Lisa Paus wird neue Bundesfamilienministerin. Wofür steht die Grünen-Finanzexpertin und was bewegt die 53-Jährige? Die Politikerin im Porträt.
Die Grünen-Finanzpolitikerin Lisa Paus wird neue Bundesfamilienministerin. Sie gehört dem linken Parteiflügel an und will klare Akzente in Richtung soziale Gerechtigkeit setzen.
"Ich habe natürlich einen Riesenrespekt vor dieser Aufgabe", sagt die Grünen-Finanzpolitikerin Lisa Paus auf der Pressekonferenz mit der Grünen-Spitze, bei der sie als neue Bundesfamilienministerin vorgestellt wird. Aber sie sei bereit und freue sich sehr darauf. Sie wolle neue Impulse setzen. "Wer meine Arbeit kennt, der weiß, dass für mich Sachargumente zählen", so Paus. Sie "brenne für soziale Gerechtigkeit".
Volkswirtin aus linkem Parteiflügel
Die 53-jährige Diplom-Volkswirtin Paus gehört dem linken Parteiflügel an. Paus kommt ursprünglich aus dem nordrhein-westfälischen Rheine, lebt aber seit längerem in Berlin, wo sie auch im traditionell linken Grünen-Landesverband aktiv ist. Seit 2009 sitzt sie im Bundestag.
Die designierte Bundesfamilienministerin Lisa Paus hat sich am Donnerstag in Berlin vorgestellt. Sie habe einen "Riesenrespekt" vor der Aufgabe, freue sich aber darauf.
Paus hat jahrelange Erfahrung in der Finanz- und Wirtschaftspolitik gesammelt, gilt aber auch als einer der führenden Köpfe hinter dem grünen Konzept für eine sogenannte Kindergrundsicherung. Deren Einführung wird auch für die neue Familienministerin das wichtigste Projekt sein. Sie ist eines der zentralen Vorhaben der Ampel-Koalition. In der Kindergrundsicherung sollen die bisherigen finanziellen Unterstützungsleistungen des Staates für Kinder gebündelt und durch einen Grundbetrag für alle Kinder ab der Geburt ersetzt werden.
Als weitere wichtige Aufgaben bezeichnete Paus, die selbst alleinerziehend ist, die Verbesserung der Lage von Alleinerziehenden, Maßnahmen für mehr Gleichstellung im Land und den Kampf gegen Gewalt. "Auch mit mir im Ministerium wird es wieder eine klare Feministin geben", betonte Paus.
Langjährige Abgeordnete in Berlin
Paus hat zwar keine Erfahrung mit der Leitung eines Ministeriums, kennt aber die Berliner Politik seit langem. Schon als Abgeordnete im Berliner Landesparlament war Paus als Finanz- und Wirtschaftsexpertin geachtet.
Zu Lisa Paus als neuer Bundesfamilienministerin eine Einschätzung von ZDF-Korrespondent Mathis Feldhoff.
Kompetent bei Zahlen, fleißig, das waren Stichworte, die auch aus anderen Parteien zu hören waren. Gerade bei Haushaltsberatungen fällt schnell auf, wenn sich Politiker nicht auskennen mit Details. Zehn Jahre war Paus seit 1999 Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, 2009 gelangte sie über einen Listenplatz erstmals in den Bundestag.
Schnelle Rednerin mit hintergründigem Humor
So bekannt wie andere Berliner Grünen-Bundespolitiker wie etwa Renate Künast war Paus bislang nicht. Innerhalb ihrer Partei war die leidenschaftliche und kompetente Politikerin aber stets anerkannt. 2017 wurde sie dann Berliner Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl - ebenso wie 2021, als sie in den Fraktionsvorstand gewählt wurde.
Paus kann sehr schnell reden und ist bei Themen, die ihr am Herzen liegen, manchmal schwer zu stoppen. Das räumt sie auch selbstkritisch ein. Ihr etwas sprödes Auftreten unterscheidet sie sicher von großen Sympathieträgern der Grünen wie Außenministerin Annalena Baerbock, Wirtschaftsminister Robert Habeck oder Kulturstaatsministerin Claudia Roth - die aber auch polarisieren.
Im persönlichen Gespräch oder bei Partei-Partys gewinnt Paus aber durch Interesse und einen hintergründigen Humor, der sich erst auf den zweiten Blick zeigt.
Paus tritt die Nachfolge von Anne Spiegel an, die am Montag zurückgetreten war. Spiegel ist noch geschäftsführend im Amt, bis Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ihr die Entlassungsurkunde überreicht hat und Paus vereidigt und ernannt ist.