Sie sind hier:

Europäischer Luftabwehrschirm : Initiative "European Sky Shield" ohne Polen

Datum:

Deutschland und 14 weitere Länder haben eine Erklärung zu der Initiative "European Sky Shield" unterzeichnet: Polen als wichtiges Land an der Ostflanke aber nicht. Warum?

Das Boden-Luft-Raketensystem MIM-104 Patriot der USA wird am 14.10.2022 im Field Training Center des Artillery and Armament Training Center in Torun, Polen, vorgestellt.
Auch Polen setzt bei ihrer Luftabwehr unter anderem auf das US-amerikanische Boden-Luft-Raketensystem Patriot d
Quelle: epa

Eines ist klar: Polen wünscht den Ukrainern den Sieg und unterstützt das Nachbarland im Kampf gegen Putin. Kaum ein zweites Land in der EU spricht so laut über militärische Hilfe für die Ukraine. Wie kann es also sein, dass Polen sich nicht an der Initiative "European Sky Shield" beteiligen will?

Um auf diese Frage zu antworten, muss man zwischen den Zeilen lesen und auch die letzte Dynamik in den deutsch-polnischen Beziehungen mit einpreisen.

Absichtserklärung nicht unterzeichnet

Es ist Donnerstag, der 13. Oktober: In Brüssel ist über die Luftverteidigung für die Ukraine die Rede. Deutschland und 14 andere Länder unterzeichnen eine Absichtserklärung für "European Sky Shield". Der ukrainische Präsident Selenskyj hat längst dringend um moderne Luftabwehr gebeten.

Es geht um militärische Unterstützung – klar. Aber, es ist zugleich eine politische Botschaft: der Westen wird die Ukraine nicht im Stich lassen. Das Nachbarland Polen im Westen der Ukraine liefert Waffen, nimmt Flüchtlinge unkompliziert und herzlich zu Hunderttausenden auf - und das gleiche Polen hat die Absichtserklärung zum "European Sky Shield" nicht unterzeichnet. Warum?

Als Antwort auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine haben am Morgen 14 Nato-Staaten eine Absichtserklärung für einen europäischen Raketen-Abwehrschirm unterzeichnet.

Beitragslänge:
2 min
Datum:

Polen setzt bereits ein eigenes Programm um

Der polnische Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak antwortete ungerührt: "Wir setzen schon ein Projekt zusammen mit Großbritannien um". Das ist wahr und daran erinnern auch Experten.

Die Sicherheitsexpertin Justyna Gotkowska vom Zentrum für Oststudien (OSW) in Warschau schreibt in ihrer Analyse, dass Polen die militärisch-industrielle Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten im Rahmen des Wisla-Luftverteidigungsprogramms für mittlere Reichweiten und mit Großbritannien im Rahmen des Narew-Luftverteidigungsprogramms für kurze Reichweiten entwickelt.

Argumentation mit "unterschiedlichen Interessen"

Sie betont auch unterschiedliche Interessen der Signatarstaaten. "Berlin will sich als verantwortungsvoller Verbündeter zeigen”, so Justyna Gotkowska, "und es will wieder in der Region Glaubwürdigkeit erlangen, die deutlich beschädigt wurde, durch die Zurückhaltung in Sachen mehr substanzielle militärische Hilfe anbieten, um die Ukraine zu unterstützen."

Aber zurück zum polnischen Verteidigungsminister: "Wir haben bereits das gesamte System, unsere Partner bauen es erst auf", so Mariusz Blaszczak weiter.

Geht es also um die unterschiedlichen europäischen Partner, oder geht es konkret um Deutschland, das das Projekt "European Sky Shield" Ende August angekündigt hatte? Noch damals erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz, dass sich Polen und die baltischen Länder von Beginn an beteiligen könnten. Litauen, Lettland und Estland sind jetzt dabei. Polen - nicht. Was ist inzwischen passiert?

Spannungen zwischen Polen und Deutschland

Polen hatte Deutschland zuletzt in einem Gutachten Weltkriegsschäden in Rechnung gestellt. 1,3 Billionen Euro. Die diplomatische Note für Berlin wurde offiziell unterzeichnet und abgeschickt. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat die Haltung der Bundesregierung in Warschau wiederholt: Die Reparationsforderungen seien aus deutscher Sicht abgeschlossen.

Die Spannung bleibt, die antideutsche Rhetorik nimmt zu. Und auch wenn das Ganze eine innenpolitische Dimension hat (in einem Jahr gibt es Parlamentswahlen in Polen; und man geht davon aus, dass die Regierungspartei PiS mit den anti-deutschen Tönen punkten will), ist die Rhetorik nicht nur bis auf Warschau begrenzt.

Polen fordert von Deutschland Reparationszahlungen in Billionen-Höhe und mehr Waffen für die Ukraine. Das machte Außenminister Rau noch einmal unmissverständlich klar.

Beitragslänge:
1 min
Datum:

Noch ein Zitat und Seitenhieb des polnischen Verteidigungsministers: "Luftverteidigung ist wichtig. Soweit ich weiß, hat Deutschland in Sachen Flugabwehr keine solche Kompetenz. (…) Die Deutschen haben einen eigenen Standpunkt. Man würde sich wünschen, dass sie sich mehr für die Unterstützung der Ukraine engagieren, sie engagieren sich so halbherzig", sagte Mariusz Blaszczak am 12. Oktober in Brüssel.

Das waren die Worte, die die polnischen Journalisten am Rande des Nato-Treffens gehört haben. Und auch wenn sie im Prinzip an das polnische Publikum gerichtet waren, der Akt am Tag danach, nämlich die Initiative "European Sky Shield" nicht zu unterzeichnen, scheint auch ein Zeichen an Deutschland zu sein. Warschau legt heutzutage eher Wert auf andere Bündnisse als das mit Berlin.

Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:

russische schwarzmeerflotte auf der krim
Liveblog

Russland greift die Ukraine an - Aktuelles zum Krieg in der Ukraine 

Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.

Aktuelle Nachrichten zur Ukraine

Die Karte der Ukraine zeigt, welche Gebiete im Osten des Landes von russischen Truppen besetzt sind. Zudem sind die Separatistengebiete und die annektierte Krim hervorgehoben.

Nachrichten | Politik - Der Ukraine-Krieg im Zeitraffer 

Vor einem Jahr hat Russland die Ukraine überfallen. Nach zwischenzeitlichen Erfolgen Kiews herrscht nun ein Stellungkrieg. Eine Chronologie.

Putin auf Landkarte mit Russland, Ukraine, Georgien und Syrien
Story

Nachrichten | Politik - Putins Kriege, Putins Ziele 

Tschetschenien, Georgien, Syrien, Ukraine: Russland hat unter Putin schon in mehreren Ländern gekämpft. Zwischen den Kriegen gibt es Parallelen – hier die Hintergründe verstehen.

Eine Frau steht knapp bekleidet am Straßenrand.

Für Prostitution ausgenutzt - Vom Krieg ins Bordell 

Ukrainerinnen, die vor dem Krieg nach Deutschland flüchten, werden immer häufiger in die Prostitution gedrängt. Das Bundeskriminalamt sieht jedoch wenig Handlungsbedarf.

Videolänge
Zur Merkliste hinzugefügt Merken beendet Bewertet! Bewertung entfernt Zur Merkliste hinzugefügt Merken beendet Embed-Code kopieren HTML-Code zum Einbetten des Videos in der Zwischenablage gespeichert.
Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen des ZDF.

Sie haben sich mit diesem Gerät ausgeloggt.

Sie haben sich von einem anderen Gerät aus ausgeloggt, Sie werden automatisch ausgeloggt.

Ihr Account wurde gelöscht, Sie werden automatisch ausgeloggt.

Um Sendungen mit einer Altersbeschränkung zu jeder Tageszeit anzuschauen, kannst du jetzt eine Altersprüfung durchführen. Dafür benötigst du dein Ausweisdokument.

Zur Altersprüfung

Du bist dabei, den Kinderbereich zu verlassen. Möchtest du das wirklich?

Wenn du den Kinderbereich verlässt, bewegst du dich mit dem Profil deiner Eltern in der ZDFmediathek.

Du wechselst in den Kinderbereich und bewegst dich mit deinem Kinderprofil weiter.

An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Entweder hast du einen Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert, oder deine Internetverbindung ist derzeit gestört. Falls du die Datenschutzeinstellungen sehen und bearbeiten möchtest, prüfe, ob ein Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus. So lange werden die standardmäßigen Einstellungen bei der Nutzung der ZDFmediathek verwendet. Dies bedeutet, das die Kategorien "Erforderlich" und "Erforderliche Erfolgsmessung" zugelassen sind. Weitere Details erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.

An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Möglicherweise hast du einen Ad/Script/CSS/Cookiebanner-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert. Falls du die Webseite ohne Einschränkungen nutzen möchtest, prüfe, ob ein Plugin oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus.