In mehr als 30 US-Städten im ganzen Land gehen nach dem Tod von George Floyd etliche Menschen auf die Straße. Sie lassen sich auch nicht von der Coronavirus-Pandemie aufhalten.
In den USA protestieren weiter Tausende gegen Rassismus und Polizeigewalt. Viele Kundgebungen hatten friedlich begonnen, in einigen Städten kam es nun jedoch zu Ausschreitungen.
Es sind Hunderte, die durch die Straßen von Washington, D.C. ziehen. "Keine Gerechtigkeit, kein Frieden", rufen sie. Damit meinen sie Gerechtigkeit für George Floyd, der nach einem gewaltsamen Polizeieinsatz am Montag in Minneapolis starb. Abstand halten, zuhause bleiben wegen des Coronavirus, das zählt heute nicht mehr.
"Ich glaube, es ist wichtiger, heute hier draußen zu sein, weil es um das Leben von schwarzen Menschen in diesem Land geht", sagt eine Demonstrantin. Jeden Tag müsse sie in ihrem Alltag erleben, dass sie anders behandelt werde als weiße Menschen.
Die Proteste haben jetzt auch Washington erreicht. Vor dem Weißen Haus rufen sie nach Gerechtigkeit und Gleichbehandlung aller Menschen.
Zeichen gegen weiße Vorherrschaft setzen
Andere hatten im Vorfeld zwar Bedenken, sich dann aber trotzdem für den gemeinsamen Protest entschieden. "Ich habe die ganze Nacht darüber nachgedacht, ob ich wirklich hierher kommen und das riskieren soll", sagt Tasha Witney. Sie habe aber realisiert, dass sie es für die Menschen machen müsse, die nicht mehr für sich selbst sprechen könnten. "Wir können alle in unserem sicheren Zuhause sitzen, oder wir können uns endlich gegen das Unrecht wehren." Jeder von ihnen gehe ein Risiko damit ein, weil diese Sache zu wichtig sei. Auf einem Protestschild steht:
Sie wollen mit den Protesten ein Zeichen setzen gegen weiße Vorherrschaft in ihrem Land, sagen sie. Sie wollen gehört werden.
Proteste arten aus
Der Gouverneur von New York Andrew Cuomo forderte die Demonstranten am Samstag auf, sich dabei an die Corona-Regeln zu halten. "Ihr habt das Recht zu demonstrieren (...), aber ihr habt nicht das Recht, andere zu infizieren", so Cuomo. Es sei falsch, dabei keine Maske zu tragen.
-
"Weiße müssen endlich für Schwarze einstehen"
Der Tod von George Floyd durch einen Polizeieinsatz hat die USA erschüttert und zu Ausschreitungen geführt. Rassismus und Gewalt sind unser Alltag, sagen Schwarze im ganzen Land.
Dass die Proteste in vielen Orten in Vandalismus und Zerstörung ausarten, wird von den Demonstranten unterschiedlich bewertet. Es gibt die, die befürchten, dass ihre eigentliche Botschaft von den Berichten über Gewalt und Ausschreitungen überschattet wird. "Es wäre schon wichtig, dass die Proteste friedlich sind, damit sie nicht das Narrativ ändern können und wir die Bösen sind", sagt ein junger Mann. Aber viele vor Ort sind anderer Meinung. Sie hätten so lange unter Unterdrückung gelitten und wollten nun, dass die Menschen sehen, wie sie sich seit Jahren fühlen.
Rapper "Killer Mike" mahnt zur Ruhe
"Es gibt keinen richtigen Weg zu protestieren, denn das ist Protest", sagt der TV-Moderator Trevor Noah in einem Statement bei Instagram-TV nach den Ausschreitungen in Minneapolis. Zu den Plünderungen und Bränden unter anderem in einem Laden der Discounterkette Target äußert er sich so: "Denken Sie an das Unbehagen, das Sie verspürt haben, als Sie gesehen haben, wie dieser Target geplündert wurde. Versuchen Sie sich dann vorzustellen, wie es sich für schwarze Amerikaner anfühlen muss, wenn sie mitansehen müssen, wie sie selbst jeden einzelnen Tag geplündert werden."
Nachdem Demonstranten in der Nacht zum Samstag die Zentrale des TV-Senders CNN in Atlanta angegriffen hatten, wandte sich der bekannte Rapper "Killer Mike" mit einer emotionalen Rede an die Menschen in seiner Stadt. "Es ist nicht die Zeit, euer zuhause niederzubrennen." Gemeinsam mit der örtlichen Bürgermeisterin und der Polizeichefin forderte er die Menschen dazu auf, lieber wählen zu gehen, um die Verhältnisse in ihrem Land zu ändern. Am Abend brennen vor dem Weißen Haus in Washington, D.C. Mülleimer und Tränengas wird versprüht. Die Botschaft der Demonstranten ist in dem Tumult kaum mehr zu verstehen.
Der Autorin auf Twitter folgen @Alica_Jung