Dass die Grünen in den Umfragen vorne liegen, ist für Experten Korte folgerichtig. Trotzdem stehe ein Sieger noch lang nicht fest - entscheidend sei "die Stimmung im September".
Die Grünen haben - laut Umfragen des ZDF-Politbarometers - die Union überholt. Während CDU und CSU sechs Punkte verlieren und nur noch auf 25 Prozent kommen, gewinnen die Grünen gleichzeitig fünf und stehen bei 26 Prozent.
Das sei ein "wenig überraschendes Abbild dessen, was wir in den letzten Tagen erlebt haben", analysiert Politwissenschaftler Karl-Rudolf Korte die Umfrageergebnisse im ZDF heute journal.
Es gebe eine "triumphierende, mit sich selbst geradezu missionarisch verliebte grüne Partei, die eine Kandidatin (Annalena Baerbock, Anm. d. Red.) gekürt hat und auch eine Idee hat, was sie machen möchte mit diesem Antreten bei der Bundestagswahl".
Auf der anderen Seite stehe die Union, "die in der Krise erschöpft regiert, die Schwierigkeiten hat, ihren Kandidaten zu finden" und die "an einem Verlust an bürgerlicher Solidität" durch die Maskenffäre leide.
Aber trotz des Auftriebs der Grünen gebe es noch keinen "Bayern-München-Effekt" mit einem schon feststehenden Sieger, sagt Korte. "Die Parteien müssen sich bemühen um uns [...] und das ist eine gute Ausgangsposition für die Demokratie." Es gebe noch keine "feststehende Wechselstimmung wie nach 16 Jahren Kohl".
so der Politikwissenschaftler weiter.
Korte: Söder-Nominierung hätte keinen Unterschied gemacht
Dass sich die Situation für die Union mit einer Nominierung des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) als Kanzlerkandidaten anders darstellen würde, glaubt Korte nicht. "Die Rahmenbedingungen gelten da auch", macht er deutlich.
Entscheidend sei, wie sich die Lage letztlich im September darstelle, wenn alle einmal geimpft seien und schon mal wieder in Urlaub gewesen seien. "Dann stellen sich andere Zukunftsfragen, als es jetzt im Moment der Fall ist", so der Politikwissenschaftler.
Bewährt habe sich, "die Mitte zu holen", meint Korte. "Die Mitte wird offenbar breiter, das zeigen die Umfragen." Deshalb, sagt er: