Der politische Aschermittwoch der CSU wandelt sich zur "Gaudi der Vernunft". Inklusive flammendem Appell im Kampf gegen das Coronavirus vom Parteivorsitzenden Markus Söder.
Die Fans sitzen zuhause vor den Monitoren. Versorgt mit Paketen aus der CSU-Zentrale: Brezn, Bier und Rasseln. Digital versammelt auf einem riesigen Screen. Zehntausende sollen es sein. Die CSU-Polit-Prominenz als PappkameradInnen im Saal.
In der Drei-Länder-Halle in Passau moderiert Markus Blume, der Generalsekretär der CSU. Ein Event, geprägt durch Bierseligkeit, Jubel und Heiterkeit - wird jetzt zur "Gaudi der Vernunft".
Der politische Aschermittwoch in Passau sei das Original, die Veranstaltungen der anderen trist. Bei der SPD, so Markus Blume, erinnere es an "eine Selbsthilfegruppe vom 'Dschungelcamp'. Wir sind an der Regierung, holt uns hier raus." Und die Grünen seien im "Deutschland sucht den Verbotsstar"- Modus. Ganz vorne: Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter.
Zum Defiliermarsch vom Band: Auftritt von Markus Söder, dem Parteivorsitzenden und Ministerpräsident von Bayern in der Halle.
Laschet: Aschermittwoch der CSU der "Olymp des politischen Lebens"
Doch bevor er spricht, eine Premiere: ein CDU-Chef wird zugeschaltet. Armin Laschet, Neu-CDU-Grande, singt prompt das hohe Lied, preist den politischen Aschermittwoch der CSU als den "Olymp des politischen Lebens". Laschet sieht die Union so geschlossen wie schon lange nicht mehr. Söder habe es geschafft, die CSU wieder stark zu machen. Zur Kanzlerkandidatur kein Wort- nur so viel: "Wenn das so bleibt, werden wir ein wichtiges Wahljahr gemeinsam bestehen" und:
Dahoam im Wohnzimmer - raus in die Welt
Markus Söder wird angekündigt als moderner Schwarzer, ein Kämpfer, ein Macher, ein Gestalter. Er empfängt in einem Wohnzimmer, umrahmt von Bildern von Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber. Wenn man beim Politischen Aschermittwoch spricht, so Söder, "muss man eine echte Stimmungskanone sein". Warum die SPD dann Olaf Scholz eingeladen hat, verstehe er nicht ganz. Scholz sei ein seriöser Politiker, habe aber eher "die Begabung Blutdruck zu senken, als ihn steigen zu lassen".
Sein Herzensanliegen: die Bewältigung der Corona-Krise. "Durchhalten, bitte". Viel habe man bisher gemeinsam erreicht: "Es wird von Tag zu Tag besser." Doch die Zahl der Toten im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, sei für ihn "jedes Mal ein Stich ins Herz".
Flammenden Appell, im Kampf gegen das Virus
Seine Rede gerät zum flammenden Appell, im Kampf gegen das Virus nicht nachzulassen. Scharfe Kritik am Bund übt Söder an der schleppenden Auszahlung der Corona-Hilfen: "Macht endlich Dampf".
Erfolge bei der Zahlung der Hilfs-Gelder an die Gastronomie gingen auf das Konto der CSU. Anlass, um dem Koalitionspartner in Bayern gleich eins mitzugeben: "Der Einfluss der Freien Wähler in Berlin ist genauso groß wie auf dem Mond."
Aber auch die EU bekommt ihr Fett weg, beim Thema Impfungen. Zu spät, zu wenig, und: "Wohl ein bisschen geizig gewesen bei der Bestellung."
Immer wieder verteidigt Söder die strengeren Corona-Maßnahmen. Er würdigt den Mut der Bundeskanzlerin, sich zu entscheiden, Geschäfte und andere Dienstleistungen zu schließen. Mit Blick auf die Bundestagswahl im September sagt er:
Wunschpartner für die Bundestagswahl: FDP
Apropos Bundestagswahl im Herbst: Die SPD mache immer das Gleiche, immer das Falsche: "Es sind uralt Konzepte, die nie funktioniert haben, wie höhere Steuern und höhere Schulden." Als Wunschpartner für die Union komme für ihn Frage: "Die FDP wäre immer der prioritäre Partner - wenn es reicht". Gerade FDP-Chef Christian Lindner sei ein "seriöser Partner".
Sollte am Ende jedoch nur ein Bündnis mit den Grünen übrig sein, dann sei dies möglich, aber nicht einfach. "Ich gebe zu, das derzeitige Programm, das sie haben, ist nicht koalitionsfähig."
Nach einer Stunde beendet Markus Söder seine Rede. Wer ein politisches Scharmützel erwartet hat, der wird enttäuscht. Söder attackiert, ohne die Türen zuzuschlagen.