Polen will unverzüglich seine MiG-29-Kampfjets für den Einsatz in der Ukraine an die USA übergeben. Die Amerikaner lehnen das Angebot aber als "nicht haltbar" ab.
Das polnische Außenministerium hat angesichts des Krieges in der Ukraine angeboten, unverzüglich und kostenlos alle Kampfflugzeuge vom Typ MiG-29 auf die US-Luftwaffenbasis Ramstein in Rheinland-Pfalz zu verlegen und den USA zur Verfügung zu stellen.
Gleichzeitig ersuche man die USA, dem Land gebrauchte Flugzeuge mit entsprechender Einsatzfähigkeit zu überlassen. Warschau schloss eine direkte Lieferung in das Nachbarland indes wiederholt aus.
[Auch die deutsche Politik ist von Polens Angebot überrascht - mehr dazu bei Lanz]
Polen: Keine eigenständigen Schritte
Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki sagte am Dienstagabend in Oslo:
Polen könne keine eigenständigen Schritte unternehmen, weil es nicht an diesem Krieg beteiligt sei, so Morawiecki.
Missverständnis wegen Blinken-Aussage?
Die Regierung des Nato-Mitgliedstaats Polen reagiert mit diesem Angebot nach eigener Aussage auf jüngste Äußerungen von US-Außenminister Antony Blinken bei einer Reise in Europa.
Das ist die aktuelle Lage am 9. März:
"Wir sehen uns derzeit aktiv die Frage von Flugzeugen an, die Polen an die Ukraine liefern könnte", hatte Blinken in Moldau gesagt.
USA lehnen Kampfflugzeuge ab
Das Pentagon hat das Angebot Polens zur sofortigen Übergabe all seiner Kampfflugzeuge vom Typ MiG-29 allerdings zurückgewiesen. "Wir glauben nicht, dass der polnische Vorschlag haltbar ist", erklärte Pentagon-Sprecher John Kirby.
Das Allerwichtigste für die Ukraine sei ihre Souveränität, sagt ZDF-Korrespondentin Katrin Eigendorf in Chmelnyzkyj, Ukraine.
Die Staatssekretärin im US-Außenministerium Victoria Nuland äußerte sich überrascht. Ihres Wissens sei der Plan der Polen nicht mit der US-Regierung abgesprochen gewesen, sagte sie.
Pentagon äußert ernste Bedenken
US-Regierungs- und Militärvertreter äußerten Zweifel, ob die USA die Maschinen überhaupt annehmen dürften. Der Vorstoß werfe für die Nato ernste Bedenken auf, so die Reaktion des Pentagon.
Pressesprecher Kirby erklärte aber, die USA würden mit Polen und anderen Nato-Verbündeten weiter über das Thema sprechen.
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Selenskyj: Brauchen Flugzeuge, um Invasion abzuwehren
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die Vereinigten Staaten eindringlich gebeten, Kiew bei der Beschaffung von mehr Kampfflugzeugen zu unterstützen. Sie sollen helfen, die russische Invasion abzuwehren und die Kontrolle über den ukrainischen Luftraum zu behalten.
Dem Vernehmen nach hatte Kiew um die Flugzeuge gebeten, weil die Piloten der ukrainischen Luftwaffe für das Fliegen der anfangs in der damaligen Sowjetunion entwickelten Modelle geschult sind. Eine mögliche Überlassung der Kampfflugzeuge wurde seit Tagen auch mit der US-Regierung diskutiert. Das Weiße Haus betonte dabei stets, es handle sich um eine Entscheidung Polens als souveränem Staat.
Kampfjets: Russland warnt, Baerbock zurückhaltend
Russland hatte zuvor gewarnt, eine Unterstützung der ukrainischen Luftwaffe könnte in Moskau als Beteiligung an dem Konflikt gesehen werden und bringe das Risiko von Vergeltungsmaßnahmen mit sich.
Sicherheitsexperte Prof. Carlo Masala im Gespräch mit Ilka Brecht
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock äußerte sich zurückhaltend zu Überlegungen, polnische MiG-29 an die Ukraine zu liefern. Man müsse sicherstellen, dass sich dieser Krieg nicht auf Nato-Gebiet ausweite, sagte Baerbock am Dienstag in einem Interview mit "Bild-TV".
Auch mit Waffenlieferungen dürfe keine Steilvorlage dafür gegeben werden, dass gesagt werde, "wir beteiligen uns am Krieg", sagte die Grünen-Politikerin. Es kämen zudem ohnehin nur Flugzeuge infrage, die von ukrainischen Piloten geflogen werden könnten.
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