Der Ukraine trotz hoher Energiepreise helfen? Für viele keine einfache Frage. Anhänger von AfD und Linke scheinen besonders zurückhaltend. Doch sind sie deshalb "Putin-Versteher"?
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine fordert die Weltgemeinschaft heraus. Unterschiedlich sind die Meinungen darüber, wie Deutschland reagieren soll.
Die AfD hat ihren Bundesparteitag Mitte Juni 2022 vorzeitig beendet. Zuvor gab es unter anderem Streit um den Umgang mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Diskutiert wurde, ob dieser mit einem Antrag verharmlost werde.
Was geben Politbarometer-Zahlen her?
Bei Themen rund um Russland stechen AfD und Die Linke mit ihrer Einstellung im Vergleich zu anderen Parteien schon seit Jahren im deutschen Bundestag hervor. Das spiegelt sich auch bei den Parteianhängern wider. Aber was geben die Zahlen des ZDF-Politbarometers dazu genau her?
Für das zweite Politbarometer im Juli wurde nach der Unterstützung der Ukraine trotz hoher Energiepreise gefragt. Lediglich bei den Anhängern der Linken (45 Prozent) und der AfD (14 Prozent) gab es keine Mehrheit für eine Antwort mit "Ja”.
Bereits beim Politbarometer Mitte Juni sagten allein die AfD-Anhänger mehrheitlich, dass die Regierung "zu viel” für die Ukraine mache (59 Prozent). Bei den Linken ist es mit 24 Prozent der zweithöchste Wert.
Verhalten schon nach der Krim-Annektion so
All das ist aber kein neues Bild. Nachdem der russische Präsident Wladimir Putin 2014 erklärt hatte, dass die ukrainische Halbinsel Krim zu Russland gehöre, legten einige Länder und Organisationen Sanktionen gegenüber Russland auf.
79 Prozent derjenigen, die die Absicht haben, die AfD zu wählen, forderten keine Sanktionen für den Fall, dass Russland versuche, weitere Gebiete zu annektieren. Bei der Linken waren es 61 Prozent.
Matthias Jung, Wahlforscher der Forschungsgruppe Wahlen, analysiert es so:
Der alte und neue AfD-Bundessprecher Tino Chrupalla erklärte im Mai, dass die AfD "für eine neutrale Haltung Deutschlands im Ukraine-Krieg“ stehe. Vor allem der russlanddeutsche AfD-Abgeordnete Eugen Schmidt, fällt jedoch immer wieder mit Äußerungen auf, die den russischen Krieg indirekt verteidigen.
Auch einige Linke-Politiker werben seit dem Angriff Russlands für ein gewisses Verständnis für Putin. Immer wieder kommt durch, dass USA und Nato, teilweise auch Deutschland, eine Mitverantwortung haben sollen.
Jung: Große Reserviertheit gegenüber Nato und dem Westen
Das Verhalten von Linken-Anhängern sei vor allem ein Teil der "Tradition in welcher sich die Partei ideologisch befindet. Von der SED über die PDS gibt es eine relativ klare, auch zum Teil organisatorische Kontinuität. Von daher ist da auch eine große Reserviertheit gegenüber der Nato und dem Westen vorhanden“, sagt Matthias Jung.
Aber: Es wird natürlich nicht immer abgefragt, warum genau sich die Menschen gegen eine Unterstützung der Ukraine aussprechen. Zudem sind AfD und Linke Oppositionsparteien, die Regierungsmaßnahmen generell kritischer gegenüberstehen.
Also: Zum Beispiel gegen Waffenlieferungen zu sein, heißt auch bei den Anhängern der AfD- und Linkspartei nicht automatisch, dass sie Putins Krieg gegen die Ukraine befürworten.
Mehr Informatonen und die bisherigen Politbarometer finden Sie hier:
- Politbarometer
Bericht über die Stimmung im Land. Die Umfragen werden von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt.