrainische Luftverteidigung übersättigt bisher - mit einer Vielzahl von Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen. Da ist eine Batterie ein weiterer Schritt, aber noch nicht die große Veränderung.
Thomas Wiegold, Militärexperte

ZDF: Putin sagte das Patriot-System sei veraltet. Außerdem finde man immer ein Gegenmittel. Was kann er damit gemeint haben?

Wiegold: Es gilt natürlich in jedem Krieg: gegen jede Waffe gibt es irgendeine Abwehrwaffe. Das Patriot-System ist in der Tat zwar 40 Jahre alt, aber kontinuierlich erneuert worden, upgegradet worden, moderne Elektronik.

Und man darf nicht vergessen: die ersten Patriot in den 80er-Jahren, die waren nur gegen Flugzeuge und Hubschrauber vorgesehen.

Inzwischen ist das System in der Lage, eben auch Raketen abzuschießen und Marsch-Flugkörper.
Thomas Wiegold, Militärexperte

ZDF: Wir haben Patriot auch in Deutschland, aber an die Ukraine liefern wollte die Bundesregierung bisher nicht. Weil sie nicht wollte oder weil sie nicht konnte?

Wiegold: Also ich glaube, man kann sehr eindeutig sagen, weil sie nicht können. Die Bundeswehr hatte mal 36 Einheiten dieser Patriots, inzwischen sind es gerade mal zwölf. Davon ist ein Teil - ich habe diese Umrüstung, diese Nachrüstung erwähnt - bei der Industrie zur Nachrüstung.

Es stehen drei Systeme in der Slowakei zum Schutz dieses Nachbarlandes der Ukraine, und es sollen drei Systeme nach Polen geschickt werden. Da bleibt nicht mehr viel übrig.

Die geplante Patriot-Lieferung an die Ukraine sei allein noch kein Game Changer, erklärt Militärökonom Marcus Keupp. In dem Milliarden-Paket stecke aber noch deutlich mehr.

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17 min
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ZDF: Aber die Polen hatten angeboten, "ach schickt es doch an die Ukrainer, die brauchen es dringender als wir".

Wiegold: Ja, das war so ein bisschen ein vergifteter Wunsch. Denn die Frage ist ja: Sollen die Ukrainer das mit Mannschaft kriegen, mit Nato-Soldaten oder eben als eigenes System? Die USA haben sich jetzt entschieden. Die Ukrainer bekommen die Technik, bekommen die Waffen, aber sie müssten daran erst ausgebildet werden.

Zusagen für Hilfszahlungen: Der ukrainische Präsident konnte bei seiner Rede vor dem US-Kongress offenbar viele Abgeordnete von der Bedeutung weiterer Militärhilfe überzeugen.

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Also auch die USA schicken keine amerikanischen Soldaten damit in die Ukraine. Und die Ausbildung, die wird dann vermutlich demnächst anlaufen.

Und wie man hört, soll das wohl in Grafenwöhr passieren. Also in Bayern.
Thomas Wiegold, Militärexperte

Das heißt, die USA nehmen vermutlich Systeme, die ohnehin in Europa sind, im Bestand der US-Armee und holen dann die Ukrainer dazu, die daran ausgebildet werden.

Das Interview führte ZDF-Moderatorin Marietta Slomka.

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