Pro Asyl: Kritik an Aufnahmeprogramm für Afghanen

    Kritik an Aufnahmeprogramm:Pro Asyl: Zu wenig Hilfe für Afghanen

    |

    Die Regierung will einigen Tausend verfolgten Afghanen helfen, nach Deutschland zu kommen. Pro Asyl geht das nicht weit genug. Die Organisation fürchtet auch eine "Schutzlotterie".

    Eine Frau aus Afghanistan in einem Aufnahmelager des DRK in Doberlug-Kirchhain, Brandenburg
    Kritik am neuen Aufnahmeprogramm für Afghanen von Pro Asyl.
    Quelle: dpa

    Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt hat das von der Bundesregierung angekündigte Aufnahmeprogramm für monatlich rund 1.000 Schutzsuchende aus Afghanistan als unzureichend kritisiert. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte er:

    Das ist eine erschreckend kleine Zahl von Menschen gemessen am Verfolgungsdruck auf all jene, die sich für Demokratie und Menschenrechte eingesetzt haben.

    Günter Burkhardt, Pro-Asyl-Geschäftsführer

    Burkhardt: "ethisch höchst ambivalente Schutzlotterie"

    Für Ukraine-Flüchtlinge gebe es andere Maßstäbe. Zudem werde das Verfahren unnötigerweise komplizierter, so Burkhardt. Bisher würden Menschen aus Afghanistan von Vertretern der deutschen Zivilgesellschaft zur Einreise vorgeschlagen. Nun kämen obendrein abstrakte Kriterien hinzu. Dies bedeute einen "irren bürokratischen Aufwand" und führe zu einer "ethisch höchst ambivalenten Schutzlotterie".
    Die neue Initiative der Bundesregierung richtet sich an Afghanen, die sich für Frauen- und Menschenrechte eingesetzt haben oder wegen ihrer Tätigkeit in Justiz, Politik, Medien, Bildung, Kultur, Sport oder Wissenschaft besonders gefährdet sind. Auch Menschen, die wegen ihres Geschlechts, der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität, ihrer Religion oder wegen besonderer Umstände verfolgt werden, können Aufnahme finden.
    Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte, Deutschland habe im EU-Vergleich mit Abstand die meisten Ortskräfte und besonders gefährdeten Afghanen aufgenommen. Zur Größenordnung der künftig geplanten Aufnahmen sagte sie: "Wir sehen die große Belastung der Kommunen durch die hohe Anzahl Geflüchteter, die wir in diesem Jahr bereits aufgenommen haben. Die Aufnahme- und Integrationsfähigkeit haben wir fest im Blick."

    Ministerien einigen sich
    :Schutzprogramm für gefährdete Afghanen steht

    Die Ministerinnen Baerbock und Faeser einigen sich auf ein Aufnahmeprogramm für gefährdete Menschen aus Afghanistan. Monatlich sollen bis zu 1.000 Afghanen ins Land kommen können.
    Familien von Angehörigen der afghanischen Streitkräfte in Kabul
    Quelle: KNA, dpa

    Mehr zur Situation in Afghanistan