Lisa Paus ist neue Bundesfamilienministerin. Bei der Ernennung würdigte der Bundespräsident ihre Vorgängerin und forderte eine Debatte über die Vereinbarkeit von Job und Familie.
Nach dem Rücktritt von Bundesfamilienministerin Anne Spiegel ist der Wechsel an der Spitze des Ressorts vollzogen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier überreichte der Grünen-Politikerin am Montag in Berlin die Entlassungsurkunde. Ihre Nachfolgerin Lisa Paus (Grüne) erhielt die Ernennungsurkunde.
Spiegel war über ihr Verhalten als rheinland-pfälzische Umweltministerin bei der Flutkatastrophe im Ahrtal im Juli 2021 mit 134 Todesopfern gestolpert. Sie war rund zehn Tage später zu einem vierwöchigen Familienurlaub nach Frankreich aufgebrochen. Die Grünen-Politikerin begründete dies damit, dass der Urlaub wegen großer Belastungen ihrer Familie notwendig gewesen sei.
Steinmeier würdigt Ex-Ministerin Spiegel
Steinmeier sagte laut vorab veröffentlichtem Redetext, Spiegel gebühre Respekt für ihren Rücktritt. Sie habe sich für ihr Ministeramt viel vorgenommen und sei sich ihrer großen Verantwortung bewusst gewesen.
Auch die frisch ernannte Bundesfamilienministerin Paus dankte ihrer scheidenden Vorgängerin für deren "großes Engagement". Sie selbst starte "voller Freude" und "gleichzeitig mit viel Respekt" in ihr neues Amt, sagte Paus nach ihrer Ernennung.
Die designierte Familienministerin Lisa Paus zählt die Einführung der Kindergrundsicherung zu ihren wichtigsten Aufgaben. Die 53-Jährige folgt auf die zurückgetretene Anne Spiegel.
Steinmeier für Debatte über Vereinbarkeit von Job und Familie
Bundespräsident Steinmeier rief zu einer offenen und ehrlichen Debatte über die Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Sorgen für die Familie auf. Diese müsse in einem gesellschaftlichen Klima erfolgen, in dem Mütter und Väter auch über Schwierigkeiten und Überforderungen sprechen könnten, ohne befürchten zu müssen, als schwach oder gescheitert abgestempelt zu werden.
Paus will Kindergrundsicherung vorantreiben
Steinmeier wünschte Paus "viel Erfolg, gutes Gelingen und eine glückliche Hand". Zu den Schwerpunkten ihrer künftigen Arbeit kündigte Paus an:
Sie wolle "für ein gutes Leben aller Kinder in diesem Land sorgen, für Gleichstellung streiten, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern und den Zusammenhalt der Generationen stärken", sagte Paus.
Grünen-Politikerin Anne Spiegel ist als Bundesfamilienministerin zurückgetreten. Sie steht wegen ihres Urlaubs während der Flutkatastrophe im Ahrtal heftig unter Kritik.
Paus: Seit 2009 im Bundestag
Lisa Paus kommt ursprünglich aus dem nordrhein-westfälischen Rheine, lebt aber seit langem in Berlin, wo sie auch im traditionell linken Grünen-Landesverband aktiv ist. Seit 2009 sitzt sie im Bundestag. Davor gehörte sie zehn Jahre lang dem Berliner Abgeordnetenhaus an.
2017 und 2021 war sie Spitzenkandidatin der Berliner Grünen für die Bundestagswahl. Paus hat jahrelange Erfahrung in der Finanz- und Wirtschaftspolitik gesammelt, gilt aber auch als einer der führenden Köpfe hinter dem grünen Konzept für eine sogenannte Kindergrundsicherung.
- Wer ist die neue Familienministerin Paus?
Lisa Paus wird neue Bundesfamilienministerin. Wofür steht die Grünen-Finanzexpertin und was bewegt die 53-Jährige? Die Politikerin im Porträt.