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Aufstand der Wagner-Söldner : Wie geht es weiter mit Prigoschin?

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Er hatte die Kreml-Führung lange kritisiert, dann den Aufstand gewagt - nun soll Wagner-Chef Prigoschin ins Exil nach Belarus. Wie geht es für ihn und seine Privatarmee weiter?

Russland, Rostow am Don: Jewgeni Prigoschin blickt aus einem Militärfahrzeug
Russland, Rostow am Don: Jewgeni Prigoschin verlässt das Hauptquartier in einem Militärkonvoi. Wie geht es nun weiter mit ihm?
Quelle: dpa

Wer heute, am Tag nach dem Aufstand der Wagner-Privatarmee gegen Kreml-Herrscher Wladimir Putin, den Weg der Rebellen nachfahren will, muss mit Stau rechnen. Denn um das Vorrücken der Wagner-Söldner von Rostow am Don in Richtung Moskau zu behindern, waren am Samstag Straßen teils einfach aufgerissen worden. Es sind sichtbare Zeichen eines für Russland denkwürdigen Tags.

Karte, Autobahn M4 von Rostow am Don nach Moskau
Über die Autobahn M4 rückten die Wagner-Söldner von Rostow Richtung Moskau vor.
Quelle: ZDF

Im Zentrum steht der Chef der wohl mächtigsten Privatarmee der Welt, Jewgeni Prigoschin. Der als "Putins Koch" bekannt gewordene Unternehmer unterstützt Wladimir Putin in seinem Krieg gegen die Ukraine.

Nach offener Kritik an der militärischen Führung hatte Prigoschin am Samstag den Aufstand gewagt: In Rostow am Don, der zehntgrößten Stadt Russlands, hatten Prigoschins Soldaten militärische und zivile Gebäude besetzt. Von dort aus fuhr eine Militärkolonne in Richtung Norden, gen Moskau. Es kam zu einzelnen Gefechten, insgesamt stießen sie aber auf erstaunlich wenig Gegenwehr.

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Auf Vermittlung des belarussischen Diktators Alexander Lukaschenko brachen die Wagner-Truppen ihren Aufstand dann ab - rund 200 Kilometer vor Moskau, gab Prigoschin an. Nun soll er ins Exil nach Belarus. Wo er sich jetzt befindet und ob er schon in Belarus angekommen ist - unklar. Auch die genauen Umstände dieses außergewöhnlichen Deals sind nicht bekannt.

Wie geht es nun mit der Wagner-Privatarmee weiter?

Putin braucht die Wagner-Armee für seinen Krieg gegen die Ukraine. Bei dem gestrigen Aufstand standen laut Prigoschin 25.000 seiner Männer zur Verfügung. Er darf seine Söldner auch aus Gefängnissen rekrutieren. Prigoschin schenkt ihnen die Freiheit, sollten sie überleben. Auch das trägt zum brutalen Ruf der Truppe bei, die schon in Mali, Syrien und Lateinamerika im Einsatz war.

Sie gelten als geheime Krieger des Kremls: die Söldner des privaten Militärunternehmens "Gruppe Wagner".

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Nach dem Deal mit Prigoschin versprach der Kreml, dass dessen Männer nicht bestraft werden. Die Söldner kehrten in ihre Feldlager zurück, räumten das besetzte Rostow am Don und zogen sich am Sonntag auch aus der Stadt Woronesch zurück. Wer sich Prigoschins Aufstand nicht angeschlossen habe, könne auch in den russischen Streitkräften anheuern, sagte ein Kreml-Sprecher.

Russlands Militärführung könnte nun eine Integration der Wagner-Kämpfer in die offiziellen russischen Streitkräfte anstreben, so eine Analyse vom US-Institut für Kriegsstudien. Möglicherweise habe der Noch-Wagner-Chef angenommen, dass ein Aufstand der einzige Weg sei, seine Privatarmee als unabhängige Kraft zu erhalten - und dabei seine Chancen überschätzt, schreibt das Institut.

Doch ob sich die Söldner, die teils seit Jahren in der Schattenarmee kämpfen, überhaupt integrieren lassen, ist eine ganz andere Frage. Denn die offizielle russische Armee ist schwerfälliger in ihren Entscheidungen als die dezentraler organisierte Wagner-Gruppe. Auch Loyalitäten könnten eine Rolle spielen.

ZDF-Moskau-Korrespondent Christian Semm schätzt die aktuelle Lage ein.

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Wie geht es mit Prigoschin weiter?

Rhetorisch hatte Prigoschin harte Worte gewählt. So hatte er über den Ukraine-Krieg am Freitag gesagt:

Der Krieg wurde für die Selbstdarstellung eines Haufen Bastarde gebraucht.
Jewgeni Prigoschin, Wagner-Chef

Russische Behörden wiederum hatten das Büro von Prigoschin in St. Petersburg durchsucht. Einem mittlerweile wieder gelöschten Medienbericht nach waren in seinem Büro Goldbarren, gefälschte Reisepässe und "weißes Pulver" gefunden worden. Diese Informationen lassen sich nicht verifizieren, deuten aber darauf hin, dass dies gezielt durchgestochen wurde, um Prigoschin zu diffamieren.

Das Verhältnis zwischen dem Wagner-Chef Prigoschin und der Kreml-Führung, der er wiederholt vorwarf, die Lorbeeren für die Erfolge seiner Leute zu kassieren, ist nach dem Aufstand mehr als zerrüttet. Prigoschin dürfte in seinem Exil nun keineswegs sicher sein, auch wenn der Kreml dies beteuert.

Montage: Wladimir Putin und Wolodymyr Selenskyj vor einem Blick auf das zerstörte Mariupol

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Spannend bleibt auch die Frage, ob und wie viele Aufständische Prigoschin in sein Exil nach Belarus folgen. Sollte er dort seine Männer zusammenziehen, könnten von dort verstärkte Angriffe auf die Ukraine erfolgen, warnte der britische Ex-General Richard Dannatt in "Sky News".

Fazit: Am Tag nach dem Aufstand ist unklar, wie es mit Prigoschin und seiner Söldner-Armee weitergeht. Der Kreml scheint aber eine Teil-Integration in die regulären Streitkräfte anzustreben. Ob dies gelingt, ist offen. Teile der Wagner-Truppe könnten auch von Belarus aus weiter agieren.

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